Haus Dahl

Heinrich Michael Knechten

Haus Dahl befindet sich in Altenbork, Dahler Feld 79, 59379 Selm. 1002 wurde Lambert von Dale erwähnt, 1030 Hermann von Dale, 1105 Bruno von Dale, 1150 Gerhard von Dale und 1160 Heinrich von Dale. 1180 wurde in einem Güterverzeichnis das Haus Dahl genannt und 1188 die curia de Dalen. Im 12. Jahrhundert gibt es Belege, dass die mächtigen Besitzer von Dahl dem neugegründeten Kloster Cappenberg Zehnte und Besitzungen zukommen ließen. Jahrhundertelang gab es Streitigkeiten mit dem Haus Gutacker um Holz- und Markenrechte, das heißt, um Anteile an Wald, landwirtschaftlichen  Nutzflächen und um das Grastorfstechen. 1225 verkaufte Otto von Dale dem Kloster Flaesheim einen Hof in Eklo bei Hagen. 1243 erhielt Adolf von Altena das Haus Dale. 1256 verzichtete Heinrich von Dale zugunsten des Klosters Flaesheim auf einen  Hof in Leven. 1317 kam Haus Dahl an die Familie Münster-Meinhövel und 1696 an Bernhard Dietrich von der Reck zu Heessen. 1734 hielt sich Bernhard Dietrich von der Reck nicht an die Abgrenzung seiner Ländereien. Herr von Westrem, der Markenrichter, entwendete daraufhin mit Hilfe der Markgenossen vom Grafen Dahl zwei Pferde, die dieser in der Pferdestatt auf dem Hofe Rensink gegen zehn Taler für bereits angefallene Futterkosten auslösen musste. Als Entschädigung hatte Herr von Dahl außerdem ein "ohnsträfliches" Pferd an den Herrn von Westrem abzutreten und den Markgenossen zehn Tonnen Bier zu zahlen. Um diesen Streit wurde seit 1741 ein langwieriger Prozess geführt. 1778 erhielt die Familie von Boeselager das Haus Dahl und beendete den Streit 1837. Die Dahler Heide wurde danach endgültig aufgeteilt. 1879-1966 bewirtschaftete Familie Ewringmann das Gut. In den 1920er Jahren wurde auf dem Gelände eine Papierfabrik errichtet. Der Bauernhof ist heute auf Rinder- und Schweinezucht spezialisiert.

Ursprünglich lag gegenüber dem heutigen Haus Dahl eine Motte mit Vorburg. An der jetzigen Stelle am rechten Lippeufer wurde das Haus im 14. Jahrhundert errichtet und von einer Gräfte umgeben. Aus dieser Zeit stammt der rechteckige Turm an der Südostecke des Herrenhauses. Im 16. Jahrhundert erfolgte eine Erweiterung in Backstein. Im 18. Jahrhundert kam ein Vorbau zum Hof hinzu und im 19. Jahrhudert wurde der Turm mit einem Fachwerkgeschoss aufgestockt.

Der rechteckige Wohnturm ist der Kern der Anlage. Der anschließende Baukörper wurde mehrmals erweitert. Ursprünglich wurde er von einer Mauer und zwei Gräften umgeben. Die Ringmauer ist noch streckenweise vorhanden und vom zweiten Gräftenring zeugen zwei Torhäuschen im Westen.

 

Die Photographien stammen von Wilhelm Schulte.

 

Bibliographie

·       Beckmann, Theodor, Ingrid Breuer, Reiner Erpenbeck, Thomas Mertens, Gertrud Ritter u. Anne Stahl, Historischer Stadtführer, Datteln 1993, 226-229 (Haus Dahl).

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·       Datenchronik Adelssitze Berge, Bork und Dahl, hg. v. Heimatverein Bork, in:  https://www.heimatverein-bork.de/unser-bork/adelssitze-berge-bork-und-dahl (abgerufen am 1.6.2019).

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·       Ludorff, Albert, u. Julius Schwieters, Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Lüdinghausen, Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen 1, Münster 1893, 21.

·       Rohmann, Hans, u. Manfred J. Kreibich, Die Burgstelle am Fossberg bei Datteln und Haus Dahl bei Selm-Bork, in: Vestischer Kalender 82 (2011), 196-200.

·       Schröder, Sebastian, Das Holzgericht. Untersuchungen zu einer sozialen Funktion an nordwestfälischen Beispielen, in: Nordmünsterland. Forschungen und Funde 3 (2016), 7-60.

·       Sondermann, Dirk, Hg., Lippesagen. Von der Mündung bis zur Quelle, Bottrop 2013, 137f (Der Burggraf von Dahl).

 

© Heinrich Michael Knechten, Horneburg 2019

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