Das Pfingstfest in der orthodoxen Tradition*

 Paul Evdokimov

[S. 206] Die Orthodoxie vereinigt die beiden Bedeutungen, die das Wort "orthodox" im Griechischen umfasst: Sie verkündet die "rechte Lehre" und sie lässt diese in der "rechten Verehrung" sich erfüllen. Die Kirche besingt sie in ihren Liturgien, sie lobt sie in ihren Ikonen. Von dort her muss man also die Bedeutung eines jeden Festes verstehen. Ihre Feiern verkünden vor allem das Dogma, predigen das für alle Zeiten wesentliche Wort. Ebenso lässt die Kirche wie eine geheime Botschaft deutlich werden, was das Pfingstereignis dem Menschen von heute, der in allen Bindungen der modernen Welt lebt, zu sagen hat.

I. Die Liturgie

Die liturgische Ordnung der Feste folgt der Ordnung der Heilsereignisse. So eröffnet das Fest der Verkündigung Mariä das liturgische Jahr. "Hier begegnen sich heute der Frühling im Kosmos und der Frühling in mystischem Sinne."1) Auf den 25. März festgesetzt, Schößling des Frühlings, trägt dieses Fest bereits die Frucht des Sommers in sich, die Verheißung und ihre Erfüllung. Gewisse Ikonen stellen die leuchtende Herabkunft des Erzengels Gabriel und die heilige Jungfrau Maria dar, im Augenblick, da sie ihr "Fiat" spricht, wie sie bereits in ihrem Schoße, auf einem Medaillon, das Jesuskind trägt. In Russland war dieses Fest ein Tag großer Freude. Man sah fast allenthalben große Vogelmessen: Jedem Gläubigen wurde die Gnade angeboten, einen Vogelkäfig zu öffnen und einen der geflügelten Gefangenen zu befreien, um auf diese Weise mit der menschlichen Freude die Freude des Kosmos zu verbinden. Der freudige Flug des Vögleins sollte gleichsam in den Himmel die Botschaft des Evangeliums tragen: die Befreiung der Gefangenen (Lk 4,19).

Der hl. Athanasius gibt eine alte Tradition wieder, wenn er sagt, dass der Tag der Verkündigung Mariens der Tag der Schöpfung Adams sei und dass dieses Zusammentreffen nicht als zufällig angesehen werden dürfe.2) Es will nämlich besagen, dass Gott seinen Heilsplan, wie er ihr vor dem Falle Adams gehabt hat, wieder aufnimmt und dass die Fleischwerdung eine neue Zeit eröffnet, den Äon der neuen Schöpfung.3) So bemerken wir schon zu Beginn der Feierlichkeiten der Kirche, wie der größte Nachdruck auf die [S. 207] radikale Umwandlung des menschlichen Schicksals gelegt wird: Vom Zustand des Gefangenen wendet es sich dem königlichen Sein eines Kindes Gottes zu.

Von diesem Ausgangspunkt führt uns das liturgische Jahr auf seinen Höhepunkt, die Osternacht. Aber hier macht die Entwicklung nicht halt. Der hl. Athanasius sagt noch genauer: "Der Ostersonntag dehnt die Gnade aus, die sich auf alle sieben Wochen der Pfingstzeit erstreckt".4) Er zeigt, dass diese fünfzig Tage der Pfingstzeit nicht nur einfache Tage sind, sondern als gleichsam fünfzig Sonntage ein einziges Ganzes des österlichen Geheimnisses bilden, welches er als den "großen Sonntag" bezeichnet.5) Diese Zeit ist durch den Ausbruch ihrer eigenen Fülle beherrscht, der Ausgießung des Heiligen Geistes.

Der liturgische Kalender bildet eine eigene Symbolik der Zeit. Wir erinnern hier nur daran, dass es eine unterschiedliche Qualität ist, welche die Zeit vor Ostern und die Zeit nach Ostern, die pfingstliche Zeit, bestimmt. Die vierzig Tage der Großen Fastenzeit vor Ostern bilden die gegenwärtige Zeit, die Geschichte, ab. Es ist die Zeit der Buße, des Fastens, der Erwartung vor dem Eintritt in das verheißene Land: "Mose hat vierzig Tage gefastet, Elia in der gleichen Weise und ebenso hat Jesus während des gleichen Zeitraums die Fasten gehalten".6) Auf diese Zeit, die in sich selbst geschlossen ist, die die Dauer der Geschichte abbildet und die "kosmische Woche" genannt wird, folgt der große Sonntag, der von fünfzig Tagen gebildet wird und der nach den Worten des hl. Athanasius die zukünftige Zeit abbildet.7) Der hl. Augustin erklärt ihn folgendermaßen: "Der Tag der Pfingsten hat eine geheimnisvolle Bedeutung... Er schließt die fünfzig Tage ab; diese fünfzig Tage werden nach der Auferstehung des Herrn gefeiert; künftig wird an ihnen keine Arbeit mehr sein, sondern Ruhe und Freude herrschen. Deshalb hören wir mit ihnen zu fasten auf und deshalb beten wir stehend, was das Zeichen für die Auferstehung ist, und das Hallelujah wird gesungen, um anzudeuten, dass unsere zukünftige Arbeit nichts kann als das Loben Gottes."8) So findet der Übergang zu einer ganz anderen Haltung statt, die von der niedergeworfenen Haltung eines Büßenden zu der aufrechten Haltung des Auferstandenen führt. Bedeutet doch entsprechend dem griechischen Wort anastasis die Auferstehung "sich erheben". Ein Toter liegt, ein Auferweckter erhebt sich. So untersagen auch die Kanones der Kirche9) das Knien oder Sichniederwerfen an den Sonntagen ebenso wie während der fünfzig Tage der Pfingstzeit. Die aufrechte Haltung gilt bereits als eine "kleine Auferstehung", als die eschatologische Haltung, die sich nach dem Himmel streckt und auf den Kommenden gerichtet ist. Das ist die Zeit der Wachen, der Erwartung, der Parusie, [S. 208] wenn die Seele aus dieser Zeit der Zukunft entgegengeht".10) So bildet die pfingstliche Zeit der fünfzig Tage die Zeit ab, die jenseits der Geschichte liegt. Origenes und der hl. Athanasius unterstreichen eben diese Bedeutung:11) Wenn im Alten Bunde alle fünfzig Jahre, nämlich im Jubeljahr, die Schulden erlassen und die Gefangenen befreit wurden, so empfängt das christliche Pfingstfest seinen Wert von dem einmaligen Jubeljahr; durch seine vollkommene Vergebung befreit es von der Geschichte und leitet bereits in die Sphären des zukünftigen Äons.

Es ist wie ein strahlender Mittelpunkt, in dem sich alle Linien treffen; so ist das Pfingstfest auch eine Wiederaufnahme des jüdischen Erntefestes. Am Abschluss der sieben Wochen brachte man eine Garbe auf den Altar, eine Erstlingsgarbe der Ernte (Lev 23,10-15). Origenes sieht darin das Bild des inneren, erneuerten Menschen. Der hl. Cyrill von Alexandrien erblickt darin Christus, der sich dem Vater opfert, den Tag der Himmelfahrt, die durch ihn erneuerte Menschheit. So ist es die Erstlingsgabe der neuen Menschheit, und das österliche Geheimnis Christi schließt bereits auch für uns Pfingsten ein.12) So entspricht der neuen Dimension der Zeit auch die neue Dimension des Seins, die neue Schöpfung.

Endlich begingen die Juden noch die Erinnerung an die Gabe des Gesetzes auf dem Sinai. Das Synaxarion13) des Pfingstfestes nimmt diese Übertragung in folgender Weise vor: "Das Gesetz des Sinai lässt dem Heiligen Geiste Raum, der das neue Gesetz gibt, welches in die Herzen der Apostel geschrieben ist."14) So eröffnet die Pfingstzeit eine ganz neue Dimension der menschlichen Existenz, der Existenz unter der Gnade.

So kulminieren die Zeit, das Sein und die Existenz, mit anderen Worten: die Form, der Inhalt und die Kraft ihres Lebens in dem "Ganz Anderen", wie es bei dem Apostel Paulus in den Briefen der christlichen Magna Charta verkündigt ist: "Jetzt ist alles neu geworden." Hier vernehmen wir die überraschende Botschaft des Festes, und die Liturgie lädt uns dazu ein, in höchstem Maße auf diese Symbolik der neuen Dimensionen aufmerksam zu sein. Ihre Natur ist sakramental, sie kündigen an, bringen aber auch mit sich jene neue Wirklichkeit, und sie führen in dieselbe ein. So ist allenthalben die Fülle aufgetan, aber sie wird niemandem aufgezwungen. Man kann gewisslich taub bleiben und vorübergehen: deshalb ermahnt das Evangelium unaufhörlich: "Wer Ohren hat zu hören, der höre...".

Ohne das Wie dieses Geheimnisses zu erklären, stellt der Apostel Paulus ohne weiteres das Nebeneinander der beiden Zustände fest: "Wenn auch der äußere Mensch an uns zugrunde geht, so wird doch der innere Mensch von Tag zu Tag erneuert."15) Wir sind zugleich in den beiden Formen der Existenz, wir leben gleichzeitig im Zustand der Sünde und im Zustand der Heiligkeit, der Hölle und des Gottesreiches. Das hl. Mahl des Christus [S. 209] nimmt ganz die Auferstehung vorweg und teilt den Aposteln das ewige Leben mit, Pfingsten nimmt das Gottesreich vorweg und gibt hier und jetzt an seiner vollen Wirklichkeit Anteil.

"Christus hat den Abend in den Morgen verwandelt",16) die geistliche Bedeutung der Wüste will sagen, dass Christus den Tod in den Schlaf verwandelt und dass er die Lebenden auferweckt hat. Diejenigen, die "hören", tragen Früchte; vereint mit dem Dienst der Engel bekämpfen sie den Tod und die Hölle für das Leben und das Gottesreich. Nach alter Tradition bringt der Erzengel Michael auf dem Altar auf den Höhen die feurigen Lämmer dar, d.h. die Seelen dieser Wachenden, der Märtyrer. So ist die Geschichte seit Pfingsten ganz und gar in der Haltung des Menschen begriffen, der auf die Begabung mit den feurigen Zungen durch den Heiligen Geist wartet. Die Berührung mit den letzteren hat ihren Einfluss auf die Geschichte und macht aus ihr ein Aufleuchten der Ewigkeit. Im Lichte dieser Flamme ist auch das fürchterliche Wort von Nietzsche zu verstehen, das in seiner Frage liegt, warum diejenigen, die an ihren Erlöser glauben, ein so wenig erlöstes Aussehen haben. Er will sagen: Warum gehen die Gläubigen nicht bis zu den letzten Konsequenzen ihres Glaubens? Ein Getaufter hat kein äußeres Zeichen; er ist keineswegs, ontologisch gesprochen, in seiner Natur ein total verschiedenes Wesen geworden. Für den hl. Gregor von Nyssa ist derjenige, der nicht durch den Heiligen Geist bewegt wird, nicht ein menschliches Wesen; noch drastischer drückt es der hl. Symeon, der Neue Theologe aus, wonach derjenige, der sich nicht bewusst ist, Christus angezogen zu haben, die Taufe zunichte macht...17)

Genau in der Mitte der fünfzig Tage, nämlich am Mittwoch der vierten Woche, liegt das Fest der "Mitt-Pfingsten". Der liturgische Dienst dieses Tages enthüllt die wechselseitige Bedeutung der beiden großen Feste, nach denen sich der Gang des liturgischen Dienstes richtet. Es erklärt überhaupt, warum in der orthodoxen Kirche der Sonntag des Pfingstfestes als das Fest der Heiligen Trinität begangen wird und warum gerade am folgenden Tage, der der "Montag des Heiligen Geistes" heißt, die Ausgießung desselben gefeiert wird. Das Evangelium dieses Tages (Joh 7,14-36) trägt die Antwort in sich: "Aber mitten im Fest ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte: "der, der mich gesandt hat, ist wahrhaftig ... ich komme von ihm und ich kehre zu dem zurück, der mich gesandt hat." Der liturgische Kommentar erklärt dieses Wort folgendermaßen: "Du hast deine Herrlichkeit geoffenbart, indem du deine Verwandtschaft mit dem Vater erklärt hast."18) So gehen also von der Offenbarung der Trinität die Ströme des Lebens aus: "Jesus stand (im Tempel), und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke... Er sagte dies aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten" (Joh 7,37-39). Man müsste jüdischer Abkunft sein, um ein gleiches, staunenswertes Wort über diesen Durst nach dem Heiligen Geiste zu finden; Simone Weil hat es vermocht: "Ihn in aller Reinheit und Einfachheit nennen... Wenn man an der Grenze [S. 210] des Durstes ist, wenn man krank vor Durst ist, dann stellt man sich nicht mehr den Akt des Trinkens vor ... man denkt nur noch an das Wasser, an das reine Wasser selbst, aber dieses Bild des Wassers ist wie der Schrei eines jeden Wesens..."19)

Der Becher des Göttertrankes, die Ausgießung des Heiligen Geistes, hat ihren Ursprung in der Offenbarung der Trinität und ist zugleich ihre Vollendung. Die Troparien des Festes zeigen es: "Ich werde meinen Geist ausgießen, und sie werden alle gemeinsam rufen: O du Wesen dreifacher Strahlung, gepriesen seist du." – "Ehre den drei Hypostasen in der Einheit ihres Wesens." – "Wir bekennen die orthodoxe Lehre der einen ungeteilten Natur: Gott, Vater ohne Anfang, Wort und Geist gleichen Wesens". Durch diese Offenbarung ergriffen, besingt die Kirche ihre Verwunderung vor "den fremden Worten, den fremden Lehren, den fremden Dogmen". "Heute eröffnet der Heilige Geist eine neue und mystische Erkenntnis: eine Anbetung der heiligen Trinität." – "Mystische" und "neue" Erkenntnis will sagen, dass es sich um eine apophathische Erkenntnis, Anbetung, Teilhabe, Gemeinschaft handelt.

Das ist die göttliche Ordnung der Offenbarung. Als eine Folge des Sündenfalles ist das Wirken des Heiligen Geistes nach außen getreten und hat sich auf die menschliche Natur erstreckt. Aus diesem Grunde hat auch Christus gesagt: "Es ist gut für euch, dass ich hingebe; denn, wenn ich nicht hingehe, so wird der Tröster nicht zu euch kommen. Aber wenn ich hingehe, so werde ich ihn zu euch senden" (Joh 16,7). So erscheint Christus als der große Vorläufer des Heiligen Geistes, die Heilsökonomie des Geistes entwickelt sich durch die Ökonomie des Logos: "Das Ziel der ganzen Heilsökonomie des Christus ist der Herabstieg des Heiligen Geistes", wie der hl. Symeon versichert,20) ebenso aber auch bekräftigt es der hl. Athanasius: "Das Wort hat das Fleisch angenommen, damit wir den Heiligen Geist empfangen können".21) Der Tag der Taufe des Herrn bekundet in der Bewegung der Taube, dass sich der Vater der Menschheit Christi zuneigt und sie annimmt: "Heute habe ich dich gezeugt." Der Tag des Pfingsten vom Herabstieg des Heiligen Geistes, dessen Bedeutung eine universale ist, macht in der Bewegung der Sprachen deutlich, dass der Vater sich allen Menschen zuneigt und sie annimmt. In der Liturgie wird diese Bewegung besungen: "Der Heilige Geist eignet jetzt die Voraussetzungen für die Gottheit der menschlichen Natur zu."22) Was dem Menschen bei seiner Erschaffung mit der göttlichen Einhauchung verliehen worden ist, das hat der Heilige Geist am Tage der Pfingsten wiederhergestellt. Er ist dem Menschen näher und innerlicher geworden, als dieser sich selbst ist. "Ich bin gekommen, ein Feuer auf der Erde anzuzünden" (Lk 12,49). Dieses Feuer ist nach den Worten des hl. Symeon der Heilige Geist; 23) nach dem hl. Seraphim ergreift er die Seele eines jeden Getauften.24) Das Bild der feurigen Zungen besagt, [S. 211] dass die göttliche Kraft die menschliche Natur durchdringt und sie an ihrer Wahrheit teilhaben lässt: "Der Heilige Geist lässt in geheimnisvoller Weise in den Seelen die eine Natur der Trinität aufstrahlen."25) "An diesem Tage (dem Tage der Pfingsten) werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin ... und dass ich in euch bin" (Joh. 14,20). Das vierte Evangelium ist geradezu auf die Fülle der Einwohnung der Trinität im Menschen gerichtet: "Wir werden kommen und Wohnung bei euch machen", wie das das königliche Mahl bezeichnende Wort lautet. Die einige Dreiheit (Monade-Triade) gibt sich durch den Parakleten zu erkennen, sagen die Väter.

Der Bericht der Apostelgeschichte (2,3) enthält noch eine andere wichtige Feststellung: "Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer, und er setzte sich auf einen jeden unter ihnen." Jeder Apostel empfängt dadurch eine ganz persönliche Sprache. Wenn Christus die menschliche Natur in der Einheit seines Leibes zusammenfasst und wiederhergestellt hat, so wendet sich der Heilige Geist, ganz im Gegenteil dazu, an das personale Wesen der menschlichen Natur, d.h. den menschlichen Personen zu und bewirkt, dass sie sich in der Fülle der Gnadengaben entfalten, jedoch in einzigartiger Weise in der einem jeden zukommenden persönlichen Art. Der hl. Cyrill von Alexandrien erklärt dieses Geheimnis in folgender Weise: "Wir sind gleichsam zu einem Leibe verschmolzen, aber doch in unserer Personalität getrennt."26) Auf dem Hintergrund der Einheit in Christus schafft der Heilige Geist die Verschiedenheiten, indem er einen jeden charismatisch macht, d.h. mit seinen Gnadengaben auszeichnet.

Das trinitarische Dogma erhält seine ganze Bedeutung27) erst angesichts des schweren Problems der menschlichen Existenz: entweder geht der Mensch in der Anhäufung des Kollektivs auf (1 + 1 ins Unendliche) oder er isoliert sich in dem anarchischen Individualismus (vereinzelte Monade 1 abzüglich des Ganzen). Mit einem Wort, es gibt zwischen der Gemeinschaft und dem Individuum kein anderes Prinzip der Existenz als das trinitatische:28) In jeder Liebe ist Gott der dritte Teilhaber, nämlich das Prinzip der Integration, indem er aus dem Du und dem Ich ein Wir macht. Eine ähnliche Einheit in der Vielfalt bietet die hl. Kommunion als lebendiges Prinzip dar, unter dem die Person verschwindet. In einer bildhaften Wirklichkeit stellt auch die Hl. Trinität ihre Wahrheit als allgemeines Prinzip der Existenz dar: "Der Eine ergießt sich in Drei und die Drei fließen in Einen zusammern" Die erste Rede des Apostels Petrus (Apg 2) legt dieses Geheimnis dar, und die Größe dieser Offenbarung zeigt sich auch an dem Strahlenwunder: "Die ehemals verwirrten Sprachen (Turmbau zu Babel) vereinigen sich jetzt [S. 212] wieder in der geheimnisvollen Erkenntnis der Trinität." Dieser wunderbare Einbruch der Liebe überwindet jede Trennung und jede Begrenzung. Welche Erklärung man auch immer für dieses Wunder geben mag, so steigt doch die Gemeinsamkeit zu einer solchen Stärke an, dass es sich nicht mehr um sprachliche Erkenntnisse handelt, sondern um das Sprechen des Geistes zum Geiste, das ist nach den Worten Gregors von Nyssa die "mystische Trunkenheit", die "nüchterne Trunkenheit", die einem jeden ihr "Komm und trinke" zuruft.29) Origenes sagt: Das Feuer der Vernunft "muss man lesen und hören in dem Geiste [dessen], der es gegeben hat".30) "Auf einer solchen melodienreichen Harfe haben die Apostel mit einem mystischen Griffel, o Erlöser, den Klang deiner Worte zu Gehör gebracht."

"Der Heilige Geist lässt die Propheten wie aus einer Quelle hervorsprudeln, er setzt die Priester ein; aus Fischern macht er Theologen; er begründet die Kirche."31) Die Ausgießung des Heiligen Geistes wird durch das Fest der hl. Trinität im voraus angekündigt, diese zeigt sie nämlich als die göttliche Antwort auf die apostolische Anrufung an: Von der Offenbarung der himmlischen und vollkommenen Kirche der drei göttlichen Personen führt der Heilige Geist zur Enthüllung ihres irdischen Abbildes, der Kirche der Menschen.

In der Tat, die orthodoxe Tradition ist gerade an diesem Punkte sehr klar und fest: Die Christenheit ist dazu berufen, in ihrer Existenz die göttliche Wirklichkeit abzubilden. So sagt der hl. Gregor von Nyssa: "Das Christentum ist eine Nachbildung der göttlichen Natur."32) Nach dem hl. Basilius "hat der Mensch die Bestimmung erhalten, gemäß der ihm verliehenen Gnade zu Gott zu werden".33) Ebenso sprechen die Apostolischen Kanones (can. 34) von der Struktur der Kirche und präzisieren ihr Gesetz folgendermaßen: "... damit in diesem Bau der Vater, der Sohn und der Geist verherrlicht werden." Die Menge der Menschen findet sich in der einen Natur in Christus zusammengefasst und erneuert, der Heilige Geist eröffnet und offenbart die trinitarische göttliche Heilsökonomie in der menschlichen Natur. Von diesem Zeitpunkt an "macht die Trinität die Augen blind ... und ergießt über alles ihren unaussagbaren Lichtglanz".34) Deshalb wird am Sonntag von Pfingsten die Ikone der hl. Trinität der Kontemplation der Gläubigen dargeboten. Wie in einem göttlichen Spiegel sollen die Menschen in ihr die geheimnisvolle Wahrheit ihrer eigenen Existenz erkennen.

Die Kirche der Sünder, "die aus denen besteht, die zugrunde gehen",35) entdeckt in sich durch die Gemeinschaft mit den sancta, mit den "heiligen Dingen", die "goldene Kette" der Heiligkeit36)," die Gemeinschaft mit den [S. 213] Heiligen, die Vereinigung der sancti. Das Pfingstfest fügt zu diesen ihren neuen Dimensionen noch eine weitere hinzu: die Buße als Grundprinzip, eine neue kirchliche Qualifikation des Menschlichen: in einem Sünder lässt sie einen Heiligen sehen. In einem Ort wie Lystra hält die Menge Paulus und Barnabas für "Götter"; aber die Apostel erwidern: "Wir sind nur Menschen, von derselben Natur wie ihr" (Apg 14,11-15). Das ist richtig, bemerkt der hl. Chrysostomos mit Nachdruck:37) "Die Apostel sind zugleich dieselben und doch andere; mit ihrer menschlichen Natur verbindet sich eine Zunge von Feuer.38) So ist es ganz natürlich, dass die Kirche an dem Sonntag, der auf das Pfingstfest folgt und seine Zeit beschließt, das Fest Allerheiligen feiert, das Fest aller bekannten und unbekannten Heiligen, ja sogar der zukünftigen Heiligen der letzten Zeit. Das ist das Fest der Fülle der Kirche nach ihrem eigentlichen Sein, der Heiligkeit. "Die von der Trinitat erfüllte Kirche"39) vollendet sich in "der von den Heiligen erfüllten Kirche": "Ich preise alle Freunde meines Herrn, des Herrn, der will, dass er sich mit allen vereinige."40) Die Einladung ergeht an alle und an jeden einzelnen, "die Wolke der Zeugen kommt zu unserer Begegnung",41) um sie urbi et orbi zu verkündigen.

Unmittelbar nach der Herabkunft des Heiligen Geistes vollziehen die Apostel das erste Brotbrechen und leiten damit das eucharistische Sein der Kirche ein, die schon vom ewigen Leben her lebt. Die Feuerworte des Evangeliums erfüllen sich in dem Kelch des Herrenmahls und die Gläubigen empfangen das Feuer selbst. Der hl. Irenäus kann deshalb sagen: "Unsere Lehre entspricht der Eucharistie, und die Eucharistie bestätigt sie".42) Die Teilhabe an dem apostolischen Brotbrechen wird so zu einem "Kennzeichen" der Kirche Gottes. Das ist die Erfüllung, die Fülle. Die Heiligen Väter identifizieren die Erkenntnis, d.h. die Gemeinschaft (communio) mit der Trinität mit dem Reich Gottes. So hat Christus die Anfänge der neuen Menschheit dem Vater dargebracht und "der Heilige Geist hat die Erstlinge der Gottheit der menschlichen Natur gegeben".43) Diese wechselseitig angenommene und empfangene Gabe ist der Anfang der Vergöttlichung der menschlichen Natur, die Erstlingsgabe des zukünftigen Ostern und des Pfingsten des Gottesreiches.

II. Die lkonographie

Die lkonen vertiefen die liturgischen Texte, indem sie aus ihnen eine in der Kontemplation sich ausdrückende Lektüre machen. "Theologie im Bild", wie man sie nennen könnte, sind sie in ihren Funktionen hinsichtlich der Offenbarung mit dem Lichte vom Berge Tabor verwandt.44) Dieser Zug [S. 214] erklärt den sehr häufigen Kontrast zwischen Licht und Finsternis, den sie im Sinne des vierten Evangeliums zeigen, die Entgegensetzung von Himmel und Hölle.

Wenn der unter dem Einfluss der johanneischen Theologie stehende Osten, der gerade durch sie seine besonderen Charismen entwickelt hat, ein so feines Empfinden für die Auferstehung besitzt, so doch auch nicht weniger ein solches für die Thematik der Hölle, ein Thema nämlich, das der hl. Paulus unter einer gedrängten und doch ergreifenden Gestalt im Briefe an die Epheser (4, 9-10) behandelt: "Dass er aber aufgefahren ist, was ist’s, denn dass er zuvor ist heruntergefahren in die untersten Örter der Erde? Der hinunter gefahren ist, das ist derselbe, der aufgefahren ist über alle Himmel, auf dass er alles erfüllte." Man sieht die erstaunliche Weite dieses Weges: kata, ana (herab, hinauf), die beiden äußersten Enden des Laufes des geflügelten Lammes; der Herabstieg bis zu dem tiefsten Punkte, der Hölle; der Aufstieg bis zu dem höchsten Punkte, dem Himmel. Die Orthodoxie verweilt in voller Bewunderung bei der Kontemplation "der Höhe und der Tiefe" des Heilsmysteriums; sie erblickt darin die ungeheure Ausdehnung der Liebe Christi und seine triumphierende Botschaft: "Er ist aufgefahren in die Höhe und hat das Gefängnis gefangengenommen" (Eph 4,8).

Die Liturgie vom Sonnabend der Karwoche besingt dieses Mysterium. "Du bist auf die Erde herabgestiegen, um Adam zu retten, und da du ihn dort nicht fandest, o Herr, so bist du ihm bis in die Hölle nachgegangen." Die Ikone der Geburt des Herrn nimmt auf diesen Text Bezug und lässt in der undurchdringlichen Dunkelheit der Höhle ein schwarzes Dreieck erkennen, in dem das Kind Jesus wie in dem dunkelsten Schoße der Unterwelt ruht. Um sich "in das Herz der Schöpfung" zu begeben, hat Christus in mystischer Weise seine Geburt in der Unterwelt geschehen lassen, an der Stelle der äußersten Verzweiflung. Die Menschheit seit Adam ist bis in die Unterwelt gedrungen (Scheol), dem dunklen Aufenthaltsort der Toten; dort also muss Christus sie aufsuchen.

Die Ikone der Geburt – wie übrigens jede Ikone – fasst mit ihren eschatologischen Aspekten in prophetischer Weise alle Heilsereignisse zusammen. Die Unbeweglichkeit des Kindes Jesu deutet an, dass das Kind bereits in die Ruhe des Großen Sabbats eingetreten ist: "Das Leben ist entschlafen und die Hölle zittert vor Entsetzen" 45) Die Windeln des Kindes haben genau die Form der Totenbinden, welche der Engel den Frauen am Morgen der Auferweckung zeigen wird, die sich dem Grabe mit Myrrhen nahen. Das erleuchtete Kind hebt sich vor dem dunklen Hintergrund ab und nimmt den "Abstieg in die Unterwelt vorweg". Es ist selbst "das Licht, das in der Finsternis leuchtet": "Die Sonne ist mit ihm untergegangen, aber das Fleisch Gottes zerstört unter der Erde die Schatten der Unterwelt".46) "Das Licht bekämpft die Finsternis, das Leben macht den Tod zunichte".47) [S. 215] Von Anbeginn seiner irdischen Sendung an trotzt Jesus den Elementen des Kosmos, unter denen sich die Mächte der Finsternis verbergen: das Wasser, die Luft und die Wüste.48) Ein Wort des Epiphaniasfestes lässt uns vernehmen, wie der Herr zu Johannes dem Täufer sagt: "Prophet, komme mich zu taufen ... ich muss eiligst den Feind, der im Wasser verborgen ist, den Fürsten der Finsternis, umkommen lassen, um die Welt aus seinem Netz zu befreien, indem ich ihr das ewige Leben bringe".49) Indem sie von dem Wasser, dem nichtgeheiligten spricht, dem Bilde für die Wasserflut des Todes, nennt es die Liturgie das "feuchte Grab" – hydatostrotos taphos. Und in der Tat, die Ikone der Epiphanie zeigt, wie Jesus in die Wasser des Jordans wie in ein Wassergrab herabsteigt. Dieses hat nämlich die Formen einer Höhle, die den ganzen Leib des Herrn umschließt (ein Bild der Grablegung, das in dem Sakrament der Taufe durch die vollkommene Untertauchung des Täuflings wieder dargestellt wird, zugleich ein Bild des österlichen Triduums),50) "um das Haupt unseres Geschlechtes aus dem Aufenthalt in der Unterwelt zu befreien". Das reinigende Bad verbindet sich mit dem Feuer, das diesen Aufenthalt in der Unterwelt erleuchtet (Eph 5,14). Indem sie den Symbolismus der Geburtsikone aufnimmt, stellt auch die Ikone der Epiphanie die Vorwegnahme des Abstiegs in die Unterwelt dar: Da er in das Wasser herabgestiegen war, hat er den Starken gebunden."51)

Der hl. Ephräm verbindet die Epiphanie mit der Kreuzesleiter: "Wie auf der Leiter, die Jakob sah, und die die Pforte des Himmels berührte, so steigt das Licht auf der Leiter herab auf die Taufe...52) und Jakob von Sarug sagt: "Christus am Kreuz verweilte auf der Erde wie auf einer an Sprossen reichen Leiter.53) Das Kreuz ist "der Lebensbaum, der auf der Kreuzigungsstätte gepflanzt ist",54) dem Orte des großen "kosmischen Kampfes".55) So lässt die Kreuzigungsikone auf dem vertikalen Arm des Kreuzes das Herabkommen und den Aufstieg des göttlichen Wortes sehen. Die Andreasakten verdeutlichen dieses Bild: "Ein Teil (des Kreuzes) ist in die Erde gepflanzt, um die Dinge der Erde und der Unterwelt mit den Dingen und der Welt des Himmels zu vereinigen".56) Deshalb zeigen die Ikonen, wie der Fuß des Kreuzes sich in eine dunkle Höhle einsenkt, wo der Kopf [S. 216] Adams liegt, und das ist die Unterwelt. So ist auch auf den orthodoxen Darstellungen des Kreuzes der dritte querlaufende Balken unter den Füßen des Herrn leicht geneigt. Der Schemel der Füße (Apg 2,35; Ps 110,1), soweit er nach unten geneigt ist, stellt das Schicksal des Missetäters zur Linken dar, soweit er dagegen nach oben weist, bildet er das Schicksal des Missetäters zur Rechten ab. "Waage der Gerechtigkeit"57) und Öffnung der Ewigkeit, so steht das Kreuz in der Mitte, wie eine geheimnisvolle Verbindung zwischen dem Himmelreich und der Unterwelt.

Die Ikone der Auferstehung ist auch diejenige des "Herabstiegs in die Unterwelt".58) Christus, der Befreier, wie der hl. Petrus sagt (l Petr 4,6), verkündigt den Gefangenen die Heilsbotschaft. "Du hast die ewigen Riegel zerbrochen, welche die Gefangenen festhielten".59) In der Stille des Karfreitags wird die Eucharistie nicht gefeiert, denn Christus ist in der Unterwelt. Für die Erde ist das der Tag der Trauer, aber für die Unterwelt ist der Karfreitag tatsächlich schon der Ostertag, denn der Tod ist besiegt und das ewige Leben ist verkündigt. So zeigt die Ikone Christus als "den Lebendigen, der die Schlüssel des Todes und der Unterwelt in Händen hat" (Offb 1,18). Er ist von einem Strahlenkranz umgeben, dem Lichtschein des verherrlichten Leibes. Seine linke Hand hält eine Rolle, das Textbuch für die Predigt der Auferstehung an diejenigen, die in der Unterwelt sind; "mit meiner rechten Hand habe ich ihnen die Taufe des Lebens gegeben".60) Er zertritt mit den Füßen die zerbrochenen Pforten der Unterwelt. "Und der Herr streckte die Hand aus und machte das Zeichen des Kreuzes über Adam und alle Heiligen, und die Rechte Adams haltend, stieg er aus der Unterwelt auf, und alle Heiligen folgten ihm".61) Nicht aus dem Grabe steht Christus also auf, sondern "aus der Mitte der Toten" – ek nekron, "er ging hervor aus der zunichte gemachten Unterwelt wie aus einem Brautgemach".

Die urchristliche Katechese lenkt unsere Aufmerksamkeit auf einen im Laufe der Geschichte fast vergessenen Gesichtspunkt zum Sakrament der Taufe: Die durch Untertauchen (immersio) vollzogene Taufe wiederholt den ganzen das Heil abbildenden Weg, so dass jeder Getaufte denselben Weg in der Nachfolge durchläuft. So ist das Sakrament der Taufe der sehr wirkliche Abstieg mit Christus in seinem Tode. Es ist auch der Niedergang bis in die Unterwelt. Der hl. Johannes Chrysostomos sagt es ganz klar: "Das Herabsteigen in das Wasser und das Wiederaufsteigen symbolisiert den Abstieg in die Unterwelt und den Aufstieg aus dieser Stätte".62) [S. 217] Das auf den Jordan fallende Licht leuchtet in dem bei der Taufe erstrahlenden Lichte auf – photismos,63) was die Erleuchtung der höllischen Finsternis bedeutet. Also erleuchtet, verbindet sich der Getaufte in sakramentlicher Weise mit den Seelen, die mit Christus aus der Unterwelt zum ewigen Leben aufgestiegen sind. So ist die Taufe nicht nur das Sterben und Auferstehen mit Christus, sondern auch in seiner Nachfolge der Abstieg in die Unterwelt und der sich an diesen schließende Aufstieg aus derselben. Darum ist die Unterwelt viel mehr zu fürchten als der Tod. Man denkt an das Wort eines Kirchenvaters: "Und das Nichts, das sie suchen, wird ihnen nicht einmal gegeben werden, und gerade hier ist der endgültige Sieg errungen worden."

Christus steigt dort hinab, beladen mit der Sünde; er trägt die Malzeichen des Kreuzes, d.h. eigentlich der gekreuzigten Liebe [vgl. Ignatios von Antiochien, An die Römer 7,2]. Man muss sehr stark die letzten, unmittelbarsten Tendenzen unterstreichen: Jeder Getaufte, der mit Christus wiedererweckt worden ist, trägt auch mit dem Priester Christus die Malzeichen seiner priesterlichen Fürsorge, seiner apostolischen Pein für das Schicksal derjenigen, die in der Unterwelt sind. "Es gibt Stellen in unserem Herzen, die noch nicht existieren und es muss das Leiden dort eindringen, damit sie zum Sein gelangen", mahnt uns Léon Bloy. In einer bildreichen Gestalt erscheint diese Sorge im Hirten des Hermas,64) und bei Clemens von Alexandrien:65) Die Apostel und die Lehrer der Kirche steigen nach dem Tode in die Unterwelt, um dort das Heil zu verkünden und die Taufe allen denen zu geben, die sie begehren.

Schließlich ist es die Ikone des Pfingstfestes, die uns das im erleuchteten Abendmahlssaal versammelte Kollegium der Apostel zeigt, wie sie die Zungen von Feuer empfangen. Der Gegensatz ist wieder sehr stark herausgearbeitet. Im unteren Teil des Bildes sieht man in einem dunklen Bogen, hervorgehend aus der Finsternis, einen alten König, der in seinen Händen ein Leinentuch hält. Auf dieses Leinentuch sind zwölf Rollen gelegt. Oft wird der dunkle Bogen noch durch ein Gitterwerk wie in einem Gefängnis von dem übrigen Teil des Bildes abgetrennt, um den Zustand der Gefangenschaft anzudeuten. So wird die Welt in der Person dieses Greises dargestellt, die hier seit den Tagen ihres Falles gleichsam zusammengefasst ist, es ist das von dem Fürsten dieser Welt gefangengehaltene Universum. Die Dunkelheit, die es umgibt, bildet "die Finsternis und die Schatten des Todes" (Lk 1,79) ab, die Unterwelt, von der die nicht getaufte Welt sich lossagt und doch in den schon mehr erleuchteten Teilen nach dem apostolischen Licht des Evangeliums verlangt. Sie streckt ihre Hände aus, um die Gnade zu empfangen, und die zwölf Rollen symbolisieren die Predigt der zwölf Apostel, die universale Verheißung des Heils. Dieser ganze, doch sehr geschlossene Inhalt der Ikonen findet sich in der Liturgie des Pfingstfestes wieder. Die große Vesper, die auf die Liturgie des Sonntags folgt, enthält die drei großen Gebete des hl. Basilius. Der Priester verliest sie [betet sie kniend] vor dem knienden Volke, das als Zeichen einer beson- [S. 218] deren Aufmerksamkeit auf die Knie gesunken ist. Das erste Gebet stellt die Kirche vor dem Angesicht des Vaters dar; das zweite bittet den Sohn, alle Lebenden zu bewahren; das dritte bittet für die Toten seit der Schöpfung der Welt und bezieht sich deshalb auch auf den Abstieg Christi in die Unterwelt. "O du, der du an diesem letzten Tage der Pfingsten das Geheimnis der heiligen Trinität offenbart hast; o du, der du den lebendigmachenden Geist ausgegossen hast ... die wahre Erkenntnis Gottes, o du, der du unsere Sühnegebete für diejenigen annimmst, die in die Unterwelt eingeschlossen sind, und der du uns die große Hoffnung gibst, dass du auch ihnen die Befreiung von den Qualen, die sie so reichlich bedrängen, gewähren wirst, ... schenke ihnen doch die Ruhe an einem Ort der Erfrischung und Labung ...; mache sie ihrer Befreiung würdig, denn nicht diejenigen sind ja in der Unterwelt, die den Mut haben werden, dich zu bekennen, sondern wir, die Lebenden, wir preisen dich und flehen dich an und bieten dir unsere Gebete und unsere Opfer für ihre Seelen dar.66) Die überreiche Gnade dieses Festes übersteigt jede Grenze. Einmal im Jahre, am Tage des heiligen Pfingstfestes, bittet die Kirche sogar für die Selbstmörder... So sieht man hier noch einmal und aufs neue, die Weite dieses Festes: es geht vom Himmel bis in die Unterwelt und von der Unterwelt bis in den Himmel.

III. Das Leiden der Menschen

Ohne dass wir hier die dogmatischen Gesichtspunkte für die Hölle und ihre Bestimmung berühren können, so muss doch gesagt werden, dass sich die Fragestellung, die doch auch in jeder Liturgie gegenwärtig ist, verallgemeinert: Ein verdorbener Wille, der eifersüchtig über seine Autonomie wacht, der bei allen Überschreitungen der Gesetze doch höchst dynamisch ist, vertieft den Abstand und den Mangel an Sein. Das böse Sein lebt gleichsam als Parasit, indem es Auswüchse und bösartige Geschwüre bildet. Was es dem Sein des Menschen fortnimmt, fügt es ihm dafür an Krankheiten, d.h. an Nichtsein, hinzu. Das vermag der böse Wille tatsächlich auszurichten: Gott hat eine "zweite Freiheit" geschaffen und das Wagnis, das Gott damit unternommen hat, kündigt bereits den "Schmerzensmann" an, und zeichnet bereits die Umrisse des Kreuzes ab, denn nach einem Ausspruch der Väter vermag Gott alles außer den Menschen zu zwingen, ihn zu lieben... In der Erwartung, geliebt zu werden, verzichtet Gott auf seine Allmacht und nimmt eine Kenose67) unter dem Bilde des "Lammes, das seit Schöpfung der Welt geschlachtet ist" (Offb 13,8) auf sich. Sein Schicksal unter den Menschen hängt an dem Fiat der Menschheit. Um die Freiheit dieses Fiat zu sichern, hat Christus sogar auf seine Allwissenheit verzichtet, "er verlässt das Schweigen" und wagt sein Leben. Die offenbare Passivität Gottes verbirgt nach einem Wort des hl. Gregor von Nazianz "das Leiden des leidensunfähigen Gottes". Gott sieht das Schlimmste voraus und seine Liebe wird dadurch nur um so wachsamer, denn der Mensch kann auch Gott zurückweisen und sein Leben auf diese [S. 219] seine Zurückweisung bauen. Wer wird den Sieg davontragen, die Liebe oder die Freiheit? Diese beiden Mächte sind unendlich und es ist die Hölle, welche diese Frage stellt.

Der Orient steht jedem juridischen Prinzip in bezug auf die Buße fern. Sein Verständnis der Sünde und seine Haltung gegenüber dem Sünder sind ihrem Wesen nach therapeutisch, nicht die Aufrichtung eine Gerichtshofes, sondern eines Krankenhauses – so wird nämlich die Buße verstanden. Es handelt sich um eine zu heilende Krankheit, selbst, wenn diese Krankheit eine Krankheit zum Tode ist, denn die Eucharistie ist das "Heilmittel der Unsterblichkeit" – pharmakon athanasias.68) Ohne irgendein Urteil vorwegzunehmen, so baut die Kirche doch auf die Menschenfreundlichkeit Gottes und intensiviert ihre Gebete für die Lebenden und für die Toten. Einige der größten Heiligen haben den Mut aufgebracht und das Charisma erhalten, sogar für die Dämonen zu bitten. Vielleicht ist die tödlichste Waffe gegen den Bösen gerade das Gebet eines Heiligen, und vielleicht hängt sogar auch das Schicksal der Hölle von der Liebe der Heiligen ab. Der Mensch bereitet sich selbst seine eigene Hölle, indem er sich der göttlichen Liebe verschließt, die doch unveränderlich sei: "Es ist nicht recht zu sagen, dass die Sünder in der Hölle der Liebe Gottes beraubt sind ... aber die Liebe handelt auf zwei verschiedene Weisen, sie wird zum Leiden unter den Verworfenen und zur Freude unter den Seligen ...".69)

Jeder orthodoxe Gläubige bekennt, wenn er zum heiligen Tisch geht: "Ich bin der erste der Sünder", was sagen will, der größte oder noch genauer gesagt, ohne jedes Maß noch ohne irgendeinen möglichen Vergleich, "der einzige Sünder". Der hl. Ambrosius, Seelsorger und Liturg, erklärt dieses Wort und gibt eine sehr genaue und lapidare Formel: "Derselbe Mensch ist zugleich verdammt und gerettet".70) Der hl. Isaak, ein Asket, gibt dafür eine andere Erklärung: "Derjenige, der seine Sünde erkennt, ist größer als derjenige, der Tote auferwecken kann". Eine solche Vision der nackten Wirklichkeit kommt zu ihrer letzten und paradoxen Folgerung. Ein sehr einfacher Mann hat dem hl. Antonius gestanden: "Wenn ich die Vorübergehenden ansehe, so sage ich mir: Alle werden sie gerettet werden, aber ich allein werde verdammt sein", und der hl. Antonius sagt darauf, das Wort aufnehmend. "Die Hölle existiert in Wirklichkeit, aber für mich allein ...".

Um das Wort des obenerwähnten hl. Ambrosius noch einmal aufzunehmen, so kann man sagen, dass die Welt in ihrer Gesamtheit ebenfalls "zugleich verurteilt und zugleich gerettet ist". Mehr noch, vielleicht findet sogar die Hölle in dieser ihrer Verdammung ihre eigene Transzendenz. Es scheint, dass gerade dieses der Sinn jenes Wortes ist, das Christus einem Starec, der ein Zeitgenosse von Sylvanos vom Athos war [es war Starez Siluan] , gesagt haben soll: "Bewahre deinen Geist in der Hölle, aber verzweifle nicht...".71) [S. 220] Péguy warf Dante vor, dass er die Hölle nur "als Tourist" besucht habe, eine andere Art, dort herabzusteigen, ist diejenige der großen Männer des Geistes.72) "Das Licht Christi erleuchtet jeden Menschen, der in die Welt kommt", sagt das Gebet der Prim; alle tragen diese geheimnisvollen Spuren, sogar ohne es zu wissen. Es ist also nicht die Sache der Christen zu verzweifeln, vielmehr obliegt es ihnen, auf Christus zu hören, der seiner Kirche eines der ernstesten Worte gesagt hat, das er gegeben hat, um seinen Apostolat zu bezeichnen: "Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf ..." [Mt 10,40]. Das Schicksal der Welt hängt deshalb von unserer Fähigkeit ab, Zeugen für das Pfingstfest zu sein; es hängt aber auch von unserer Liebe ab, die angesichts der infernalen Dimension in der Welt erfinderisch sein muss. Alles, was die Schultheologie über die Verurteilung der Welt lehrt, fasst sich in das Wort zusammen: "Kain, wo ist dein Bruder Abel?" [Gen 4,9] und es gibt das Geheimnis der Kirche im Lichte des hohenpriesterlichen Gebetes Christi (Joh 17): "Abel, wo ist dein Bruder Kain?" Die Liebe Gottes ist von Anfang an da (1 Joh) wie ein Ereignis, das jede Antwort übertrifft. Die beiden Parakleten kommen, um zu retten. In ihrer letzten Tiefe scheint die Liebe Gottes "uninteressiert" [uneigennützig] zu sein, wie die reine Freude der Geliebten des Bräutigams, wie die Freude, die durch sich selbst existiert, eine Freude, die allen anderen Freuden vorausgeht. Joh 14,28 sagt Jesus, dass man sich mit jener großen Freude freuen soll, deren Grund jenseits des Menschen liegt, nämlich in der wirklichen Existenz Gottes. In dieser klaren und königlich freien Freude liegt auch das Heil der Welt. Joh 13,20 lädt uns ein, die Art zu entdecken, von der Welt "aufgenommen", "empfangen" zu werden. Das ist die Stunde der Kirche, da sie nicht mehr von Christus spricht, sondern Christus wirkt. Der große Raum dehnt seine Wände gleichsam bis an die Enden der Welt aus, denn es handelt sich um die Welt in ihrer Erhebung, in ihrer Opposition gegen Gott: "Gott hat die Welt in ihrer Sünde geliebt" (Joh 3,16; 12,32). Die Braut nimmt die Gestalt des Bräutigams an. Sie ist das eucharistische Brot, die Kommunion, die Liebe. Ihr Licht leuchtet nicht nur, um zu leuchten, sondern sie verwandelt die Nacht in den Tag ohne Ende.

Die Welt sucht heute mehr als jemals eine unmittelbar zugängliche Größe, welche die Menschen einen könnte, sie sucht den Menschen als Bruder. An diesem Punkte aber vermag die christliche Liebe, diejenige, die nicht rechnet, die kein Maß und keine Schranke setzt, die christliche Welt geschlossen gegen den, der nicht liebt, ausbrechen zu lassen.

Auf die Frage: "Wer ist mein Nächster?" [Lk 10,29] lautet die Antwort des Herrn ganz unmittelbar: Der wahre Nächste, das bin ich selbst in Beziehung auf den, der am weitesten von Christus entfernt ist, denn Christus erwartet gerade von diesem, angenommen zu werden. Der hl. Symeon hat sich selbst den "armen Bruder aller Menschen" genannt, er war es auch in Wirklichkeit. Der neue Mensch macht sich keineswegs heimisch in den Werkstätten des sozialen Zwanges. Die "neue Kreatur" hat ihren Ursprung im Heiligen Geist, der die "apostolische Seele" bildet. Die großen Männer des Geistes bezeichnen, wenn sie über das Wunder des Pfingstfestes meditieren, die "apostolische Seele" noch genauer: Es ist jeder Getaufte, der seinen Glauben [S. 221] ernst nimmt und der dem Schluss des Markusevangeliums entspricht. Durch den Herrn gestärkt, also ein Charismatiker, vollbringt er sehr einfache Dinge, wenn man sie im Lichte des evangelischen Glaubens sieht: er tritt auf Schlangen, heilt die Kranken, weckt die Toten auf, wenn der Herr ihm gebietet es zu tun... Die Stunde dieser Weltzeit ist so furchtbar, dass sie einen Appell an alle Kräfte des Glaubens darstellt. Deshalb zitiert der hl. Petrus die Prophetie von Joel und kündigt das Übermaß der geistlichen Gaben an, das Pfingstfest verdoppelt die Ausgießung seines Geistes in den vorapokalyptischen Zeiten.

Jeder Getaufte ist ein unsichtbar stigmatisiertes Wesen, denn er ist derjenige, der eine tiefe Wunde von dem Schicksal der andern trägt, aller anderen, und er fügt etwas zu den Leiden Christi hinzu, der im Todeskampf liegt, der bis an das Ende der Welt währen wird. Christus "nachahmen", das heißt bis in den tiefsten Abgrund unserer Welt herabsteigen; "Nachahmung", das ist die vollkommene Nachbildung Christi und – nach Origenes –73) das Martyrium, denn "die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Menschen sind nur zwei verschiedene Aspekte einer einzigen umfassenden Liebe".74) Meine persönliche Haltung, die doch immer einzigartig ist, muss darin bestehen, gerade meine Hölle zu bekämpfen, die mich bedroht, wenn ich keine Liebe aufbringe, um die anderen zu retten. Ein fast unmerkliches Abgleiten in den Aktivismus verleitet uns zu sagen: "Ich liebe dich, um dich zu retten", aber die apostolische Seele wird sagen: "Ich rette dich, weil ich dich liebe..." Auf die Frage: Aktivismus oder Kontemplation, hat der hl. Seraphim geantwortet: "Erwirb den inneren Frieden und eine Menge Menschen werden ihr Heil in deiner Nähe finden." In [fast] jeder Liturgie singen wir: "Wir haben das wahre Licht gesehen, wir haben den himmlischen Geist empfangen", das ist das Pfingsten einer jeden Woche. Es täuscht uns nicht, sondern lässt in seiner Gabe einen gebieterischen Appell vernehmen: "Wie soll man diese umstürzende Erfahrung in die Hölle der Welt von heute übergehen lassen?"

IV. Die Botschaft des Pfingstfestes

"Das Reich Gottes ist in eurer Mitte" [Lk 17,21], man fühlt in diesem Wort das Herz des Evangeliums unmittelbar schlagen. Die Welten nähern sich, die Grenzen verschwimmen. Das Dort und Jenseits ist hier und jetzt. Das ist die unmittelbare Erfahrung eines jeden Gläubigen, der die Eucharistie empfängt: "Jetzt feiern alle himmlischen Mächte in unsichtbarer Weise mit uns": Aber diese Einbrüche des "ganz Anderen" bedeuten, dass auch die Hölle in unserer Mitte ist. Trotz der klaren Inflation dieser Kenntnis75) empfängt doch das Leben in allen seinen Bereichen diese sich stets gleichbleibende Eigenschaft der Hölle einer unglücklichen Liebe, die Hölle des Lebens der Ehegatten, die Hölle der Anwesenheit der anderen, die Hölle seiner selbst. Die dem Menschen angepasste Hölle bezwingt unsere Freundschaften, wird ein sehr vertrautes Element, wohl bekannt, mehr als uns in [S. 222] Schrecken versetzend. Gewiss, sie ist von den Bildern der Meister des Mittelalters sehr verschieden, von Bosch, von Goya oder von den Totentänzen. Sie ist nur viel reeller. Der Teufel legt seine romantische Maske ab, wird auch viel vertrauter wie der in der Hausjacke bei Ivan Karamazov, wie jedermann und wie der, den wir vielleicht jeden Tag treffen können. Er ist nicht mehr vermummt als ein Erzengel mit gebrannten Flügeln; viel wahrer, viel menschlicher und deshalb viel furchtbarer, ist er uns gleich. Marcel Jouhandeau hat das Wesentliche gesagt: "Ich allein, ich vermag im Angesicht Gottes ein Reich aufzurichten, über welches Gott nichts vermag; das ist die Hölle ... der Mensch versteht nicht die Hölle, weil er sein eigenes Herz nicht verstanden hat ..."

Die titanische Macht, Gott zurückzuweisen, ist der äußerste Punkt der menschlichen Freiheit; sie ist als eine solche von Gott gewollt, d.h. sie ist ohne Grenzen. "Gott kann niemanden zwingen, ihn zu lieben", lehren die Väter und das ist – man wagt es kaum zu sagen – die Hölle seiner göttlichen Liebe, die himmlische Dimension der Hölle, die trostlose Vision des Menschen, der bis zur Unersättlichkeit die Geste von Adam und von Judas wiederholt und in die Nacht der Einsamkeit entflieht.

Die Hölle ist nichts anderes als die Trennung des Menschen von Gott; seine Autonomie schließt ihn von dem Orte aus, wo Gott gegenwärtig ist und diese Hölle kennen wir alle in Wirklichkeit. Das ist die Hölle aller Verzweifelten, welche die Tiefen Satans erforschen [vgl. Offb 2,24]. Alles Unrecht ist nicht auf ihrer Seite, sondern sie tun es, weil sie die pfingstlichen Dimensionen nicht kennen, durch die erschreckende Abwesenheit der wahren Zeugen. Ein bitterer Pessimismus nagt an den Wurzeln des Lebens, macht indifferent, undurchdringlich für die Gnade, und das ist die Hölle des Herzens, die an den leeren Himmel ihre Verzweiflungen und Blasphemien schleudert. Das höllische Paradies des proletarischen Reiches spritzt das Gift einer riesenhaften Langeweile aus, und nach Baudelaire geht der Teufel von ihrem Gähnen aus, das so groß ist wie die Welt. Gekräftigt durch die Technik erntet dieses Reich das Sichselbst-Überlassensein des Menschen, das Überlassensein an den Raum zwischen den Planeten, wo die Raketen den Platz der Engel einnehmen und wo der Zorn Gottes dumpf zu grollen beginnt.

Es ist nicht möglich, den Glauben oder den Atheismus auf eine "Privatsache" zurückzuführen. Unsere Zeit ist vielmehr eine Epoche des Universalismus, der Katholizität des Gottesreiches oder auch der des Satansreiches. Das heilige oder das sälularisierte Jenseits geht in die apokalyptische Dimension unserer Existenz über. Sie schließt jedes "zwischen zwei Welten" aus und nötigt uns in einer geradezu unversöhnlichen Weise, zwischen den beiden Totalitarismen zu wählen. "Gott ist alles in allen", oder "Gott ist überhaupt nicht". Der zwischen beiden stehende Typ, des Kleinbürgerlichen, des verkleinerten, verbürgerlichten Prometheus, der das himmlische Feuer raubt, um seinen Kaffee mit ihm zu wärmen oder seine Pfeife anzuzünden, ist im Begriff, von der Bühne dieser Welt zu verschwinden. Dem religiösen Bedarf des menschlichen Geistes bieten nun die neuen Herrschenden ihre eigenen Absoluta an, ihre Alkoholika und ihre mystischen Trunkenheiten. Simone Weil schreibt: "Sicherlich, es gibt eine Trunkenheit, wenn man Glied des mystischen Lei- [S. 223] bes Christi ist. Aber heutzutage verschaffen zahlreiche andere mystische Körperschaften, die nicht Christus zu ihrem Haupte haben, ihren Mitgliedern nach meiner Meinung eine Trunkenheit von derselben Art."76)

Die Wissenschaft von heute ist nicht mehr ein Traum. Sie hat sich in einer großartigen Weise und über jede Erwartung hinaus verwirklicht. Ihre rapiden Fortschritte sind in jeder Hinsicht unvorhersehbar. Sie hat längst die Laboratorien der Gelehrten verlassen und beschäftigt sich mit dem Nachdenken über das Sein, die Existenz des Menschen und sein Schicksal. Diese Wissenschaft ist nicht mehr weder die Theologie noch die Philosophie, sondern jene Wissenschaft, welche das Antlitz der Erde verändert. Die Astronautik und die Automation stellen eine wunderbare Ergänzung zum menschlichen Geiste dar und gestatten sehr exakte und die Totalität der Menschen berührende Vorausberechnungen. Die Überlegenheit des Menschen über jeden biologischen Prozess und seine Beherrschung auch des Weltenraumes pflanzen in das menschliche Gewissen die Keime eines neuen Prophetismus ein. Auf Grund einer allgemeinen Solidarität finden sich alle in einer Gemeinsamkeit des Schicksals, die ihre eigenen Gefahren in sich hat. Die Gelehrten klagen uns oft ihre Beunruhigung: "Ich bin ein Mensch, der Angst hat, der seine Angst mit anderen teilen will", sagt Harald Urcy".77) So erlangen die Wissenschaft und die Technik eine wahrhaft politische Bedeutung, indem sie dieser eine fast unbeschränkte Macht über die Menschen geben, wie es Orwell in seinem "1984" ausgedrückt hat. Die Menschheit läuft Gefahr, sich auf ein vollkommen rationalisiertes, vorausberechnetes, infolge ihrer kritischen Fähigkeiten klug bestimmtes oder auch unterdrücktes Tun und Lassen zu beschränken. Das so ausgeglichene Gleichgewicht zwischen dem materiellen Fortschritt und dem geistlichen Wachstum erweist sich je länger je mehr als höchst problematisch und entwickelt sich in Richtung auf irgendeine unbekannte, dunkle Zukunft. Die in dem Bruch mit Gott bestehende Existenz gründet sich auf die Zurückweisung Gottes. Die Wissenschaft, die an sich gut ist, ist in der Gefahr, sich ganz und gar als eine gegen Gott gerichtete zu entdecken. Der Antichrist in der Legende von V.Soloviev78) erweist sich als der große Wohltäter der Menschheit, als ein vollkommener Gelehrter, der der Menschheit Brot, die Wunder der Technik und den Frieden anzubieten versteht...

Wenn man die Situation der modernen Welt in Beziehung auf das christliche Gewissen betrachtet, so ist sie eine Frage, ja eine Anklage gegen dasselbe. [...] Wenn das heutige Denken der Menschheit einen solchen Ausdruck von Verzweiflung und der Leere trägt, so deshalb, weil die christliche Hoffnung den "Trost der Schrift" verloren hat (Röm 5,14) und weil sie sich nicht mehr an die göttliche Verheißung gehalten hat. Wenn heute die abstrakte Kunst das Feld beherrscht, so deshalb, weil das Bildliche überhaupt nicht mehr etwas abbildet, denn es nimmt keinen Geist in [S. 224] sich auf und es strahlt kein Licht wider und der Surrealismus erhebt sich nur dort, wo der Mensch die Realität der Dinge und den verborgenen knappen Gehalt des Wirklichen verloren hat. Die Wunder der Technik sind nach der Offenbarung des Johannes (13,13) nur eine spöttische Nachahmung der Flammen des Pfingstfestes. Auf dem Grund seiner höllischen Existenz fühlt sich der Mensch seiner gänzlichen Einsamkeit überlassen. Die "Scheol" bedeutet den dunklen Ort, und die "Hölle" bezeichnet im Griechischen einen Ort, wo man nicht sieht oder wo kein Blick auf irgendeinen anderen trifft, die Hölle kennt kein Gegenüber. "Hier ist das Heulen der Opfer, denn sie haben keinen Tröster..." (Qoh 4,1).

Erst an dieser Stelle gewinnt die Botschaft des Pfingstfestes die ganze Weite ihres Klanges. An Stelle aller Menschen hat Christus den Ruf ausgestoßen: "Warum hast du mich verlassen?" [Mk 15,34] Dieser Ruf hat die Fundamente der Hölle erschüttert, er hat aber auch das Innerste des Vaters erzittern lassen. Aber der Vater, der seinen Sohn sendet, weiß, dass selbst die Hölle sein Herrschaftsbereich ist und dass die "Pforte des Todes" in die "Pforte des Lebens" verwandelt worden ist. Selbst die tiefste höllische Verzweiflung ist durch eine Hoffnung, welche sie im voraus trägt, gebrochen, und es ist nicht Sache der Christen zu verzweifeln... Die Christus entgegengestreckte Hand bleibt niemals leer. Das vierte Evangelium zeigt uns, wie Judas seine Hand ausstreckt. Indem er dort das eucharistische Brot hineingibt,79) richtet Christus einen letzten Appell an den Bösen, in der Nacht, zur Zeit ihrer größten Dunkelheit. Die Hände von Judas umgreifen das geopferte Lamm. Judas geht hinaus, und "es wurde Nacht". Die Nacht nimmt ihn auf und verbirgt das furchtbare Geheimnis seiner Gemeinschaft mit Satan. Satan ist in Judas. Aber Judas trägt in seiner Hand, die diejenige Satans ist, ein furchtbares Geheimnis davon. Die Hölle bewahrt in ihrem Schoße dieses Stück Brot; dieser kleine Teil des Lichtes, ist er nicht ein genauer und echter Ausdruck für das Wort: "Das Licht leuchtet in der Finsternis?" [Joh 1,5] Die Geste Jesu bezeichnet das letzte Geheimnis der Kirche: Sie ist die Hand Jesu, die das eucharistische Brot darreicht, der Appell wendet sich an alle; denn alle sind in der Macht des Fürsten dieser Welt. Das Licht zerstreut nicht sofort die Finsternis, aber die Finsternis hat keine Gewalt über das unbesiegbare Licht.80) Wir sind alle in der alles umfassenden göttlichen Liebe.

Auf dieser Höhe finden wir nicht mehr die Negation, wohl aber die Anmaßung der Hölle, die in der menschlichen Freiheit ihren Ursprung hat. Gegenüber Gott, der niemanden zwingt, ihn zu lieben, bezeugt auch die Hölle unsere Freiheit, Gott zu lieben. Diese Freiheit ist es, die zutiefst die Hölle verursacht, denn immer kann sie sagen: "Dein Wille möge nicht geschehen", und sogar Gott hat keine Gewalt über dieses Wort. [S. 225] Gott ist das absolute Mysterium fascinosum auch für die Ewigkeit. Er ist kein genialer Architekt mit vollkommen ausgeglichenen Projekten. Es gibt das Kreuz, das an der Schwelle des neuen Lebens aufgerichtet ist; Torheit und Ärgernis, so zerstört es jede wahrhaft geometrische, euklidische, wie Dostojevskij sagen würde, Vorausberechnung des Schicksals. Von den tiefen Gründen unseres Herzens her müssen wir so verstehen, dass die Gottesikone eine Beunruhigung darstellt, wenn Gott seine Schöpfung nicht liebt und dass er darauf verzichtet, sie zu bestrafen, sie ist aber nicht weniger beunruhigend, wenn Gott den Geliebten nicht rettet, ohne seine Freiheit zu berühren oder zu zerstören.

"Die Hölle, d.h. die andern", sagt Sartre. Ein Christ würde sagen: "Das Schicksal der anderen ist meine Hölle." Der Vater hat jedes Urteil dem Menschensohn übertragen, und das ist das "Urteil der Urteile"81) das Urteil des Kreuzes. "Der Vater ist die kreuzigende Liebe, der Sohn ist die gekreuzigte Liebe, der Heilige Geist ist die unbesiegbare Liebe des Kreuzes."82) Diese unbesiegbare Gewalt ist es, die in der Ausgießung des Heiligen Geistes hervorbricht. Wenn die Verzweifelten die Tiefen Satans erforschen, so fordert das Evangelium die Gläubigen auf, "Berge zu versetzen" [vgl. Mt 17,20]. Vielleicht bedeutet dieses für uns, dass wir die höllischen Berge der modernen Welt und ihr Nichts versetzen müssen, um dem vom Pfingstfest her leuchtenden Sein und den neuen Dimensionen seines Lebens Platz zu machen. "Siehe, ich habe dir heute Leben [...] und Tod vorgelegt" [Dtn 30,15]. Die "Nacht" der Mystiker des Westens, die "Gottes-verlassenheit" der Spiritualen des Ostens bezeichnen den Abstieg in die Hölle. Für den, der aufmerksam diese Welt betrachtet, ist die Hölle eine ganz unmittelbare Erfahrung.

Mit der Frühmette [vor Beginn des Orthros] in der Osternacht, d.h. in der Stille des ausgehenden Ostersonnabends, verlassen der Priester und das Volk die Kirche. Die Prozession hält vor der Kirche an, vor der geschlossenen Pforte des Gotteshauses. Diese geschlossene Pforte soll für einen kurzen Augenblick das Grab des Herrn, den Tod und die Hölle symbolisieren. Der Priester macht das Zeichen des Kreuzes auf die Tür und unter der unwiderstehlichen Gewalt dieses Zeichens öffnet sich die Tür ganz weit und alle ziehen in die von Licht überflutete Kirche ein, wobei sie singen: "Christus ist auferweckt von den Toten, er hat den Tod durch den Tod besiegt, er hat das Leben gegeben allen, die in den Gräbern sind." Die Pforte der Hölle ist wieder zur Pforte der Kirche geworden. Man kann in der Abbildung des Festes nicht weiter gehen, ja, die Welt in ihrer Gesamtheit ist zugleich verurteilt und gerettet, sie ist zugleich die Hölle und das Gottesreich...

Wir haben die ganze Weite des Pfingstfestes darzustellen versucht. Die Ikonen zeigen uns seinen kosmischen Universalismus, seine Größe übersteigt bei weitem auch die Universalität der einzelnen christlichen Konfessionen, sie umgreift Orient und Occident, die biblischen und sogar die nichtbiblischen Religionen. Die Kirche der letzten Erfüllung hat die Macht, alles das zu unterscheiden und festzustellen, was zu Christus gehört. [S. 226] Nach dem Willen der Vorsehung befindet sich auf dem Grunde eines jeden Hindernisses seine eigene Transzendenz. In jeder Opposition gibt es eine zugleich verneinte und bestätigte Wirklichkeit. Jede Negation trägt in sich selbst eine verborgene Zustimmung. Die Welt mit dem Ausbruch ihres Wunsches zu "leben" lebt mit den vorletzten Werten, aber diese beziehen sich in einem noch tieferen Sinne auf die letzten Werte, ja, sie fordern sie geradezu. Aber hier muss man auf jedes "horizontale" Urteil verzichten, man muss vielmehr die Wahrheit selbst, die "vertikale" Synthese sagen und wirken lassen, in der jedes Wesen in seiner eigenen Wahrheit bis hinauf in die Sphären des Einzigen erhöht ist.

Die Begegnung von Orient und Okzident kann sich nur dort recht ereignen. wo sich die christlichen Konfessionen vereinigen, an dem hervorragenden Punkte nämlich, wo die Ausgießung des Pfingstgeistes der Einheit erfolgt. Die Christen müssen verstehen, dass diese Einheit nach dem hohenpriesterlichen Gebet Christi (Joh 17,21) nur in dem Maße für die Christen von Bedeutung ist, als die Welt dadurch glaubt; die christliche Einheit erscheint deshalb wie eine Gnade, eine Ausgießung, die sich auf die nichtchristliche Welt richten.

Das ganz und gar sich auf die eschatologische Zielsetzung richtende Mönchtum, das von der ungeduldigen Erwartung der Parusie erfüllt ist, hat einstmals das Antlitz der Erde verwandelt. Es scheint, dass es zu unserer Zeit sich noch weiter und allgemeiner ausbreitet und, ohne etwas von seiner eigentümlichen Wirklichkeit aufzugeben, die Reichtümer und Gaben seiner Spiritualität auf alle Gläubigen überträgt. In seinen Anfängen von Laien und zu einem sehr genauen Ziel begründet, ist das Mönchtum heute sehr wohl in der Lage, in dem königlichen Priestertum der Gläubigen die monastische Ordnung oder das verinnerlichte Mönchtum aufzuzeigen, an denen jeder Laie die dreifache Würde wiederfinden kann, die ihm als Christen eignet, im Einzelnen das Ganze, wie sie sehr genau durch die großen Spiritualen definiert worden ist: König, Priester und Prophet.

Wenn wir das apostolische Glaubensbekenntnis mit den Worten beten: "Ich glaube an den Heiligen Geist, an eine heilige Kirche", so will dies sagen: "Ich glaube an den Heiligen Geist, der am Tage der Pfingsten auf die Kirche herabgekommen ist", und das meint das beständige Pfingstfest und die schon begonnene Parusie in der ganzen Wirklichkeit der Geschichte. Diese Epoche der Kirche entnimmt den Menschen keineswegs der Welt und macht den Menschen durch den Beistand des Geistes fröhlicher und mutiger. Gerade in dieser unserer Welt mit Fernsehen und ferngesteuerten Apparaten, mit Überschall und Weltraumreisen, in dieser zugleich atheistischen und gläubigen, zugleich paradiesischen und höllischen, aber stets von Gott geliebten Welt ist der Mensch aufgerufen, das Wunder seines Glaubens zu vollbringen. Wie einst Abraham, so hat er sich auf den Weg zu machen, ohne zu wissen wohin, noch warum, aber er weiß, dass er in seinem Inneren die feurige Zunge trägt, und er kann nur das geflügelte Wort des hl. Johannes Klimakos wiederholen, das vielleicht am besten den vom Pfingsten ausgehenden Appell wiedergibt: "Meine Seele ist durch deine Liebe verwundet, o [S. 227] Christus, sie kann ihre Flammen nicht mehr ertragen, ich gehe voran, indem ich lobsinge ...".

"Dein Ruhm, o Christus, ist der Mensch, den du wie einen Engel und Vorsänger deiner Erleuchtung gesandt hast, ... die einzige Gabe, die mir von allen meinen Besitzungen geblieben ist"83) "...erleuchtet ...; so wird der Mensch schon hier auf Erden ein Wunder. Unter den himmlischen Kräften geht er im Chor derer, die dich unaufhörlich lobpreisen, ein Engel, der hier auf Erde weilt, führt er jedes Geschöpf zu Gott".84)

Anmerkungen

*Aus: Kyrios 1963, S. 206-227.

1) Gregor von Nazianz, Hom. 44.

2) Athanasius, Antworten an Antiochus: vgl. auch Athanasius in der Homilie über die Verkündigung Mariens.

3) Äon bedeutet "Jahrhundert", einen Zyklus der Zeit; bei den Vätern ist es eine in das Gottesreich übergehende Zeit.

4) Migne PG 26, 1389 C. – Vgl. auch J.Daniélou, Bible et Liturgie, Paris 1951.

5) Migne PG 26, 1366 B.

6) Augustin, Sermo CCLXX,3.

7) Migne PG 26, 1379 A.

8) Augustin, ep. LV, 28 (Migne PL 33, 218 A).

9) Konzil von Nizäa, can. 20.

10) Basilius d. Gr., De spir. sancto 27.

11) Migne PG 13, 908 A, und Migne PG 26, 1366 A.

12) Migne PG 12, 753 A, und Migne PG 68, 1096 A.

13) Im erläuternden Text des Synaxarions.

14) Vgl. Hieronymus, Ad Fiabiolum 7.

15) 2 Kor 4,16.

16) Klemens v. Alexandrien, Protreptikos 114.

17) Symeon der Neue Theologe, Theol. Kapitel, in den Sources Chrétiennes, 51, 34.

18) Ode 5 des Kanons.

19) Simone Weil, L’Attente de Dieu, Paris 1950.

20) Hom. 38, 1.

21) Migne PG 26, 996 C.

22) Troparion der 9. Ode, Freitag der Pfingstwoche.

23) Hom. 45, 9.

24) Unterhaltung mit Motovilov, in: Le Semeur, Paris 1927.

25) Vorgesang zum vierten Ton, Offizium des Sonntags.

26) Migne PG 74, 560.

27) "Das philosophische Denken hängt in erster Linie ganz und gar von der Konzeption ab, die wir von der Heiligen Trinität haben", diese Bekräftigung von Kirejevskij ist der Ausgangspunkt für alle russischen religiösen Denker. "Unser soziales Programm ist das Dogma von der Trinität; alles was sich von diesem vorher aufgestellten Plan entfernt, ist nur eine soziologische Häresie (Fëdorov, Philosophie der gemeinsamen Sache, 1928 in Charbin auf russisch erschienen).

28) Vgl. P. Florenskij, Säule und Stütze der Wahrheit, Moskau 1911 (russ.).

29) Gregor von Nyssa, Migne PG 44, 828 BC.

30) Origenes, Hom. über das Buch Exodus, in Sources Chrétiennes 16, p. 24.

31) Das Sticheron des ersten Tones der Großen Vesper.

32) Migne PG 46, 244 C.

33) Zitiert durch Gregor von Nazianz, Migne PG 36, 560 A.

34) Gregor von Nazianz, Migne PG 37, 985.

35) Zitiert bei G. Florovsky, Die orientalischen Väter, Paris 1931, p. 232 (russ.).

36) Symeon der Neue Theologe, Theol. Kapitel, Cent. 3, cap. 4.

37) Hom. über die Apostelgeschichte I u. IV.

38) Die Lesung des Donnerstags (Eph 5,9-19) ist auf das charismatische Sein gerichtet und auf das "Kaufet die Zeit aus", tretet in die neue Existenz ein.

39) Origenes, Migne PG 12, 1265.

40) Das Offizium von Allerheiligen.

41) Joh. Chrysostomos, a.a.O.

42) Adv. haer., IV, 18,5.

43) Troparion der 9. Ode, Freitag nach Pfingsten.

44) Die Verklärung Christi auf dem Berge Tabor ist gemeint.

45) Offizium des Großen Sabbats, d.h. Sonnabend vor Ostern.

46) Ebd.

47) Gregor von Nyssa, Migne PG 45, 65 A.

48) Vgl. O.Rousseau, La descente aux enfers ("Niedergefahren zur Hölle"), in: Mélanges Lebreton II, Paris 1952. – P.Lundberg, La typologie baptismale (Die Typologie der Taufe), Uppsala 1942. – J.Daniélou, Le symbolisme des rites baptismaux (Der Symbolismus der Taufriten), in: Dieu Vivant 1.

49) Mercenier, La prière des Eglises de Rite byzantin (Das Gebet bei den Kirchen des byzantinischen Ritus), Chevetogne, Bd. II, I, p. 292.

50) Cyrill von Jerusalem, Migne PG 33, 1079. – Gregor Palamas, Hom. 62.

51) Cyrill von Jerusalem, Migne PG 33, 441 B.

52) Hymn. XI, 11.

53) Hom. über die Jakobsvision in Bethel 65.

54) Offizium zur Erhöhung des hl. Kreuzes.

55) Pseudo-Hippolyt 55.

56) Vgl. J. Daniélou, Théologie du Judéo-Christianisme (Theologie des Juden-Christentums), Tournai 1958, p. 312. – Vgl. Gregor von Nyssa, Migne PG 44, 624.

57) Origenes, in Matth., Migne PG 91, 1309 B. – Das Troparion der Non erklärt das beschriebene Bild durch einen Vergleich des Kreuzes mit der Schicksalswaage.

58) Das Evangelium sagt nichts über den Augenblick der Auferstehung selbst. Die Ikonographie folgt diesem Stillschweigen und respektiert das Mysterium. Der "Abstieg" in die Unterwelt und die "myrrhentragenden Frauen" sind die einzigen ikonographischen Kompositionen der Auferstehung.

59) Offizium des Pfingstsonntages.

60) Testament in Galiläa.

61) Nikodemusevangelium.

62) Hom. 40 zu 1. Kor. 15, 29, angeführt bei O. Rousseau, a.a.O. p. 273. – Vgl. Cyrill von Jerusalem, Migne 33, 1079. – Gregor von Nazianz, Migne PG 46, 585.

63) Justin d. Märt., Migne PG 6, 421.

64) IX 16, 5-17.

65) Strom. II, 9, 43.

66) Offizium des Pfingstsonntags, Kniebeugung. – Mercenier, a.a.O. II p. 389f.- O. Clément, Transfigurer le Temps. Neuchâtel-Paris 1959, p. 217.

67) Kenose: Demütigung, Erniedrigung, der Schleier der Demut, der die Gottheit des Logos in seiner Inkarnation verbirgt, Phil 2,7.

68) Ignatius von Antiochien, Ad Eph 20,2.

69) Isaak von Syrien, Migne PG 34, 5440.

70) Migne PL 15, 1502, zitiert bei O.Clément, Notes sur le Mal, in: Contacts 31 (1960), p. 204.

71) Zitiert bei Arch. Sophrony, in: Messager de l’Exarchat de Patr. Russ, 26, p. 56, 97.

72) Vgl. Arch. Spiridon, Mes Missions en Sibérie, Paris 1950, p. 44.

73) Ermahnung zum Martyrium.

74) Maximus Conf., Migne PG 91, 409 B.

75) Vgl. Hans Urs von Balthasar, Dieu et l’homme d’aujourd’hui, Paris 1958.

76) Simone Weil, L’Attente de Dieu, Paris 1950, p. 87.

77) Sommes-nous en révolutions?, in: Interviews recueillis par J. de Brouwer, Paris 1958, p. 45.

78) Drei Gespräche vom Antichristen (franz. Trois Entretiens, Paris 1916).

79) Das ist die Meinung der hll. Ephräm, Joh. Chrysostomos, Ambrosius, Augustinus und Hieronymus.

80) Joh 1,5. Die Vulgata übersetzt: "die Finsternis nahm es nicht auf (tenebræ eam non conprehenderunt)". Im Osten folgt man Origenes und übersetzt: "die Finsternis hat ihn nicht überwinden können". Der Sinn beider Übersetzungen ist wahr: Der Widerstand der Finsternis und die Unbesiegbarkeit des Lichtes.

81) Maximus Conf., Migne PG 90, 408 D.

82) Metropolit Philaret von Moskau, Oraisons, homélies et discours, übers. von I.Sturdza, Paris 1849, p. 154.

83) Gregor von Nazianz, Migne PG 37, 1327.

84) Gregor Palamas, Migne PG 150, 1081 AB.

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