Gertrud Thon

 

 

Gertrud Thon 2008.

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Margret Grabowski, Gertrud Thon, Prior Martin O.Cist. (Photographiert von Rudolf Grabowski), 24.8.2008 in der Zisterzienserabtei Marienstatt bei Hachenburg.

 

 

Gertrud Thon, geborene Kurzenacker, wurde am 7.12.1937 geboren. Sie war Lehrerin in  der Sekundarstufe 1. Ihr besonderes Interesse galt der Natur. Sie liebte es, stundenlang durch Wälder zu wandern und Vögel zu beobachten. Es machte ihr nichts aus, dabei kräftig vom Regen durchnässt zu werden. Scherzhaft sagte sie: Unsere Väter waren alle unter der Wolke (1 Kor 10,1).

 

Sie war sozial tätig. Viele Jahre lang besuchte sie ein Altersheim, sang mit den Menschen, las ihnen Geschichten vor und buk für sie Plätzchen. Sie verkaufte selbstgekochte Marmelade, um das Hilfswerk P. Erwins zu unterstützen. Sie begleitete Sterbende. Einen Monat vor ihrem Tod sorgte sie sich noch um einen russischsprachigen Arbeitslosen und machte ihm einen Vorschlag, an welcher Stelle er tätig werden könne.

 

Gertrud wirkte im Essener Domchor mit. Über fünfzig Jahre sang sie im Johannes-Damascenus-Chor. Jahrelang war sie dort zweite Vorsitzende.

 

Seit 1974 leitete sie den Chor der heiligen Boris und Gleb in Horneburg, mit großem Wissen, aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele. Sie vermittelte durch den liturgischen Gesang russische Spiritualität.

 

Der Chor der hll. Boris und Gleb Horneburg

 

Liturgie am 18.6.2006 in Horneburg: Karl Weber, Paul Berbers, Viktoriya Liedke, Ludmila Weiß, Agnes Schollas, Terese Barstys, Irina Schipp, Margit Kaiser, Ludowika Wortmann, Gertrud Thon, Heinz Gössing. Photographie von Wilhelm Müschenborn.

 

Anfang Oktober 2010 rief Gertrud an und fragte, ob sie mit einigen anderen zum Pilzesammeln in die Gegend von Kassel fahren solle. Sie fühlte sich nicht gut, und die Gruppe wollte dort einige Tage bleiben. Ihr wurde dringend abgeraten.

 

Doch vom 11.-22.10.2010 fuhr sie mit Biblische Reisen nach Ägypten und Jordanien. Gertrud sah vom Berg Nebo aus das Heilige Land. Dies erschien ihr in der Rückschau wie der Höhepunkt ihres Lebens (vgl. Dtn 34,1). Sie konnte aber kaum noch Kraft aufbringen, um die Reise zu bewältigen.

 

Am 24.10.2010 war eine Liturgie in Bocholt-Suderwick. Danach war Gertrud grau im Gesicht und saß zusammengesunken auf einer Bank. In den folgenden Monaten wurde sie von Orthopäden und Osteoporose-Ärzten wegen ihrer Rückenschmerzen behandelt. Man vermutete einen eingeklemmten Nerv und verkrampfte Muskeln. Sie bekam immer stärkere Mittel, damit die Schmerzen gedämpft würden.

 

Mitte Februar 2011 wurde im Krankenhaus Lungenkrebs festgestellt, der Metastasen am Rückgrat gebildet hatte. Es erfolgten einige Bestrahlungen, doch die angebotene Chemotherapie lehnte Gertrud ab. Der Horneburger Chor der hll. Boris und Gleb sang am Sonntag, 3.4.2011, im Hospiz Essen-Steele das Отче нашъ (Vater unser) und Подъ Твою милость. Gertrud sagte, sie habe in ihrem Leben viel Schönes gesehen und bedauere es nicht, jetzt sterben zu müssen. Ihr wurde für den Dienst gedankt, den sie in Horneburg geleistet hatte. Sie antwortete, sie habe dies doch sehr gerne getan.

 

Подъ Твою милость прибегаемъ, Богородице Дево,

моленiй нашихъ не презри въ скорбехъ,

но отъ бедъ избави насъ, Едина чистая и Благословенная.

Пресвятая Богородице, спаси насъ.

 

Unter Deinen liebreichen Schutz fliehen wir, Gottesgebärerin Jungfrau;

verschmähe nicht unser Beten in den Nöten,

sondern führe uns heraus aus Gefahren, Du einzig reine und Gebenedeite.

Allheilige Gottesgebärerin, rette uns.

 

Gertrud starb am Sonntag, 10.4.2011, um 11.35 Uhr im Hospiz, in Gegenwart zweier Verwandter und zweier Freundinnen, während in der Kirche das Evangelium von der Auferweckung des Lazarus verlesen wurde.

 

Das Auferstehungsamt fand am Freitag, den 15.4.2011, in der Pfarrkirche St. Laurentius, Essen-Steele statt. Anschließend begleiteten wir die Verstorbene von der Friedhofskapelle des Alten Laurentiusfriedhofs zur Familiengruft.

 

Für Gertrud bedeutete Beten Singen. Dies kommt in dem folgenden Lied zum Ausdruck, das sie sich für die Liturgie des Begräbnistages gewünscht hatte:

 

Daß Du mich einstimmen läßt in Deinen Jubel, o Herr, Deiner Engel und himmlischen Chöre,

Das erhebt meine Seele zu Dir, o mein Gott, Großer König, Lob sei Dir und Ehre!

 

1.     Herr, Du kennst meinen Weg, und Du ebnest die Bahn, und Du führst mich den Weg durch die Wüste (spätere Variante: und Du führst mich hinaus ins Weite).

2.     Und Du reichst mir das Brot, und Du reichst mir den Wein und bleibst selber, Herr, mein Begleiter.

3.     Und Du sendest den Geist, und Du machst mich ganz neu und erfüllst mich mit Deinem Frieden.

4.     Und nun zeig mir den Weg, und nun führ mich die Bahn, Deine Liebe zu verkünden!

5.     Gib mir selber das Wort, öffne Du mir das Herz, Deine Liebe, Herr, zu schenken!

6.     Und ich dank' Dir, mein Gott, und ich preise Dich, Herr, und ich schenke Dir mein Leben!

 

Dieses Lied findet sich im Liedermosaik der Jesus-Bruderschaft, Gnadenthal 41981, 85.

 

Chor 1979

 

Gertrud Thon, Elke Tönnis, Heinz Gössing, Lucie Preuße, Margret Grabowski, Heinrich Wortmann, Rudolf Grabowski, Clemens Lücke.

Gesang zur Ausstellungseröffnung der Ikonen von Heinz Gössing am 25.3.1979 in der Neuen Galerie im Heinz-Hilpert-Theater Lünen.

 

 

Michaelsikone

 

Totenbildchen für Gertrud Thon (1937-2011): Der heilige Erzengel Michael, geschrieben von Frau Ingrid Nienhaus aus Bottrop.

 

8. April 2012

 

An diesem Palmsonntag nach dem Julianischen Kalender feierten Gemeinde und Chor der heiligen Boris und Gleb zu Horneburg das erste Jahresgedächtnis ihrer verstorbenen Chorleiterin Gertrud Thon. Sie hatte seit 1974 den Chor unserer Russischen Gemeinde mit großem Engagement bis zu ihrer schweren Erkrankung geleitet und war vor einem Jahr verstorben, während in der Kirche das Evangelium von der Auferstehung verkündet wurde.

 

Neben dem Totenaltar befand sich eine große rumänische Hinterglasikone der allheiligen Gottesgebärerin neben dem Kreuz (Achtyrskaja), die Gertrud besonders geliebt hatte, davor brannte die Kerze, die ihr ganzes Leben begleitete; an der Seite waren Bilder von ihr.

 

Einige Mitglieder der früheren Gemeinde Mariä Schutz in Essen und des Johannes-Damascenus-Chores sangen mit, sodass der Chor mit sonorem und kräftigem Klang den Herrn lobte und die Gemeinde in der Schlosskirche herzlich erfreute.

 

In der Liturgie wurde die Ektenie für die Entschlafenen gesungen und nach der Palmweihe folgte die Panichida: „Lasset uns beten für die Seelenruhe der verstorbenen Dienerin Gertrud, dass der Herr ihre Seele dort weilen lasse, wo die Gerechten ruhen.“

 

Das Gebet ist die Brücke der Liebe zu unserer Verstorbenen. Вечная память – Ewiges Gedenken!

 

Nach alter Sitte trafen sich danach die Familie, die auch ihr jüngstes Mitglied mitgebracht hatte, Freundinnen Gertruds, Gemeindemitglieder, der Chor und Bekannte zum Beisammensein mit Mahl und Gespräch. (Bericht von Diakon Antonij Wegener)

 

 

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