Die Burg

 

Die älteste Form der Burg ist der Wohnturm (Donjon), der um 1000 aus dem normannischen Raum in Westfalen eingeführt wurde. Er wurde meist auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel in Holz oder in Stein errichtet. Das mehrgeschossige Bauwerk vereinte Wehr-, Wohn-, Repräsentations- und Wirtschaftsfunktionen in sich. Im fortgeschrittenen 12. Jahrhundert bildete sich die Motte (Turmhügelburg) heraus.

Im frühen und hohen Mittelalter hatten nur der Kaiser und der König das Recht, Burgen anzulegen: Dies waren Reichsburgen. Die Burg war der Mittelpunkt der Grundherrschaft und fungierte als Wirtschafts-, Verwaltungs- und Gerichtsmittelpunkt.

Als die Bedeutung des Hochadels wuchs, ging dieses Privileg auf die geistlichen und weltlichen Fürsten über: Dies waren Bischofs- und Dynastenburgen.

Das Emporkommen des niederen Adels im Dienste des Kaisers oder Königs, der Bischöfe und der großen Adelsgeschlechter (Dienstmannenadel) führte dazu, dass seit dem späten 12. Jahrhundert in bisher unbekanntem Ausmaße Burgen errichtet wurden, die den Mittelpunkt kleiner, lokaler Ortsherrschaften bildeten: Dies waren Wohnburgen, die in ältere Wallburgen integriert wurden.

Die Anlage eines Burgensystems diente dem gegenseitigen Schutz. Dies führte zur Herrschaftsverdichtung und zur Durchdringung des Raumes unter strategischen Gesichtspunkten.

Am Nieringsbach.

 

In 45770 Marl-Sinsen, Halterner Straße / Gräwenkolkstraße / Burgweg gibt es Die Burg. Dies ist eine der größten und besterhaltensten Wallburgen des nördlichen Ruhrgebiets. Die Wallburg diente als Fluchtburg. Eine erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1312, aber die Burg ist wahrscheinlich wesentlich älter. Im 10. Jahrhundert gab es Ungarneinfälle. Möglicherweise ist dies der Grund für den Baubeginn. Später war die Familie von Nesselrode, die um 1300 erstmals in den Quellen auftauchte, Eigentümerin des Areals.

Der äußere Wall, die sogenannte Vorburg, zieht sich um die ganze Anlage herum. Das Kernwerk liegt im Osten am Nieringsbach.

 

Bibliographie

o   Homberg, Philipp R., Die Burgen des frühen Mittelalters in Westfalen, in: Hinter Schloß und Riegel. Burgen und Befestigungen in Westfalen, hg. v. Westfälischen Museum für Archäologie – Amt für Bodendenkmalpflege, Konzeption u. Leitung: Hartmut Polenz, Münster 1997, 120-159, hier 144f.158.

o   Leenen, Stefan, u. Kai Niederhöfer, Burgen AufRuhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion, Essen 2010, 347-350.

o   Peine, Hans-Werner, Befestigte Höfe und Wallburgen im Münsterland – Königtum und Adel im 9. bis 11. Jahrhundert, in: 805: Liudger wird Bischof. Spuren eines Heiligen zwischen York, Rom und Münster, hg. v. Gabriele Isenberg u. Barbara Rommé, Münster 2005, 45-54, hier 53.

o   Peine, Hans-Werner, Burgen als Zentren von Macht und Herrschaft – Aspekte der Bautätigkeit des westfälischen Adels im Hochmittelalter, in: Canossa 1077. Erschütterung der Welt. Geschichte, Kunst und Kultur am Aufgang der Romanik, Bd. 1: Essays, hg. v. Christoph Stiegemann u. Matthias Wemhoff, München 2006, 235-242.

o   Schmitt, Reinhard, Hans-Wilhelm Heine, Mathias Hensch u. Andreas Otto Weber, Burgenbau in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts und im frühen 12. Jahrhundert in ausgewählten Landschaften des Reiches, in: Canossa 1077. Erschütterung der Welt. Geschichte, Kunst und Kultur am Aufgang der Romanik, Bd. 1: Essays, hg. v. Christoph Stiegemann u. Matthias Wemhoff, München 2006, 219-234.

 

© Heinrich Michael Knechten, Horneburg 2020

 

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