Bericht 2025

 

Wenn ich im vergangenen Jahr anmerkte, daß dies der längste Bericht meines Lebens ist, muß ich mich jetzt korrigieren: Der vorliegende ist noch länger: 2024 waren es 19 Seiten und jetzt sind es 37 Seiten. Seltsamerweise geschehen im Ruhestande viele Dinge! Dabei habe ich von den meisten gar nichts berichtet.

Im Erinnerungsraum, Blumenschmuck und Kerzenarrangement von Jutta,
Photographie von Cornelia Attolini

 

Manfred, der Bruder meines Schwagers, starb (17.11.1956-10.12.2024). Bei der Erstkommunionfeier meiner Großnichte Leokadia hatte ich mich ausführlich mit ihm unterhalten. Nun betete ich bei der Trauerfeier für ihn.

Abschiedsfeier für Manfred

Dienstag, 14. Januar 2025, 14.00 Uhr
Haus der Erinnerung, Garvens Bestattungen,
Kornstraße 22, 30167 Hannover

I.               Begrüßung und Ansprache (Hans Gerd)

II.             Lied: Von guten Mächten (alle)

III.          Die beiden Brüder, Ernst Wiechert, Märchen, München 1946/1947 (Michael)

IV.          Lied: Mögen Engel dich begleiten (alle)

V.            Lesung: Prediger 3, 1-8 (Hanne)

VI.          Musik: Turn, turn, turn. To everything there is a season (Joan Baez)

VII.       Fürbitten, formuliert und vorgetragen durch die Enkel/Enkelinnen

VIII.     Chronik des Lebens (Felicitas)

IX.          In paradisum deducant te angeli […] et cum Lazaro quondam paupere æternam habeas requiem (Michael)

X.            Vater unser (alle)

XI.          Segen (Michael)

XII.       Lied: Großer Gott (alle)

XIII.     Persönliche Erinnerungen (Jutta)

XIV.    Bilder von Manfred (Gwendolyn)

Weil viele bei der Gestaltung der Trauerfeier mitwirkten, entstand ein farbiges und beeindruckendes Bild von Manfred.

Lazarus (Punkt IX), Photographie von Cornelia Attolini

 

Von Zeit zu Zeit gab es in Hannover große Familienfeste wie Taufen, Hochzeiten oder Jubiläen, die auch kirchlich gefeiert wurden, und zwar in St. Marien. Da kam der Zelebrant an und suchte sich alles Notwendige zusammen, was nicht immer einfach war, da mancher Schrank abgeschlossen worden war. Nun begann die Organisation. Glücklicherweise war immer Manfred zur Stelle. Er mußte zunächst gebeten werden, da immer irgendein Hinderungsgrund vorlag. Einmal konnte er nicht mehr knien, ein anderes Mal hatte er Glaubensprobleme. Er ließ sich dann jedoch überreden, noch einmal als Oberministrant zu fungieren. Das tat er denn auch mit Feuer und Flamme. Wenn wir nicht die richtigen Geräte oder Gewänder fanden, nahmen wir das, was zugänglich war. Einmal war der Kelch aus Glas, da der goldene Kelch hinter einer verschlossenen Schranktür stand. Macht nichts. Durch die Reihe der Ministranten, die Manfred anführte, erhielt jeder Gottesdienst seine Feierlichkeit und Würde.

 

 

Manfred bei der Erstkommunionfeier Leokadias
Photographie von Cornelia Attolini

 

Das nächste große Familientreffen in Hannover hatte freundlicheren Charakter. Am Freitagabend war das legendäre Hoffest bei sommerlichen Temperaturen. Verwandte, Nachbarn, Jäger und Bekannte aus dem Freundeskreise waren gekommen.

Am Samstag trafen sich einige Interessierte, um sich von Gwendolyn durch zwei ihrer drei Spielplätze führen zu lassen, die sie hatte erbauen lassen. Alle lauschten gebannt ihren Ausführungen; denn wo in diesem unseren Lande gebaut wird, gibt es auch nicht selten Widerstand und heftige Diskussionen. Ich bewunderte Gwendolyns schöpferische Kraft, aber auch ihre Durchsetzungsfähigkeit.

 

Amöbe am Spielplatz gegenüber dem Hannoveraner Landesmuseum, Photographie von Cornelia Attolini

 

Am Sonntag war Anikes Erstkommunion. Der Gottesdienst war ansprechend gestaltet; Hans Gerd und Michael konnten ihre Stimmen erdröhnen lassen. Nach der Gruppenphotographie bei einem Glas Sekt ging es zum hervorragenden veganen Büffet, Solche Familienfeste stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl; denn die Wohnorte liegen doch ziemlich weit auseinander.

 

Anike dankte allen und eröffnete das Büffet, Photographie von Felicitas Mantik

 

Die Herausgabe der vierten Nummer der Horneburger Blätter gestaltete sich schwierig. In diesem Heft geht es ja um die Zeit des Nationalsozialismus in Horneburg. Da nur wenige Quellen vorliegen, waren umfangreiche Recherchen notwendig, um den Hintergrund der Ortschroniken aufzuhellen. Angesichts der gegenwärtigen Entwicklungen ist diese Arbeit notwendig.

 

 

Photographie von Cornelia Attolini

 

Für das Projekt der Horneburger Blätter wurde am 26. November 2025 in der Stadthalle Datteln im Rahmen einer Ratssitzung der Heimatpreis der Stadt Datteln verliehen. Damit wurde die jahrelange Mühe und Arbeit an diesen Dorfchroniken gewürdigt.

 

André Dora, Bürgermeister der Stadt der Stadt Datteln, hat mir die Prämie von 2.500 Euro als Heimatpreis für den Heimatausschuß des Bürgerschützenvereins Horneburg 1384 e. V. überreicht. Rechts neben ihm Alfons Garvert, Sebastian Elfert, Siegfried Eggenstein, Heinrich Michael Knechten und Wolfgang Wellnitz. Photographie von Wilhelm Müschenborn.

 

 

Mit Alfons Garvert, Siegfried Eggenstein und Wolfgang Wellnitz, Photographie von Cornelia Attolini

 

 

Schottland ist eines meiner Sehnsuchtsländer. Dieses Faible wurde durch meinen Englischlehrer geweckt. Große Musiker zeichneten die Spur vor: Beethoven bearbeitete Schottische Lieder und Mendelssohn komponierte die Hebridenouvertüre sowie die Schottische Symphonie. Vor acht Jahren war ich bereits für wenige Tage in Schottland, aber dies war nichts im Vergleich zur diesjährigen Reise.

 

Loch Ness mit dem Ungeheuer in Wolkenform,
Photographie von H. M. Knechten

 

Kiltrock, Photographie von H. M. Knechten

 

Diese Möwe auf einer Laterne am Hafen von Oban sieht aus wie eine Skulptur. Photographie von H. M. Knechten.

 

Der Kreuzgang des Benediktinerklosters auf der Insel Iona,
Photographie von H. M. Knechten

 

Hier war ursprünglich eine keltische Siedlung gewesen. Mitte des achten Jahrhunderts wurden die Reliquien des heiligen Apostels Andreas an diese Stätte verbracht, die sogleich ein bedeutsamer Wallfahrtsort wurde. Zu dieser Zeit war hier bereits ein Kloster. 908 wurde St. Andrews Bischofssitz. Das Andreaskreuz der schottischen Flagge bezieht sich auf die Verehrung des Heiligen an diesem Orte. Der heilige Andreas erlitt an einem X-förmigen Kreuz das Martyrium. Daher kommt die Bezeichnung Andreaskreuz. Die Kathedrale des Klosters St. Andrews wurde 1158 begonnen und 1318 fertiggestellt. Augustinerchorherren lebten und wirkten hier. Dieses Kloster war das spirituelle und kirchliche Zentrum Schottlands. Der Gründer der Protestantischen Kirche Schottlands, John Knox (um 1514 bis 1572), nahm in einer Predigt Stellung gegen St. Andrews. Daraufhin zerstörten seine Anhänger im Juni 1559 die Innenausstattung der Kathedrale. Kirche und Kloster dienten in der folgenden Zeit als Steinbruch für neue Bauten.
Photographie von H. M. Knechten.

 

Schottland ist das Mekka des Whiskys. Hier eine Bar im Hotel Sandmann Aberdeen. (Wer da wohl wem Sand in die Augen streut?)
Photographie von H. M. Knechten.

 

Früher wurde ich nicht selten gefragt: „Was, Sie müssen selber kochen???“ –

Von müssen kann hier aber gar keine Rede sein! Ganz im Gegenteil, ich koche leidenschaftlich gern. Zum Beispiel wandle ich Pilaw ab. Die ältere Form dieser Speisenbezeichnung ist Plow, da sie aus dem Persischen kommt: پڵۅ polou – gekochter Reis. Dieser Name weist darauf hin, daß es ein Reisgericht ist. Ihm werden Hammelfleisch und Gemüse zugefügt.

Ich jedoch verwende Chorizo oder andere Wurstsorten, Graupen, Lauch, Zwiebeln, Knoblauch, Stangensellerie, Kohlrabi, rote Beete, rote Paprika, Kürbis und eine geheime Gewürzmischung.

Pilaw, Photographie von H. M. Knechten

 

Ich bereite gerne warmen Kartoffelsalat zu. Während die Kartoffeln kochen, schneide ich Zwiebel, füge Salatgewürze hinzu, mische die Kartoffeln hinein und serviere das Gericht warm.

Gefallen habe ich daran gefunden, roten oder weißen Glühwein zuzubereiten. Die Gewürzmischung ist, Ihr wißt schon, geheim. Der Vorteil gegenüber dem handelsüblichen Getränk ist: Es schmeckt nicht so süß, die Weinqualität ist besser und künstliche Aromen fehlen gänzlich.

Es gibt aber auch Glühbier. Davon habt Ihr noch nie gehört? Diese Brauart stammt aus Belgien; es wird aber auch Glühbier von Störtebecker angeboten. Mit Glühbier experimentiere ich noch, aber die Zwischenergebnisse lassen hoffen.

Gerne bereite ich auch Macedonia zu, mit Trauben, Birnen, Äpfeln, Bananen, Orangen und Walnüssen.

 

Ein wenig bin ich wohl mondsüchtig (lunatico); denn eine schöne Erscheinung dieses Himmelskörpers fasziniert mich.

Oben der Mond, unten Weihnachtsbeleuchtung, Photographie von Cornelia Attolini

 

Halo (atmosphärischer Lichteffekt), Photographie von H. M. Knechten

 

Mond in Hansgerds Jagdrevier

 

In das Netz habe ich folgende Beiträge neu eingegeben:

Unter Ansprachen:

o   Zehn. Diese Predigt hatte ich 1988 in Hannover gehalten aus Anlaß meiner Priesterweihe vor zehn Jahren. Hier zog ich ein Resümee über die Erfahrungen in dieser Zeit.

Unter Horneburg:

o   Alexander Iwschenko in Horneburg. Dieser Künstler gestaltete die Ikonostase in der Alten und die Kirchenfenster in der Neuen Kirche.

Unter Kirchen:

o   Kartäuser. Nach Besichtigung der Ausstellung „Das verschwundene Kloster“ in Unterrath ergänzte ich diese Seite.

Unter Lebensfülle:

o   Bericht 2024.

o   Gemeinschaft.

o   Gundacker.

o   Photographiengalerie.

o   In der dortigen Unterabteilung „Kunst und Kultur“: Čiurlionis, der bedeutende litauische Maler und Komponist.

o   In der Unterabteilung „Literarisches“ ist ein Bericht über den Roman „Nachsommer“ von Adalbert Stifter. Dieses Projekt hatte mich anderthalb Jahre beschäftigt.

o   In der Unterabteilung „Spiritualität: Texte“ ist eine kleine Mitteilung über das Buch Sidrach. Es handelt sich um ein wenig bekanntes Kleinod aus dem 13. Jahrhundert und gehört in die Reihe früher Enzyklopädien (Summen).

o   In der Unterabteilung „Spiritualität: Skizzen“ findet sich Hinweise zu Esoterica.

Unter Lehrbücher:

o   Mit Cicero zum Latinum

o   Biblische Geschichte

o   Katechismus. Ich fand ihn langweilig und unverständlich. Bei meiner diesjährigen relecture fiel es mir wie Schuppen von den Augen. In sich selbst betrachtet, beschreibt der Katechismus von 1955 ein beeindruckendes System. Allerdings hat es scharfe Grenzen und neigt zur Engherzigkeit.

o   Lebensgut. Dies war unser Lesebuch in der Sexta. Es war gut gestaltet und enthielt neben altertümlichen Beiträgen auch klassische Texte.

o   Weitere Sprachen: Ägyptisch, Akkadisch, Arabisch, Chinesisch, Französisch, Italienisch, Kirchenslavisch, Niederländisch, Persisch, Russisch, Sanskrit, Spanisch, Syrisch, Türkisch, Ugaritisch und Urartäisch.
Hier schildere ich meinen jeweiligen Zugang und die jahrzehntelangen Erfahrungen mit diesen Sprachen. Bei einigen Sprachen habe ich eine umfangreiche Bibliographie erarbeitet, die wie eine revision de vie diese Erfahrungen spiegelt. In den letzten Jahrzehnten hatte ich jeweils nur einen kleinen Teilbereich bearbeitet. Jetzt versuchte ich, einen Gesamtüberblick zu geben, um zu sehen, welchen Weg ich zurückgelegt habe.

Unter Steyl:

o   Erlemann. Ich hatte diese Seite bereits 2024 ins Netz gestellt, erwarb dann aber einige weitere Quellenwerke zur Mission der Steyler Missionare in Süd-Shantung (Shandong). Ich staunte darüber, welche Strapazen diese Missionare erduldeten. Es gab Infektionskrankheiten, Räuberbanden, bewaffnete Überfälle und zu allem Unglück auch noch ein Bischof, dem sie Gehorsam schuldeten, der aber ein Alkoholiker war und andere Menschen moralisch zugrunde richtete. Um das Maß voll zu machen, stand die missionarische Arbeit im Rahmen der Kolonisierungspolitik des Deutschen Kaiserreiches, sodaß die biblische Botschaft stark verdunkelt wurde.

 

Ab und zu werde ich ein Opfer der Schusseligkeit, jener fatalen Mischung aus Unaufmerksamkeit, Nachlässigkeit, Vergeßlichkeit, Ungeschicklichkeit, Ungeduld, Übereilung, Selbstüberschätzung und Dusseligkeit. Dafür gebe ich ein Beispiel: Ich sollte den Zählerstand des Stromzählers melden, ging zum Stromkasten, öffnete ihn, sah links ein seltsames Gerät, auf dem ich keine Zahlenanzeige erkennen konnte, und gab deshalb den Zählerstand des rechten Gerätes durch, der klar zu erkennen war: 8.645 Kilowattstunden. Erst nach und nach fiel mir ein, daß ich ja bei der Montage des linken Zählers, der demnächst den Zählerstand funken sollte, dabeigewesen war und gesehen hatte, wie der Monteur mit einer Taschenlampe in das Display leuchtete, um die Zahlen erkennen zu können. Ich tat dies und erhielt einen Zählerstand von 377 Kilowattstunden. Das war ein gewisser Unterschied zu 8.645 kwh. Glücklicherweise konnte ich nachträglich den Fehler korrigieren lassen; sonst wäre es teuer geworden.

 

Es liegt wahrscheinlich an den Zeitläuften, daß mir ab und zu ein Fragment der Vergangenheit vor das geistige Auge tritt.

Ich habe meine Kindheit ab dem zehnten Lebensjahre in einem Kloster verlebt. Monatlich gab es Vorträge über die Mission. Ein Ausspruch eines Missionsprokurators ist mir in Erinnerung geblieben.

„Es gibt drei Sorten von Missionaren:

·      Da sind die, welche ihre missionarische Tätigkeit mit Geld vom Orden finanzieren lassen.

·      Da sind andere, welche keinerlei Ansprüche stellen.

·      Und dann gibt es Missionare, die soviel Spenden sammeln, daß sie Kirchen, Schulen, Krankenhäuser und Kindergärten in der Mission bauen lassen können.“

Es war eindeutig, welche dieser drei Gruppen der Missionsprokurator bevorzugte. Das aber bedeutet für den jeweiligen Missionar, in seinem Heimaturlaub ständig „auf Achse“ zu sein, überall Lichtbildervorträge zu halten und eine gewaltige Korrespondenz zu führen.

 

 

„Sie haben Flöhe und Läuse!“, sagte mir der Augenarzt. Damit meinte er, ich habe sowohl Glaukom als auch Katarakt. Als ich einem Freund mitteilte, daß ich an den Augen operiert werde, fragte er: „Ist da noch etwas zu machen?“

 

 

Nach der Kataraktoperation rechts, Photographie von Cornelia Attolini

 

Für mich überraschend war, daß ich nach den Operationen ohne Brille mehr und genauer sah als früher mit einem optischen Begleitinstrument.

Nachdem ich in den letzten Jahren ein deutsches, englisches, flämisches, französisches, italienisches und russisches Gedicht in meinen Briefen mitgeteilt und besprochen hatte, soll dieses Mal eines auf Käwels folgen:

 

Et Käwels Liche

Das Kevelaerer Lied

 

Wor hör ek tʼhüß? –
Kent gej min Land?
Gän Baerge schnejbelaeje,
Gän driewend Water träckt en Band
Voerbej an grote Staeje:
Dor, wor de Nirs doer
ʼt Flackland gätt,
Wor in dem Baend et Maisüt stätt,

On wor de Keckfoars quakt in
ʼt Lüß,
Dor hör ek t
ʼhüß, dor hör ek tʼhüß.

 

 

Wor op de Heij de Loewrek sengt,
Den Haas sprengt dör de Schmeele,
Wor ons de ricke Sägen brengt
De Aerbeijshand voll Schweele,
Wor in et Koarn de Klappros droemt,
Van Faeld on Weije rond ömsoemt,
So frindlek roest et Burenhüß,
Dor hör ek t
ʼhüß, dor hör ek tʼhüß.

 

 

Wor gärn de Lüj en oapen Hand

In Not de Noaber reike,
Foer Gott on Kerk on Vaderland
Noch faas ston, as de Eike,
Wor maenn
ʼgen Drömer, maennʼge Sock,
So gut es, as den andern ok,
Wor saelde Strit on grot Gedrüß,
Dor hör ek t
ʼhüß, dor hör ek tʼhüß.

 

 

 

Pries gej ow Land mar allemol
In Nord, Ost, Süd on Weste,
Ok maenn
ʼge grote Noet es hoal –

Min Laendche es et beste!
Hier stond min Wieg, hier lüjt mej ok,

So Gott well, eins de Dojeklock.
Dann schrieft mej op et steene Krüß:

Hier hört hän tʼhüß, hier hört hän tʼhüß!

 

Wo bin ich zuhaus?
Kennt Ihr mein Land?
Keinʼ Berge, schneebelagen,
Kein reißendes Wasser zieht ein Band
Vorbei an großen Städten:
Dort, wo die Niers durchʼs Flachland geht,
Wo in der Feuchtwiese das Gänseblümchen steht,
Und wo der Frosch quakt im Schilf,
Dort bin ich zuhaus, dort bin ich zuhaus.

 

 

Wo auf der Heide die Lerche singt,
Der Hase springt durch das Gras,
Wo uns den reichen Segen bringt
Die Arbeitshand vollʼ Schwielen,
Wo im Korn der Klatschmohn träumt,
Von Feld und Weide rings umsäumt,
– So freundlich ruht das Bauernhaus –
Dort bin ich zuhaus, dort bin ich zuhaus.

 

 

Wo gern die Menschen eine offʼne Hand
In Not dem Nachbarn reichen,
Für Gott und Kirchʼ und Vaterland
Noch fest stehʼn, wie ʼne Eiche,
Wo mancher Träumer, manchʼ Tolpatsch
So gut ist wie ein andʼrer auch,
Wo selten Streit und großer Verdruß,
Dort bin ich zuhaus, dort bin ich zuhaus.

 

 

Preist Ihr Euer Land nur allzumal
In Nord, Ost, Süd und Westen,
– Auch (wenn) manchʼ große Not es einholt –
Mein Ländchen ist das beste!
Hier stand meine Wiege, hier läutet mir auch,
So Gott will, einst die Totenglockʼ,
Dann schreibt mir auf das steinernʼ Kreuz:
Hier ist er zuhaus, hier ist er zuhaus!

 

Theodor Bergmann wurde am 29. Dezember 1868 in dem Haus der heutigen Basilikastraße Nummer 28 geboren. 1885 übernahm er die väterliche Schuhfabrik. Ab 1903 war er zudem Geschäftsführer des Volksvereins für das katholische Deutschland im Kreis Geldern. 1919/1920 war er Mitglied der Weimarer Nationalversammlung. Von 1923 bis 1939 leitete er den Kevelaerer Museumsverein. 1946 begründete er die CDU in Kevelaer und war deren erster Vorsitzender.  Er starb am 17. Mai 1948 in Kevelaer.

Theodor Bergmann dichtete das Kevelaerer Heimatlied im Jahre 1910 und der Komponist Gerhard Korthaus (1869-1937) verlieh ihm im gleichen Jahr die Melodie. Korthaus war von 1890 bis 1927 Basilikaorganist und Kirchenmusiker in Kevelaer. Er wurde zum Königlichen Musikdirigenten ernannt.

Uraufgeführt wurde das Kevelaerer Lied am 19. Januar 1913 bei der Jahreshauptversammlung des Kevelaerer Museumsvereins.

Das Lied stellt die Schlichtheit und Unaufdringlichkeit der Kevelaerer Heimat heraus. Am Niederrhein gibt es Kostbarkeiten, aber sie sind verborgen und fallen dem oberflächlichen Reisenden nicht auf. Zugleich wird im Kevelaerer Lied die Menschlichkeit betont, die niemanden zurücksetzt und stete Hilfsbereitschaft einschließt.

 

Séraphine Louis (1864-1942), Der Kirschbaum, Clemens-Sels-Museum Neuss, Photographie von Cornelia Attolini

 

In Neuss war die Malerin Séraphine Louis zu entdecken. Nachdem sie als Laienschwester aus dem Kloster in Senlis entlassen worden war, arbeitete sie als Putzfrau und kam durch eine innere Inspiration zur Malerei. Im gezeigten Bild stellte sie Kirschen und welke Blätter zugleich an einem Baum dar: Leben und Tod, Frühling und Herbst, Fruchtbarkeit und Verlöschen. Ihre als „naiv“ bezeichneten Bilder enthalten eine tiefe und berührende Botschaft.

·      Jean-Louis Derenne, Bertrand Lorquin und Wilhelm Uhde, Catalogue de lʼexposition Séraphine de Senlis, Museum Maillol, Paris 2008.

 

Früher gab es im Radio das Wunschkonzert. Diese Sendung heißt heute: „Lieblingsstücke“. Bereits einige Male wurden meine diesbezüglichen Wünsche erfüllt:

v Ottorino Respighi, Rossiniana für Orchester. Dieses Stück wurde bei der letzten Sendung im Jahr wiederholt, da es ein seltener Wunsch war. Von diesem Komponisten kannte ich die Brunnen, Pinien und Feste Roms. Eigentlich wollte ich sie nur noch einmal anhören, aber es kam eine Kassette mit seinen sämtlichen Orchesterwerken. So fand ich die Rossiniana. Er hat auch Orgelwerke komponiert; die werden aber erfahrungsgemäß bei den Lieblingsstücken äußerst selten gespielt, da wohl Assoziationen an Gottesdienste am Sonntagmorgen vermieden werden sollen.

v Johannes Brahms, Händelvariationen für Klavier. In einem Konzert Krystian Zimermans hörte ich Brahmsʼ zweite Klaviersonate. Ich studierte daraufhin Brahmsʼ sämtliche Klavierwerke und wählte die Händelvariationen aus.

v Carl Czerny, Klavierkonzert a-Moll, op. 214. Klavierspieler stöhnten manchmal bei der Erarbeitung Czernys Schule der Geläufigkeit. Sie war ihnen ein Horror; aber es gibt darin auch melodische Stücke. Ich war neugierig, Beispiele Czernys weiterer Werke kennenzulernen. Da gibt es sechs Symphonien, vier Klavierkonzerte, elf Klaviersonaten, Phantasien, Variationen, Kirchenmusik, Capricci und Rondos.

v Maurice Duruflé, Requiem. Ich kenne die betreffenden Werke von Mozart, Verdi, Brahms, Fauré, Dvořák, Salieri, Hector Berlioz und Benjamin Britten, doch Duruflé hat eine eigene Musiksprache. Er führt den Choral in die Zauberwelt der Spätromantik.

 

Krippenmäßig war ich sehr karg ausgestattet. Eines Tages stand eine Tüte mit Krippenfiguren vor meiner Tür. Sie fanden Platz in einer Nische des Küchenschrankes (im Stile des Gelsenkirchener Barocks). Das war meine Küchenkrippe.

 

Flammenengel, Photographie von Cornelia Attolini

 

Dann schenkte mir Albert, mit dem ich in Steyl zur Schule gegangen war, eine respektable Krippe. Die Drei Könige ziehen durch die Wüste nach Bethlehem, von einem Sterne geleitet.

 

Zug nach Bethlehem durch die Wüste, Photographie von Cornelia Attolini

 

Die Hirten an der Krippe, Photographie von Cornelia Attolini

 

© Dr. Heinrich Michael Knechten, Stockum 2025

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