Lorenzo Scupoli

 

 

Er wurde um 1530 in Otranto geboren und trat 1569 in den Orden der Theatiner (Regularkleriker) ein, der 1524 von Cajetan von Thiene und seinen Gefährten gegründet worden war. Er wurde 1577 Priester und war ein beliebter Beichtvater. 1585 wurde er zwangslaisiert und zu Gefängnis verurteilt. Seine Schrift erschien anonym erstmals im Jahre 1589 in Venedig. Er starb am 28.11.1610 in Neapel. Seine Auffassung vom geistlichen Leben beeinflusste unter anderem Franz von Sales und Theophan den Klausner (Feofan Govorov; 1815-1894), vgl. H.M.Knechten, Katholische Spiritualität bei Theophan dem Klausner, Studien zur russischen Spiritualität I, Waltrop 2005.

 

 

Es gibt Menschen, die meinen, Gott rede vertraulich mit ihnen. Sie sind aber rechthaberisch, blind für ihre eigenen Fehler und verurteilen Worte und Handlungen anderer (1, 9).

 

Jeder, der sich mit dem göttlichen Licht und der unerschaffenen Wahrheit vereinigen möchte, braucht Selbsterkenntnis (2, 14f).

 

Erwarte nur von Gott allein Beistand (3, 15f).

 

Ein demütiger Mensch, der auf Gott allein sein ganzes Vertrauen setzt, bereut, wenn er schuldig geworden ist, bleibt aber ruhig; während ein Hochmütiger verzweifelt ist, weil er meinte, fehlerlos zu sein (5, 19).

 

Es kommt darauf an, die Unwissenheit zu überwinden. Urteilen wir nicht nach der Meinung anderer, sondern fragen wir, wie der Heilige Geist wertet. Ehre verfliegt ja wie ein Traum, während die Schmach, die uns angetan wird, Frieden verleiht. Tun wir Gutes denen, die uns hassen (7, 22; vgl. Lk 6,27).

 

Wer sich auf eine Anregung Gottes hin zu etwas entschließt, will das eine nicht mehr als das andere, sondern wie und wann es ihm gefällt. Er bleibt zufrieden und gelassen, mag er es erlangen oder nicht (10, 30).

 

Der Wille des Menschen steht zwischen dem Willen Gottes und verschiedenen Seelenkräften wie Neid, Habsucht und Gier. Beide versuchen, ihn auf ihre Seite zu ziehen (vgl. Röm 7, 23). Darin besteht der geistliche Kampf (12, 33).

 

Durchforsche dein Inneres und prüfe, von welchen Gedanken und Gefühlen es umdrängt und wovon es am meisten tyrannisiert wird (17, 47).

 

Richte in stillem Gebet deinen Blick auf Gott, der dir beisteht (45, 119).

 

 

Quelle: Lorenzo Scupoli, Il combattimento spirituale, Padua 1750. Die erste Zahl gibt das Kapitel und die zweite die Seite in diesem Werk an.

 

Hauptseite