Edelsteine in der Bibel

 

Inhaltsverzeichnis

 

Achat 4

Amethyst 5

Beryll 5

Chalzedon. 6

Chrysolith. 7

Chrysopras 8

Diamant 8

Hyazinth. 9

Jaspis 10

Lynkurer 10

Malachit 12

Onyx. 12

Rubin. 13

Saphir 14

Sarder 15

Sardonyx. 16

Smaragd. 16

Topas 17

Türkis 18

Mineralogie der Edelsteine. 19

In der Bibel genannte Edelsteine. 19

Symbolik der Edelsteine. 20

Hildegard von Bingen. 21

Heilkraft der Edelsteine. 21

 

Edelsteine haben mich schon immer fasziniert. Sie verfügen über geballte Energie, welche sie denjenigen mitteilen, die dafür empfänglich sind. Ihre Farbenpracht, ihr funkelndes Aussehen und ihre ganz unterschiedliche Ausstrahlung haben mich sogar zu der scherzhaften Bemerkung veranlaßt, sie hätten eine Seele.

Im Altertum stammten Edelsteine hauptsächlich aus Ägypten, Kleinasien, Indien, Mesopotamien und Sardinien. In den dortigen Kulturen hatten sie eine Bedeutung im religiösen Ritual, in der Kleidung derer, welche den Kult vollzogen oder Herrschermacht repräsentierten.

Edelsteine wurden zu Perlen, Skarabäen und Siegeln verarbeitet. Sie traten an den Ausgrabungsstätten zu Tage.

In der Heiligen Schrift werden Edelsteine an prominenten Stellen genannt. Kataloge finden sich im Buch Exodus, beim Propheten Ezechiel und in der Geheimen Offenbarung:

Für die Kleidung des Hohenpriesters wird verfügt: „Die Brusttasche für die Losentscheidungen sollst du wie den Priesterschurz machen, kunstreich gewirkt, aus Gold , blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter feiner Leinwand. Viereckig soll sie sein und doppelt gelegt; eine Spanne soll ihre Länge sein und eine Spanne ihre Breite. Du sollst sie besetzen mit vier Reihen von Steinen. Die erste Reihe sei ein Sarder, ein Topas und ein Smaragd, die zweite ein Rubin, ein Saphir und ein Diamant, die dritte ein Lynkurer, ein Achat und ein Amethyst, die vierte ein Türkis, ein Onyx und ein Jaspis; in Goldgeflecht sollen sie gefaßt sein. Zwölf sollen es sein in Siegelstecherarbeit nach den Namen der Kinder Israels, daß auf jedem ein Name stehe nach den zwölf Stämmen“ (Ex 28, 15-21).

 

Im Klagelied über den König von Tyrus heißt es: „In Eden warst du, im Garten Gottes, geschmückt mit Edelsteinen jeder Art, mit Sarder, Topas, Diamant, Türkis, Onyx, Jaspis, Saphir, Malachit, Smaragd. Von Gold war die Arbeit deiner Ohrringe und des Perlenschmucks, den du trugst; am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet“ (Ez 28, 13).

 

Das letzte Buch der Bibel schließt mit der trostreichen Aussicht auf das prächtige Jerusalem, das entstehen wird: „Die Grundsteine der Mauer um die Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelsteinen. Der erste Grundstein war ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst“ (Offb 21, 19f).

 

Die genannten Edelsteine werden nun in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Es folgen jeweils Anmerkungen zur Etymologie, Mineralogie, zum Vorkommen in der Bibel, zur Symbolik und Heilwirkung, wobei ein besonderes Augenmerk den Ratschlägen Hildegards von Bingen gilt.

 

Achat

Achatschale, Weltliche Schatzkammer, Wien. Sie könnte am Hofe Konstantins des Großen ( 337) in Konstantinopel entstanden sein. Zeitweilig wurde diese Schale mit dem Heiligen Gral identifiziert, welcher das Blut Christi bei seiner Kreuzigung aufgefangen habe. Geschichtlich kann das nicht sein, da zwischen der Kreuzigung Christi und dem Kaiser Konstantin dreihundert Jahre liegen.

Der Achat erhielt seinen Namen vom Fluß ἀχάτης achátēs in der Nähe der Stadt Acate auf Sizilien, das heute zu Ragusa gehört. Dort kam dieser Edelstein häufig vor.

Der Achat ist eine Varietät des Quarzes, die Mineralaggregate in Form von Drüsen und Mandeln bildet. Farblich kommen Pastelltöne in vielen Schattierungen vor.

Die Mitte der dritten Reihe der hohepriesterlichen Brusttasche war mit einem Achat besetzt (Ex 28, 19).

Der schwarze Achat symbolisiert Mut, Kühnheit, Lebenskraft und Gedeihen, der rote die Liebe des Geistes zum Guten, Gesundheit, Wohlstand, Langlebigkeit und Frieden.

Amulette aus Achat werden gegen Blitz, Sturm und Durst getragen.

Hildegard von Bingen empfiehlt Achat bei Augenleiden oder Herzbeschwerden.

 

Amethyst

Porträt des Kaisers Caracalla, eingefügt in einen Amethyst-Cabochon, drittes Jahrhundert

Der Amethyst hat seinen Namen nach dem griechischen ἀμέϑυστος améthystos nicht trunken machend, da der Glaube vorherrschte, wer einen Amethyst trägt oder Wein aus einem Amethystkelch trinkt, falle nicht dem Rausche anheim. Außerdem habe der Stein eine abschreckende Wirkung auf Diebe, sodaß er neben anderen Grabschmuck gelegt wurde, um Grabräuber fernzuhalten.

Amethyst ist eine violette Varietät des Minerals Quarz.

Der rechte Stein der dritten Reihe der hohepriesterlichen Brusttasche war ein Amethyst (Ex 28, 19).

Der zwölfte Grundstein des Himmlischen Jerusalems ist ein Amethyst (Offb 21, 20).

Dieser Stein symbolisiert Demut, Seelenfrieden, Frömmigkeit, Nüchternheit und Entsagung. Wer ihn trägt, liebt die Menschheit im allgemeinen.

Er beruhigt, gleicht aus und macht ausgeglichen, fördert die Selbstbeherrschung und den Verzicht.

Hildegard wendet ihn bei Hautkrankheiten und Schwellungen an.

 

Beryll

Facettierter Goldberyll (Heliodor) aus Brasilien

Der dravidische (südindische) Ortsname vēlūr wurde im Sanskrit mit vaiḍūrya und im Griechischen mit βήρυλλος bēryllos wiedergegeben. An dem angegebenen südindischen Orte wurden zuerst diese Edelsteine gefunden. Das deutsche Verbum brillieren – glänzen hängt mit der Bezeichnung dieses Edelsteines zusammen. Aus diesem Kristall wurden die ersten Brillen geschliffen, die daher nach ihm benannt wurden.

Er gehört zur Mineralklasse der Silikate und Germanate.

Der achte Grundstein des Himmlischen Jerusalems ist ein Beryll (Offb 21, 20).

Er symbolisiert Hoffnung, Glück und Lebensfrische.

Er regeneriert, beruhigt, nimmt Ängste, stärkt eine positive Lebensauffasssung, eröffnet Zugang zu den eigenen Energien und vertieft die Erkenntnis.

Hildegard weist auf die entgiftende und entlastende Kraft des Berylls hin. Er nimmt Überspannung und mindert Zorn sowie Streitlust.

 

Chalzedon

Zylindersiegel aus Chalzedon, 6.- 4. Jahrhundert vor Christus, Achemänidenzeit, Louvre

In Chalzedon, griechisch χαλκηδών chalkēdōn, der bithynischen Hafenstadt am südlichen Ausgang des Bosporus wurde dieser Stein gefunden.

Er ist eine mikro- bis kryptokristalline Gefügevarietät des Minerals Quarz.

Er ist der dritte Grundstein des Himmlischen Jerusalems (Offb 21, 19).

Er symbolisiert Körperkraft und wendet negative Einflüsse ab.

Er verleiht Selbstvertrauen und Sicherheit, stabilisiert die Gefühle, baut Überanstrengung ab, stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte, fördert die Konzentration und hilft, schädigende emotionale Abhängigkeit zu vermindern.

Hildegard nennt die ausgleichende Kraft des Chalzedons. Er hilft dem Menschen auch, sich verständlich auszudrücken.

 

Chrysolith

Chrysolith-Gemme an einem Ring,  römisch, 100 vor Christus bis 200 nach Christus, Metropolitan Museum of Art,
New York City

Chrysolith bedeutet Goldstein, goldener Stein und geht auf die griechischen Wörter χρυσός chrysós – golden und λίϑος líthos – Stein zurück.

Es handelt sich um eine reine Varietät des Minerals Olivin.

Der siebente Grundstein des Himmlischen Jerusalems ist ein Chrysolith /Offb 21, 20).

Er symbolisiert Weisheit, Klugheit und Verschwiegenheit.

Er stärkt die persönliche Identität und schützt vor schädlichen Einflüssen.

Hildegard weist auf die Kraft des Chrysoliths hin, die innere Ordnung zu stärken und dadurch ein selbstbestimmtes Leben führen zu könnern.

 

Chrysopras

Pantokrator – Allherrscher Christus, Byzantinisch, Konstantinopel, 10./11. Jahrhundert, Rüstkammer im Moskauer Kremlʼ, Gold, besetzt mit Chrysopras, Jaspis, Rubin und Smaragd

Der Begriff Chrysopras setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern χρυσός chrysós – golden und πρᾶσον prāson – Lauch, weil er golden und zugleich grün wie Lauch ist.

Er ist eine Varietät des Chalzedons und wie dieser ein Quarz.

Der Chrysopras ist der zehnte Grundstein des Himmlischen Jerusalems (Offb 21, 20).

Er symbolisiert Frohsinn und Freude.

Er erleichtert, sich in die Umgebung einzufügen, regt die Kreativität an und fördert eine positive Lebenseinstellung.

Hildegard rät, sich dieses Steines zu bedienen, um schädliche und zerstörerische Einflüsse abzuweisen.

 

Diamant

Schnupftabakdose des Zaren Nikolaus I. (1796-1855), mit Diamanten besetzt, Staatliches Historisches Museum, Moskau

Das Wort Diamant leitet sich vom griechischen ἀδαμάντινος adamántinos – stählern, unbezwinglich ab, weil dieser Edelstein der härteste natürliche Stoff ist.

Er ist eine kubische Modifikation des Kohlenstoffes und entsteht unter hohem Druck.

Die Redeweise „so hart wie ein Diamant“ kommt zweimal in der Bibel vor, bezogen auf die Stirn in Ez 3, 9, und auf das Herz in Sa 7, 12. In der zweiten Reihe rechts der Brusttasche des Hohenpriester ist ein Diamant (Ex 28, 18) und der Garten Eden ist geschmückt mit Diamanten (Ez 28, 13).

Der Diamant symbolisiert Licht, Leben und Unzerstörbarkeit.

Er stärkt die Widerstandskraft und verhilft zu einer ganzheitlichen Schau.

Nach Hildegard hilft der Diamant gegen Gicht, aber auch gegen obsessive Gedanken.

 

Hyazinth

Hyazinth „La Bella“, Steinfassung Wien frühes 15. Jahrhundert, 1687 in Ungarn gekauft, Schatzkammer Wien

Der Name Hyazinth (ὑάκινϑος hyákinthos) ist vorgriechisch. Es handelt sich um eine Gottheit, die von Apollon depotenziert und zu einem Heros (Helden) herabgestuft wurde.

Dies wird im Mythos dadurch ausgedrückt, daß Hyazinth, Apollons Geliebter, durch einen unglücklichen Diskoswurf getötet wurde. Apollon ließ daraufhin aus seinem Blut die Blume Hyazinthe wachsen.

Hyazinth ist eine gelbe, gelbrote oder rotbraune Zirkonvarietät. Zirkon gehört der Mineralklasse der Silikate und Germanate zu.

Er ist der elfte Grundstein des Himmlischen Jerusalems (Offb 21, 20).

Er symbolisiert die Treue und Bescheidenheit.

Er dämpft Überempfindlichkeit, wirkt reinigend, reduziert Täuschungen und stärkt die Wahrnehmung der Realität.

Nach Hildegard hilft dieser Stein gegen Verblendung, Trugbilder und Fieber.

 

Jaspis

Jaspiskreuz, St. Peter, Blansingen, Kreis Lörrach, Baden-Württemberg

Das akkadische (assyrisch-babylonische) (j)ašpū wurde zum griechischen ἴασπις íaspis.

Jaspis ist eine mikrokristalline, feinkörnige Varietät des Minerals Quarz. Es ist undurchsichtig weiß, kann aber durch Beimengungen von Eisenoxyden verschiedene Farbtönungen annehmen.

Die Brusttasche des Hohenpriesters weist in der vierten Reihe rechts einen Jaspis auf (Ex 28, 20). „Auf dem Thron saß einer, der anzusehen war wie die Steine Jaspis und Sarder“ (Offb 4, 3).

Er symbolisiert Freude und Glück.

Er hilft, Schwierigkeiten zu überwinden. Durch seine erdende und verankernde Kraft stärkt er die Antriebskraft.

Hildegard betont seine Hilfe bei Planungen und Abwägungen, bei Forschungen und weitreichenden Unternehmungen.

 

Lynkurer

Das Bernsteinzimmer im Katharinenpalast bei St. Petersburg (Carskoe Selo, heute Puškin), Aufnahme von 1917. Es wurde nach Plänen des barocken Baumeisters Johann Friedrich Eosander ab 1701 geschaffen und 1712 in das Berliner Schloß eingebaut. König Friedrich Wilhelm I. tauschte es bereits 1716 beim Zaren Peter den Großen gegen großgewachsene Soldaten ein. 1941 wurde es von der Wehrmacht erbeutet, in das Königsberger Schloß eingebaut. 1944 ausgelagert und ist seither verschollen. Eine Kommode und ein Steinmosaik wurden vor 1944 gestohlen, tauchten Ende der 1990er Jahre wieder auf und wurden beschlagnahmt. 1976 bis 2003 wurde das Bernsteinzimmer rekonstruiert, aber ein direkter Vergleich mit den beiden wieder aufgetauchten Stücken zeigt den Qualitätsunterschied.

Das Wort „Lynkurer“ leitet sich vom griechischen λυγκούριον lynkoúrion ab, das mit λιγύριον ligýrion erklärt wird, da diese Steine von den Liguriern übermittelt wurden. Eine andere Erklärungsmöglichkeit bietet die Wortverbindung λυγκὸϛ οὖρον lynkós ūron. da der Harn des Luchses angeblich durch die Sonnenwärme erstarrt.

Lynkurer“ ist eine alte Bezeichnung für den Bernstein. Dieses Wort kommt vom mittelniederdeutschen bernsten – Brennstein, da Bernstein vorzüglich und wohlduftend brennt. Aus diesem Grunde wurde er als kostbares Brandopfer dargebracht.

Bernstein stammt hauptsächlich aus dem Ostseeraum und ist ein klarer bis undurchsichtiger gelber Schmuckstein aus fossilem Harz.

In der dritten Reihe links der hohepriesterlichen Brusttasche ist ein Lynkurer (Ex 28, 19).

Der Lynkurer symbolisiert gespeichertes Licht und die Lebensenergie.

Er wirkt erleuchtend und belebend.

Hildegard empfiehlt ihn bei Beschwerden des Magens oder Urinierens.

 

Malachit

Figur aus Malachit, China,
Carnegiemuseum für Naturgeschichte, Pittsburgh

Das Wort „Malachit“ leitet sich aus dem griechischen μαλάχη maláchē – Malve ab, weil das Grün dieses Edelsteins an die kräftige Farbe der Malvenblätter erinnert.

Malachit gehört zur Mineralklasse der Carbonate und Nitrate.

Die Edomiter haben Malachit auf Tyrusʼ Märkte gebracht (Ez 27, 16). Der Garten Eden ist mit Malachit geschmückt (Ez 28, 13).

Malachit symbolisiert Wachstum und Fülle.

Er macht Mut in turbulenten Zeiten, fördert neue Lösungen und gleicht den Mangel aus.

 

Onyx

Onyx, Gemma Augustea, 9-12 nach Christus, Goldfassung, Kunsthistorisches Museum, Wien,

Das Wort kommt vom griechischen ὄνυξ ónyx – Fingernagel, weil seine weißen Streifen der Farbe des Fingernagels ähneln.

Onyx ist eine mikro- bis kryptokristalline Varietät des Minerals Quarz. Es ist undurchsichtig bis schwach durchscheinend.

In der Mitte der vierten Reihe der hohenpriesterlichen Brusttasche ist ein Onyx. Er schmückt den Priesterschurz (Ex 25, 7; 28, 9) und den Garten Eden (Ez 28, 13). König David steuert zum Tempelbau Onyxsteine bei (1 Chr 29, 2). Die Weisheit duftet wie Onyx (Sir 24, 21). Der kostbare Onyx gleicht nicht der Weisheit (Hiob 28, 16).

Der Onyx symbolisiert Scharfsinn, Aufrichtigkeit, Geisteskraft und Glück.

Er offenbart die Ursache der Probleme, führt zu Selbsterkenntnis und wirkt klärend.

Onyx lindert nach Hildegard Seitenstechen, Milzschmerzen, aber auch die Traurigkeit.

 

Rubin

Die babylonische Göttin Ištar / Astarte, 3. / 2. Jahrhundert vor Christus, Alabaster, Gold und Rubin (Augen, Ohrringe sowie Bauchnabel), Louvre

Der Name stammt aus dem mittellateinischen rubinus – der rote Edelstein.

Es handelt sich um die rote Varietät des Minerals Korund. Die rote Färbung geht auf Beimengung von Chrom zurück.

In der zweiten Reihe links der hohenpriesterlichen Brusttasche ist ein Rubin (Ex 28, 18). König David steuert zum Tempelbau Rubine bei (1 Chr 29, 2). Die Tore Zions werden aus Rubinen sein (Jes 54, 12). Die Edomiter haben Rubine auf Tyrusʼ Märkte gebracht (Ez 27, 16). „Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so schmückt Musik das Festmahl“ (Sir 32, 7).

Der Rubin symbolisiert Königtum, Würde, Macht, Schönheit, Liebe, Hingabe, Leidenschaft, Langlebigkeit und Unverletzbarkeit.

Er stärkt die Vitalität und die Energie, steigert das Selbstwertgefühl und emotionale Wärme.

Hildegard bezeugt die Fähigkeit des Rubins, Kopfschmerzen zu vertreiben.

 

Saphir

Kultobjekt mit Saphiren aus Tibet, 17. Bis 19. Jahrhundert, Metropolitan Museum of Art, New York City

Die Bezeichnung geht auf das hebräische ספיר sappīr – Lapislazuli zurück, das seinerseits aus den Sanskritwörtern śani (Saturn) und priyā (Geliebte) stammt.

Saphire sind eine Varietät des Minerals Korund, die meistens blau sind.

Byzantinische Kosmetikdose mit einem Saphir, 6. Jahrhundert, Cleveland Museom of Art

Auf dem Sinai erschien der Gott Israels, unter dessen Füßen es wie eine Fläche von Saphir war (Ex 24, 10). In der Mitte der zweiten Reihe der hohenpriesterlichen Brusttasche war ein Saphir (Ex 28, 18). Der Weisheit gleicht kein Saphir (Hiob 28, 16). Der Leib des Geliebten ist wie reines Elfenbein, mit Saphiren geschmückt (Hld 5, 14). Der Grund Zions wird mit Saphiren gelegt (Jes 54, 11). Das Aussehen der Fürsten Zions war wie Saphir (Klg 4, 7). Der Garten Edens ist geschmückt mit Saphir (Ez 28, 13). Die Tore Jerusalems werden aus Saphir gebaut (Tob 13, 20). Der zweite Grundstein des Himmlischen Jerusalems ist ein Saphir (Offb 21, 19).

Der Saphir symbolisiert Wahrheit, Vertrauen, unabwendbare Kraft, Versenkung.

Er zieht schützende Kräfte sowie Segen an, entspannt den Solarplexus (das Sonnengeflecht), führt zum Urvertrauen zurück und zeigt den Weg zur Erkenntnis.

Hildegard erkennt dem Saphir in ähnlicher Weise zu, die Kräfte des Verstandes und das Urteilsvermögen zu stärken.

 

Sarder

Siegelring des Pharaonen Ramses II. (um 1303 bis 1213 vor Christus) und seiner Frau Nefertari ( um 1255) aus Sarder und Gold, Louvre

Die Bezeichnung „Sarder“ weist darauf hin, daß dieser Edelstein aus Sardinien stammt.

Es handelt sich um eine Varietät des Chalzedons und ist eine faserige Form des Quarzes, die undurchsichtig oder nur wenig durchscheinend ist. Rote bis rotbraune Varietäten des Karneols werden als Sarder bezeichnet.

In der ersten Reihe links der hohenpriesterlichen Brusttasche ist ein Sarder (Ex 28, 17). Der Garten Eden ist mit Sarder geschmückt (Ez 28, 13). „Auf dem Thron saß einer, der anzusehen war wie die Steine Jaspis und Sarder“ (Offb 4, 3). Der sechste Grundstein des Himmlischen Jerusalems ist ein Sarder (Offb 21, 20).

Der Sarder symbolisiert Selbstvertrauen, Mut, Freundschaft und Gesundheit.

Er bringt die Körperenergien in ein Gleichgewicht, erleichtert die Selbstfindung und befähigt zur Kommunikation sowie zur Hingabe.

Hildegard empfiehlt ihn bei Entzündungen und Geburtsschmerzen.

 

Sardonyx

Adler, Sardonyx, Friedrich II. von Hohenstaufen (1194-1250), Süditalien, Paris, Babelon 656

Die Bezeichnung „Sardonyx“ weist darauf hin, daß dieser Onyx („Fingernagel“) aus Sardinien stammt.

Schwarz-weiß-rot bis rotbraun gebänderte Chalezedone werden als Sardonyx bezeichnet. Es handelt sich um mikro- bis kryptokristalline Varietäten des Minerals Quarz.

Der fünfte Grundstein des Himmlischen Jerusalems ist ein Sardonyx (Offb 20, 21).

Der Sardonyx symbolisiert Ehre, Ruhm, Glanz und Feuer.

Er stärkt ein gesundes Selbstbewußtsein, eine angemessene Durchsetzungskraft, aufbauende Leidenschaft und Selbstbeherrschung.

Hildegard wendet ihn bei undisziplinierten Menschen an.

 

Smaragd

Ein Bergmann aus milchigem Quartz trägt einen Smaragd, Arbeit eines brasilianischen Künstlers, Zimbres und Tom Epaminondas, Mineralsammlungen

Der Smaragd heißt im Akkadischen barraqtu – blitzender Stein, im Sanskrit aśmagharba, im Griechischen σμάραγδος smáragdos – grüner Stein.

Der Smaragd ist eine dunkel- bis hellgrüne Varietät des Silikatminerals Beryll.

In der ersten Reihe rechts der hohenpriesterlichen Brusttasche ist ein Smaragd (Ex 28, 17). Der Garten Eden ist geschmückt mit Smaragd (Ez 28, 13). Holofernesʼ Mückennetz war mit Smaragden verziert (Jdt 10, 21). Die Tore Jerusalems werden aus Smaragd gebaut (Tob 13, 20). „Wie ein Smaragd auf schönem Golde, so wirken Lieder beim guten Wein“ (Sir 32, 8). „Ein Regenbogen war um den Thron, anzusehen wie ein Smaragd“ (Offb 4, 3). Der vierte Grundstein des Neuen Jerusalems ist ein Smaragd (Offb 21, 19).

Der Smaragd symbolisiert den zunehmenden Mond, den Frühling, die Jugend und die Hoffnung.

Er fördert die Offenheit zur Begegnung und zur Bindung, hält jung sowie gesund und gibt den Mut, einen positiven Neuanfang zu wagen.

Hildegard wendet ihn bei allgemeiner Schwäche und Hinfälligkeit an, um den Organismus zu stärken.

 

Topas

Gelber Topas, Stein an einem Ring, römisch, 1. Jahrhundert vor Christus bis 3. Jahrhundert nach Christus, Metropolitan Museum of Art, New York City

Das griechische Wort τοπάζιον topázion weist auf die St.-Johannes-.Insel im Roten Meer hin, die in der Antike Topazos hieß. Dort wurde allerdings Olivin abgebaut, der lange mit Topas verwechselt wurde.

Bei Topas handelt es sich um ein  Inselsilikat, deren Silikatanionen aus isolierten Silikat-Tetraedern bestehen. In reiner Form ist er farblos und durchsichtig, kann aber durch Fremdbeimengung auch andere Farben annehmen.

In der Mitte der ersten Reihe der hohenpriesterlichen Brusttasche ist ein Topas (Ex 28, 17). Topas aus Kusch (Nubien) wird der Weisheit nicht gleichgeschätzt (Hiob 28, 19). Der Garten Eden ist mit Topas geschmückt (Ez 28, 13). Der neunte Grundstein des Himmlischen Jerusalems ist ein Topas (Offb 21, 20).

Topas symbolisiert Güte, Barmherzigkeit, Versöhnungsbereitschaft, Entgegenkommen und Freundschaft.

Er wirkt entspannend und Frieden stiftend, fördert die Harmonie und lehrt den Zusammenfall der Gegensätze (coincidentia oppositorum).

Nach Hildegard hilft der Topas bei Sehschwäche.

 

Türkis

Pektoral Ramses II., das in der Kartusche seinen Namen trägt, unten links und rechts djed-Pfeiler (sie bewahren die Mächtigkeit des Getreides), in der Mitte rechts die Unheil abwehrende Uräusschlange, in der Mitte links die schützende Geiergöttin Nechbet mit dem šen-Ring, dem Zeichen der Unendlichkeit, Neues Reich, Louvre

Türkis ist ein wasserhaltiges Kupfer-Aluminium-Phosphat aus der Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate.

Die altfranzösische Bezeichnung turquois weist auf die Türkei als erstem Fundort dieses Steines hin.

In der vierten Reihe links der hohenpriesterlichen Brusttasche ist ein Türkis (Ex 28, 20). Die Finger des Geliebten sind wie goldene Stäbe, voller Türkise (Hld 5, 14). Der Leib des Engels war wie ein Türkis (Dan 10, 6). Die Räder des Thronwagens waren wie ein Türkis (Ez 1, 16). Der Garten Eden ist geschmückt mit Türkis (Ez 28, 13).

Der Türkis symbolisiert Mut, Erfüllung und Erfolg.

Er wehrt dunkle Mächte ab, fördert die Intuition und stärkt die Ausstrahlung.

 

Bibliographie

Mineralogie der Edelsteine

o  Bank, Hermann, Edelsteine und Mineralien. Wissenschaftliche Systematik der Mineralogie und Beschreibung aller Edelsteine, Friedrichsdorf 21966.

o  Hager, Tobias, und Ursula Wehrmeister, Edelsteine. Bestimmung, Eigenschaften und Behandlung, Berlin und Heidelberg 22021.

o  OʼDonoghue, Michael, Enzyklopädie der Minerale und Edelsteine, Freiburg im Breisgau 1977.

 

In der Bibel genannte Edelsteine

o  Born, Adrianus van den (1904-1978), Edelsteine, in: Herbert Haag (1915-2001), Bibellexikon, Einsiedeln 1968, 355.

o  Frerichs, Wendell, Edelsteine, in: Biblisch-historisches Handwörterbuch. Landeskunde-Geschichte-Religion-Kultur-Literatur, herausgegeben von Bo Reicke und Leonhard Rost, Göttingen 1994, 362-365.

o  Lurker, Manfred (1928-1990), Wörterbuch biblischer Bilder und Symbole, München 31987, 87-89.

o  Schmid, Ann Natalie, Edelsteine, in: Calwer Bibellexikon, herausgegeben von Otto Betz, Beate Ego und Werner Grimm in Verbindung mit Wolfgang Zwickel, Band 1, Stuttgart 2003, 261-265.

o  Zwickel, Wolfgang, Herausgeber, Edelsteine in der Bibel, Mainz 2002.

 

Symbolik der Edelsteine

o  Bieger, Eckhard, Bilderlexikon der christlichen Symbole, Leipzig o. J. [2008], 51f.

o  Cooper, Jean C. (1905-1999), An Illustrated Encyclopaedia of Traditional Symbols, London 1978; Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Übersetzung von Gudrun und Matthias Middell, Wiesbaden 1988, 39f.

o  Forstner, Dorothea, und Renate Becker, Lexikon christlicher Symbole, Wiesbaden 2007, 297-305.

o  Ladner, Gerhard B., Handbuch der frühchristlichen Symbolik. Gott-Kosmos-Mensch, Wiesbaden 1996, 58, 82, 92, 113f, 117, 129, 190, 193.

o  Lurker, Manfred, Edelsteine, in: Wörterbuch der Symbolik, Kröners Taschenausgabe, Band 464, Stuttgart 51991, 161.

o  Sachs, Hannelore, Ernst Badstübner und Helga Neumann, Christliche Ikonographie in Stichworten, Leipzig 1980, 106f.

 

Hildegard von Bingen

(Malachit und Türkis fehlen bei ihr.)

o  Hildegard von Bingen, Physica. Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum, herausgegeben von Reiner Hildebrandt und Thomas Gloning, 3 Bände, Berlin, New York und Boston, Mass. 2010.2014.

o  Gienger, Michael, Die Heilsteine der Hildegard von Bingen. Das Hausbuch der Steinheilkunde. Neue Erkenntnisse zu alten Weisheiten, Saarbrücken 62021.

o  Kluge, Heidelore, Hildegard von Bingen. Die Heilkraft der Edelsteine, Rastatt 2006.

o  Schiller, Reinhard, Hildegard von Bingen. Die Edelsteine und Metalle. Das Kompendium, Leipzig o. J. [2020].

 

Heilkraft der Edelsteine

o  Hofmann, Helmut G., Gesundheit und Kraft durch Edelsteine. Inspiration – Meditation – Heilung, Irisiana, München 21996.

o  Lilly, Simon und Sue, Handbuch Heilsteine. Die besten Steine für Gesundheit, Glück und Lebensfreude, München 62023.

o  Sperling, Renate, Das Wesen der Edelsteine. Magie und Heilkraft, Wien 2005.

 

© Dr. Heinrich Michael Knechten, Stockum 2024

 

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