Das gebrochene Brot

 

 

Eine Freundschaft begann. Es hieß: „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen“ (Ruth 1,16). Doch eines Tages war zu hören: „Gehst du nach rechts, gehe ich nach links“ (Gen 13,9). Früher schenkten sie sich Rosen, heute führen sie Rosenkriege. Statt sich liebe Worte zu sagen, streiten sie. Wenn einer Ja sagt, dann sagt der andere nein. Wenn einer etwas gut findet, dann empfindet der andere es als schlecht. Wenn einer sagt: So muss es gemacht werden!, dann macht der andere es geradewegs anders. Ist ein solcher Bruch geschehen, dann ist es schwer, an die frühere Vertrautheit anzuknüpfen.

 

Gab es auch im Leben Christi Brüche? Bald nach Seiner Geburt musste die Heilige Familie nach Ägypten fliehen. Als Er Seine erste Predigt hielt, sagten die Zuhörer: „Ist Er nicht der Sohn des Zimmermanns?“ Da nahmen sie Anstoß an Ihm (Mt 13,55). Schließlich wurde Er angeklagt, verurteilt, gegeißelt und hingerichtet.

 

Bei der Brechung des Brotes in der Liturgie wird gesprochen: „Gebrochen und zerteilt wird das Lamm Gottes, es wird gebrochen und bleibt doch ungeteilt, zu jeder Zeit wird es genossen und doch niemals aufgezehrt, sondern es heiligt alle, die es empfangen.“

 

Das gebrochene Brot erinnert uns daran, dass wir durch Leiden erlöst wurden. Christus lässt sich brechen, um die Brüche in unserem Leben zu heilen: „Nehmet und esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird zur Vergebung der Sünden.“

 

Das gebrochene Brot ist zugleich das Brot des Lebens (Joh 6,35). Der Herr schenkt uns durch die Heiligen Geheimnisse die Fülle des Lebens und einst das ewige Leben in der Gemeinschaft mit Ihm.

 

 

(Vgl. Die Göttliche Liturgie unseres Vaters unter den Heiligen Johannes Chrysostomos, Horneburg 2012, 50.61.)

 

 

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