Die Kartause

 

Bruno von Köln ( 1101) errichtete im Jahre 1084 in der Einöde von Sèche-Fontaine (Departement Côte dʼOr) eine Einsiedelei. Bald schlossen sich ihm Brüder an.

 

Die Große Kartause von Norden, Quelle: Wikipedia

 

Da das Gelände für mehrere Einsiedler zu klein war, stellte Bischof Hugo von Grenoble (1053-1132) ein Grundstück in den französischen Alpen zur Verfügung. Dort erbaute Bruno mit seinen Gefährten die große Kartause (La Grande Chartreuse).

 

La Grande Chartreuse 2006, Quelle: Wikipedia

 

1091 gründete Bruno eine weitere Kartause in La Torre (Kalabrien), das heutige Kloster Santo Stefano del Bosco in Serra San Bruno. Er starb dort am 6. Oktober 1101.

 

Kartause Serra San Bruno, Quelle: Wikipedia

 

Jeder Mönch hat ein eigenes kleines Haus mit Gebetsraum, Arbeitsraum, Schlafzimmer, Nasszelle und Gärtchen. Der Schlaf wird unterbrochen für das Mitternachtsgebet. Ständiges Schweigen, monatelanges Fasten (von Kreuz­erhöhung, 14. September, bis Ostern), geistliche Lesung und intensives Gebetsleben sind prägend für die Kartäuser. Einmal in der Woche machen sie einen dreistündigen gemeinsamen Spaziergang.

Quelle: Wikipedia

 

Kartause Maria Hain um 1904, Quelle: Wikipedia

 

In Deutschland blühte der Orden der Kartäuser; die Anzahl der Klöster wurde aber durch Eingriffe von außen immer mehr reduziert.

In der Zeit der Reformation wurden folgende elf Kartausen geschlossen: Ahrensbök in Holstein, Christgarten bei Nördlingen, Martinstal bei Crimmitschau, Elisabethhaus in Eisenach, Flüren bei Wesel, Frankfurt an der Oder, Eppenberg bei Gensungen, Güterstein, Marienehe in Rostock, Nürnberg und Konradsburg bei Ermsleben.

Vier Kartausen gerieten in den Strudel der Säkularisationswelle: Die Kartause Hildesheim wurde 1777 geschlossen, da man ihr Vermögen zugunsten des bischöflichen Priesterseminars eingezogen hatte; die in Mainz auf dem St.-Michaelsberg 1781, ihr Vermögen floß in den Universitäts-Fond; die in Freiburg 1782, ihr Grundbesitz fiel durch Säkularisation an den Staat, und die in Köln 1794, sie wurde beim Einmarsch französischer Truppen zwangsweise aufgelöst, aus ihr wurde ein Militärlazarett gemacht, Zerstörungen vernichteten die meisten Bücher und Kunstgegenstände, einiges wurde durch Plünderungen oder Notverkäufe zerstreut.

In Deutschland bestanden im Jahre 1802 folgende vierzehn Kartäuserklöster: Mariä Bruck in Astheim bei Volkach, Maria Saal in Buxheim, St. Salvatorberg in Erfurt, Grünau bei Hasloch, Mariengarten in Ilmbach bei Prichsenstadt, Vogelsang bei Jülich, Marienburg bei Dülmen, Koblenz, St. Bruno in Konz-Karthaus, Tückelhausen bei Ochsenfurt, Prüll in Regensburg, St. Alban in Trier, Engelgarten in Würzburg und Xanten.

1803 wurden durch den Reichsdeputationshauptschluß alle Kartäuserklöster in Deutschland aufgehoben.

Als Ersatz für die berühmte Kölner Kartause entschloß sich der Kartäuserorden, in der Nähe eine Neugründung zu wagen. 1869 erwarb er das Gut Hain in Düsseldorf-Unterrath sowie zwei Höfe in Lichtenbroich. Die Kirche, das Hauptgebäude und einige Häuschen für die Mönche wurden errichtet. Hier lebten vierzehn Mönche, die aber durch den Kulturkampf 1875 vertrieben wurden.

1890 konnten die Mönche zurückkehren. Die Baumaßnahmen wurden 1891 abgeschlossen. Die Klosterkirche wurde dem heiligen Bruno geweiht.

Die Mönche waren bei der Bevölkerung wegen ihres karitativen Einsatzes beliebt. 1925 lebten hier 58 Mönche.

Die Kartause Maria Hain bestand bis 1964. Weil die Stadt sich ausdehnte und in Lohausen der Flughafen erweitert wurde, zogen die Kartäuser um in die Kartause Marienau in Bad Wurzach (Kreis Ravensburg, Oberschwaben).

 

Kartause Marienau, Quelle: Wikipedia

 

 

Die Innenausstattung der Kartause Maria Hain vor 1911, Quelle: Wikipedia

 

Wegweiser, Photographie von H. M. Knechten

 

Photographie von H. M. Knechten

 

Photographie von H. M. Knechten

 

Photographie von H. M. Knechten

 

Kleine Bibliographie

Quellen

o   Die „chronica de beato Brunone primo Cartusiensium” Heinrich Arnoldis von Alfeld, Edition, Kommentar und Übersetzung von Christoph Galle, Stuttgart 2021.

o   Epistulæ Cartusianæ. Frühe Kartäuserbriefe, übersetzt und eingeleitet von Gisbert Greshake, Freiburg im Breisgau, Basel, Wien, Barcelona, Rom und New York 1992; dritte Auflage 2002.

Heiliger Bruno

o   Ceravolo, Tonino, Vita di San Bruno di Colonia. La ricerca di Dio nel silenzio del deserto, Vibo Valentia 2001.

o   Posada, Gerardo, Der heilige Bruno. Vater der Kartäuser. Ein Sohn der Stadt Köln, Köln 1987.

Kartausen

o   Große Kartause: Ravier, André, Le premier ermitage des moines de Chartreuse. De la fondation en juin 1084 à lʼavalanche du 30 janvier 1131, in: Correrie de la Grande Chartreuse 2001, 13-15.

o   Spillemaecker, Chantal, Pierrette Paravy und Michel Lecomte, La Grande Chartreuse. Au-delà du silence, Grenoble 2002.

o   Certosa san Bruno: Gritella, Gianfranco, La certosa di S. Stefano del bosco a Serra San Bruno. Documenti per la storia di un eremo di origine normanna, Savigliano 1991.

o   Hain: Schmitz, Hubert, Unter den Karthäusern. Eine Beschreibung der Karthause Hain bei Düsseldorf und des Lebens ihrer Bewohner, Mönchengladbach 1892.

o   Wego, Matthias, Maria Hain, Die wechselvolle Geschichte der ehemaligen Kartause in Düsseldorf, Kevelaer 1991.

o   Marienau: Mönche der Kartause Marienau, Kartause Marienau, Lindenberg 2004.

Meßbuch

o   Missale Cartvsiani Ordinis, herausgegeben von Bruno dʼAffringues (1549-1632), Paris 1603.

Spiritualität

o   Philokalie der heiligen Väter der Nüchternheit. Durch sie wird mittels der sittlichen Philosophie in praktischem Tugendleben und in Beschauung der Geist gereinigt, erleuchtet und vollendet, übersetzt von einem Kartäuser, herausgegeben von Gregor Hohmann, 6 Bände, Würzburg 2004; Würzburg 2007; herausgegeben von Mauritius Sauerzapf, Beuron 2016.

o   Guillerand, Augustin (1877-1945), Face à Dieu. La prière selon un chartreux, Rom 1956; Im Angesicht Gottes. Gebetserfahrungen eines Kartäusermönchs, Übersetzt von Mönchen der Kartause Marienau, Würzburg 1989.

Literatur

o   Nagel, Elke, Die Klausur der Kartäuser. Typologie und Grundrissorganisation der großen Kreuzgänge im Spannungsverhältnis zwischen Ordensidealen und örtlicher Lage, Analecta Cartusiana, Band 297, Salzburg 2013.

o   Serrou, Robert, Au désert de Chartreuse. La vie solitaire des fils de S. Bruno, Photographien von Pierre Vals, Paris 1955; Kartäuser. Vom Leben in der Wüste, Übersetzung von Michael Lauble, Würzburg 1997.

o   Van der Meer de Walcheren OSB, Pieter Balthasar Albertus (1880-1970), Het witte paradijs. Bij de kartuizers, Utrecht 1929; Das weiße Paradies, München 1930.

Film

o   Philip Gröning, Die große Stille, 2005.

 

© Dr. Heinrich Michael Knechten, Stockum 2024

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