Mein Kevelaer
Mein
Ururururgroßvater Johannes Knechten wurde 1741 geboren und starb am 5. April
1775 in Kevelaer.
Mein
Urururgroßvater Jacob Knechten wurde am 26. Januar 1770 in Kevelaer geboren.
Von ihm ist nur überliefert, daß er Elisabeth Pasloors heiratete. Weitere Daten
fehlen.
Da unsere
Dienstwohnung noch nicht frei war, wohnten wir ab 1956 behelfsmäßig im Wasserturm. Ich besuchte die Hubertusschule und
ging am Weißen Sonntag, 13. April 1958, in St. Marien zur Erstkommunion.
1959 zogen
wir in die Römerstraße 27. Nun besuchte ich die St.-Antonius-Volksschule am
Markt. Das Gebäude war im Jahre 1848 errichtet worden und hatte in jedem
Klassenraum einen Kanonenofen. Dies ist ein gußeiserner, zylinderförmiger Ofen,
der mit Kohle beheizt wurde. Allzu viel Wärme spendete er nicht. Besser waren
Kachelöfen, da sie die Wärme speicherten.
Mädchen und
Jungen wurden in verschiedenen Gebäudeteilen getrennt unterrichtet. Ich erlebte
den Umzug der Schule in den Neubau an der Biegstraße. Besonders erinnere ich
mich an den Jungenchor, der von einem Lehrer mit dem Spitznamen Cäsar geleitet wurde, da er überaus
gerne von diesem Feldherrn und Staatsmann erzählte. Ich sang Knabensopran und
ärgerte mich, daß wir so überaus hoch singen mußten.
Im gleichen
Jahr 1959 empfing ich in St. Antonius die Firmung durch Weihbischof Heinrich
Baaken (1900-1976)
Schließlich
baute mein Vater ein Haus in der Ketteler-Siedlung an der Weezer Straße.
1978 feierte
ich meine Primiz in der Basilika mit anschließendem Angelus vor der
Gnadenkapelle und im Jahre 2003 mein Silbernes Priesterjubiläum.
Kevelaer ist
einer der großen Marienwallfahrtsorte der Erde, neben Altötting, Banneux,
Bethlehem, Częstochowa, Einsiedeln, Fatima, Florenz, Guadalupe, Loreto,
Lourdes, Maria Laach, Maria Taferl, Međugorje, Notre-Dame de Paris,
Pompeji, Rom, La Salette, Sheshan (China), Telgte und Werl, um nur einige zu
nennen.
Was macht
die Anziehungskraft Kevelaers aus? Da ist das kleinste Gnadenbild der Welt, die
Abgelegenheit und Ruhe des Ortes, die Möglichkeit, einen langen Kreuzweg zu
gehen, die Gastlichkeit und Freundlichkeit seiner Bewohner, die das rechte Maß
von Nähe und Distanz hält.
Hubertuskapelle
Hubertuskapelle
Keylaer
Keylaer
wurde 1144 im Zusammenhang mit einer Schenkung Friedrichs von Boedberg an das
Xantener Stift erstmalig urkundlich erwähnt. Die Hubertuskapelle wurde 1381 in
einer Urkunde des Zinsregisters des Klosters Graefenthal (Asperden) erstmals
erwähnt und ist damit das älteste noch bestehende Gebäude im heutigen Kevelaer.
Der Name „Keylaer“ leitet sich etymologisch von der Bezeichnung einer
Schafhürde ab.
Hubertus wurde um 655 geboren. Nach dem Tod seiner Frau war er einmal auf der
Jagd und verfolgte einen Hirsch. Als er ihn vor einen Abgrund getrieben hatte,
sah er zwischen seinem Geweih ein Kreuz. (Dieses Element stammt aus der
Eustathios-Legende). Hubert wurde Einsiedler und im Jahr 705 Bischof
von Maastricht. Er starb 727 in Tervueren bei Brüssel. Sein Gedenktag ist der
3. November. Seine Legende ist in den Fenstern der Hubertuskapelle dargestellt.
Seit 1634 gab es in Keylaer eine Bürgerwehr, aus der sich die
Sankt-Hubertus-Gilde entwickelte.
Kevelaer
Der Ort wurde am 10.
5. 1300 in der Verkaufsurkunde eines Bauernhofes erstmals erwähnt. 1369 bestand
die Bauerschaft Kevelaer aus 31 Häusern, Höfen und Katen. Bis 1558 im Erzbistum
Köln, ab 1559 im neuen Bistum Roermond, 1801 im Bistum Aachen und 1821 im
Bistum Münster. 1949 erhielt Kevelaer Stadtrechte.
Das Wappen stellt rechts
das Kreuz von Sankt Antonius und links die Geldernsche Rose (Mispelblüte) mit
goldenen Blütenblättern, gerundeten roten Kelchblättern und als Pentagramm
stilisiertem fünfstrahligem roten Butzen dar, wobei der innere Butzenkreis mit
acht kreisförmig angeordneten silbernen Punkten belegt ist.
1969 wurden
Kleinkevelaer, Twisteden, Wetten, Kervendonk, Kervenheim und Winnekendonk mit
Kevelaer zu einer einzigen Gemeinde vereinigt. Dem Kevelaerer Wappen wurde das
Antoniuskreuz genommen und die rote Lilie hinzugefügt, die auf die
Zugehörigkeit von Kervenheim und Winnekendonk zum Kreis Kleve verweist.
Gegenwärtig hat der Ort 29.500 Einwohner.
Der Name
„Kevelaer“ bezeichnet einen Ort, an dem ein Streit stattgefunden hat. Andere
Herleitungen wie „Kiefernweide“ oder „Käferweide“, wobei diese Weide mit einer
Hürde (lar, laer) umgeben ist, sind unwahrscheinlicher.
Sankt Antonius
Die Antoniuskirche
ist etwa 1450 entstanden und wurde 1472 durch Abpfarrung von St. Cyriacus Weeze
Pfarrkirche. Um 1900 erfolgte ein Um- und Erweiterungsbau.
Brand der Antoniuskirche am 13. 1.
1982, Photographie von Maria Balzen
Am 13.
Januar 1982 spielten zwei Kinder mit den Lichtern an der Krippe, die
traditionell bis zum Fest Mariä Lichtmeß am 2. Februar stehenblieb. Zuerst
brannte das Moos, dann fingen die Holzteile der Krippe Feuer, schließlich die
darüberstehenden Christbäume, welche bald den Dachstuhl in Brand setzten.
Im Jahre
1987 konnte die wiedererrichtete Kirche geweiht werden.
Die erneuerte Antoniuskirche. Der vom
Brand verkohlte Korpus des Gekreuzigten wurde von Bert Gerresheim auf einen
bronzenen Lebensbaum montiert. Photographie von Cornelia Attolini
An die 400
Jahre ältere Kirche Portiuncula bei Assisi erinnert die gotische Dorfkirche von
1450, welche ebenfalls in den Gesamtbau einbezogen wurde.
Dorfkirche von 1450, Photographie von
Cornelia Attolini
Kroatenkreuz
Eine Schanze war mit
einem breiten Graben und hohem Erdwall umgeben und der Eingang war mit schweren
Schlagbäumen versehen.Während des Dreißigjährigen Krieges flüchtete sich die
Bevölkerung bei drohender Gefahr dorthin.
Nach der
Überlieferung hatte jemand aus der Kevelaerer Schanze am 1. 8. 1635 auf
vorbeiziehende Kroaten geschossen und so das Versteck preisgegeben. Die Söldner
stürmten die Anlage und ermordeten etwa 100 Dorfbewohner. Lediglich drei
Menschen entkamen ihnen.
Die stark
verwitterte Inschrift des Kreuzes lautet:
„Anno 1635 den eersten Augustus alzoo deesen dato
verklaert zijn hier op deze Schanz bie 100 Menschen vermoord. Bidt voor de
Ziele op dat God haer in de eeuwigheid genadig zijn wil.“
(Im Jahre
1635 den ersten August, wie dieses Datum angibt, wurden hier auf dieser Schanze
gegen 100 Menschen ermordet. Betet für ihre Seelen, damit Gott ihnen in der
Ewigkeit gnädig sein möge).
Kroatische
Pilger brachten eine Gedenktafel „als Erinnerung an den Kreuzweg des
kroatischen Volkes“ an. 1635 bis 1637 war in Kevelaer eine Pestepidemie. Somit
kamen zwei Plagen hintereinander: Krieg und Seuche. Dies ist ein Beispiel für
die Entvölkerung während des Dreißigjährigen Krieges.
Gnadenkapelle
1640 wurde
das Abbild der Luxemburger Marienstatue, deren Original in Scherpenheuvel
(Steiler Hügel) nordöstlich von Brüssel verehrt wird, in der Stadt Antwerpen im
Druck vervielfältigt. Das Bildchen ist lediglich 7,5 x 11 cm groß und trägt die
Inschrift: „Vera Effigies Matris IESU Consolatrix Afflictorum in agro suburbano
Luxemburgi Miraculis et Hominum Visitatione celebris Anno 1640“
(Wahrhaftes
Bild der Mutter Jesu, der Trösterin der Betrübten, auf dem Gelände vor der
Stadt Luxemburg, berühmt durch Wunder und den Besuch der Menschen, im Jahr
1640).
Jesuiten,
denen die Militärseelsorge oblag, verteilten es an Soldaten. Mit ihnen gelangte
es nach Geldern und von dort nach Kevelaer.
Hendrick
Busman (1607-1649) stammte aus Niedermörmter im heutigen Kreis Kleve und sagte
auf der Venloer Synode am 12. Februar 1647 im Kloster In der Weijden aus,
dass er in kleinen Handelsgeschäften unterwegs sei. Bei einer solchen
Gelegenheit war er in der Weihnachtszeit 1641 von Weeze gekommen und hörte am
Hagelkreuz in Kevelaer:
„Ghy sult hier een heylighe huysken maecken.“
(Ihr sollt
hier ein Heiligenhäuschen machen).
Das erwähnte
Hagelkreuz steht an der heutigen Weezer Straße, an der linken Seite in Richtung
Weeze.
Er bat seine
Frau Mechteldt Schrouse, täglich zwei oder drei Stüber beiseite zu legen, um
den Bau bewerkstelligen zu können. Im Frühjahr 1642 boten ihr zwei Soldaten
Bildchen Unserer Lieben Frau von Luxemburg an, die sie aber nicht kaufte, weil
der Preis, ein Blaumeuser, drei Groschen, hoch war.
Hendrick
erbaute ein Heiligenhäuschen und seine Frau erhielt ein Gnadenbild, nachdem sie
erzählt hatte, wozu es verwendet werden sollte. Hendrick brachte es auf einem
Brett an, das Karmeliterinnenkloster in Geldern lieh es sich aus und dem
Pfarrer von St. Antonius in Kevelaer gelang es schließlich nach längeren
Verhandlungen, es nach Kevelaer zurückzubringen.
Am 1. Juni
1642 brachte er es im Heiligenhäuschen an, das mit dem Teil, der das Gnadenbild
enthält, noch heute erhalten ist, wenn auch stark verändert.
Sogleich strömten viele Menschen herbei, zuerst Pilger von Rees, brachten
Kerzen und beteten dort. Manche erfuhren Heilung von Krankheiten und Gebrechen.
Die Not der Zeit, Berichte über Gebetserhörungen und die durch die
Gegenreformation betont herausgestellte Marienverehrung in einem Ort mit
Grenzlage zum kalvinistisch geprägten Klever Gebiet förderten die Wallfahrt.
Kevelaer um 1656: Gnadenkapelle,
Kerzenkapelle und Kloster der Oratorianer, deren Aufgabe die
Wallfahrtsseelsorge war.
Die Gnadenkapelle, im Hintergrund das
Priesterhaus,
Photographie von Cornelia Attolini
Pilger kamen
aus Geldern, Nieukerk, Aldekerk, Schaephuysen, Roermond, Venlo, Weert,
Stevensweert, Winnekendonk, Hassum, Goch, Uedem, Kalkar, Emmerich, Rees,
Babberich, Huissem, Brüggen, Alsdorf, Jülich, Pier, Kaster, Köln, Neuß,
Korschenbroich, Kamp, Menzelen, Dorsten, Moers, Steele, Beek, Oss, Schijndel,
Deurne, Keent, Aubel, Limburg (heute in der Provinz Lüttich), Wiler bei
Frankfurt und Groß Haslen in der Pfalz.
1654
entstand die Barockkapelle und
1663 erfolgte die Altarweihe. 1802-1806 war die Gnadenkapelle in staatlichem
Besitz. 1820-1840 verbot der Preußische Staat Wallfahrten mit Übernachtung.
1889 wurde die Kevelaerer Votivmesse approbiert. 1892 wurde eine goldene Krone
über dem Gnadenbild angebracht. Der Wallfahrtsort war damit in der ganzen Welt
anerkannt. An zwei freien Außenflächen wurden zwei Gedenktafeln angebracht,
welche in goldenen Lettern von der Errichtung des Bildstockes und der Krönung
aus Anlaß des 250jährigen Jubiläums erzählen. Am 2. Mai 1987 waren Papst
Johannes Paul II., Mutter Teresa und Kardinal Ratzinger hier.
Der innere Umgang um das Gnadenbild, von außen
gesehen
Die
Deckengestaltung der Gnadenkapelle durch Friedrich Franz Maria Stummel (1850-1919):
Dreieinigkeit und Verkündigung
Kerzenkapelle
Sie wurde 1643-1645
erbaut und im Jahre 1649 geweiht. In der Mitte des Innenraumes steht die Kerze
der Pfarrei Rees, die bereits 1643 und damit als erste Gemeinde eine Wallfahrt
nach Kevelaer machte, angeführt von Pfarrer Johannes Staell, der Landdechant
von Geldern und 1657 Mitglied der Kevelaerer Oratorianer wurde. Das Gewölbe ist
spätgotisch gestaltet, die Altäre sind barock. Die zahlreichen
Prozessionskerzen und Wappen erzählen beredt die Geschichte der Wallfahrt.
Innenraum der Kerzenkapelle,
Photographie von Cornelia Attolini.
Priesterhaus
Es wurde 1647-1650
erbaut. Die Wallfahrtsseelsorge war Aufgabe der Oratorianer, deren Kongregation
am 12. 3. 1624 durch Philipp Neri in Rom gegründet worden war. Christo
peregrinanti in terris (Dem auf Erden pilgernden Christus), steht über der
Eingangspforte. 1802 wurde das Kloster geschlossen und das Gebäude diente der
Pfarrseelsorge. Im Kulturkampf (1871-1878) wurde das Priesterhaus
beschlagnahmt.
Basilika
Sie wurde 1858-1864
erbaut und 1892-1926 durch Friedrich Stummel und seine Nachfolger
ausgemalt.1883 entstand der Turm, der 95 m hoch ist.
Der Innenraum der
Marienbasilika
Judas begegnet Jesus im Garten
Gethsemane, von Friedrich Stummel, im Sakristeivorraum der Basilika,
Photographie von Cornelia Attolini
Die Orgel
stammt von 1905 und wurde 1907 geweiht. Sie hat vier Manuale und 134 Register.
Sie wurde errichtet von der Kölner Orgelbaufirma Ernst Seifert, die als Auflage
hatte, in Kevelaer eine Dependance zu bauen. Sie ist die größte erhaltene
romantisch disponierte Orgel in Deutschland. Eine romantische Orgeldisposition
verrät sich durch Register wie Aeoline, Cello, Dulciana, Gamba,
Geigenprincipal, Gemshorn, Nachthorn, Progressio, Salicional, Seraphon, Tuba
mirabilis, Vox Angelica und Waldflöte sowie durch die zahlreichen
Acht-Fuß-Register, die einen dicken
Klang erzeugen.
Basilika, Orgel 1905 von Ernst
Seifert
1923 erhielt
das Gotteshaus von Papst Pius XI. den Titel Basilica minor (Kleinere Basilika).
Die Zeichen sind ein halbgeöffneter Schirm (padiglione, ursprünglich Schutz bei
Prozessionen) und ein Schellenstab (tintinnabulum).
Bert
Gerresheim, Die Kevelaerer Apokalypse, sie
befindet sich über dem Pilgerportal der Basilika
Bert
Gerresheim (1935-2025 in Düsseldorf) brachte 2002-2007 an der Hauptfassade
Skulpturen seiner Apokalypse an. Sie füllen 50 qm aus, es sind 260 Figuren und
die Skulptur wiegt fünf Tonnen. Unten ist die Auferstehung der Toten
dargestellt, dann die Nachfolge Christi und die Gottferne, Maria als Mittlerin
und Trösterin und oben die Wiederkunft Christi. Dargestellt werden auch
Franziskus von Assisi, Edith Stein, Mutter Teresa und Katharina Emmerick.
Mutter Teresa von Kalkutta berührt
das Gnadenbild, um der Segenskraft teilhaft zu werden. Bert Gerresheim, Portal
der Nachfolge Christi am Südportal der Kevelaerer Basilika. Fotographie von H.
M. Knechten.
Beichtkapelle
Der schlichte Bau wurde 1857 begonnen und 1890-1892 erweitert. Bei meinem
Besuch im Jahre 2025 stellte ich fest, daß vier Beichtstühle entfernt worden
waren.
Sakramentskapelle
Sie wurde 1860
erbaut und von 1880 bis 1890 erweitert.
Der Vorraum vor der
Sakramentskapelle. Hier saßen die Pilger, einige steckten ihre Füße in eine
kleine Zinkwanne, um die Blasen infolge der Fußwallfahrt zu kühlen (die
berühmteste ist die von Bocholt, da stehen sogar die Kevelaerer an den
Straßenrändern, um sie willkommen zu heißen), andere tranken Kaffee, dessen
Pulver sie selber mitgebracht hatten; das heiße Wasser erhielten sie für zehn
Pfennige vom Gasthaus. Photographie von Cornelia Attolini.
Kreuzweg
Seit 1642 machten
die Prozessionen am Roten Kreuz Halt und zogen nach einem Gebet zur
Gnadenkapelle weiter. Es handelte sich um ein aus rotem Sandstein gehauenes
Kreuz, das auf einem aus Tuffstein errichteten Hügel stand. Daneben wurde in
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Lindenbaum gepflanzt. Dieser Ort
wurde der Mittelpunkt des künftigen Kevelaerer Kreuzweges, zu dem es seit 1858
Planungen gab. 1874 wurde er geweiht und hatte noch eine karge Ausstattung. Er
wurde von der Pfarrei St. Antonius betreut.
1879
gestaltete Heinrich Fleige (1840-1890) aus Münster die Erste Station aus Stein.
1880 wurde das Rote Kreuz gegen eine Kreuzigungsgruppe aus Stein ausgetauscht,
angefertigt vom Kölner Bildhauer Edmund Renard (1830-1905). Diese 12. Station
des Kreuzwegs wurde besonders feierlich begangen. Hier gab es eine Kanzel für
die Predigt und auch Sitzbänke. (Die Kanzel wurde nach 1965 entfernt). Der
Kreuzweg wurde 1892 von Renards Mitarbeiter Anton Rüller (1864-1936)
fertiggestellt.
1898/1899
mussten neun vom Vandalismus beschädigte Figurengruppen restauriert werden.
1916 wurden die 4. und die 5. Station erneuert. 1928 entstand eine
Schutzmantelmadonna im Park. 1934/1935 erfolgte eine Umgestaltung des
Kreuzweges. 1944/1945 entstanden Schäden durch Bombardierungen und Vandalismus.
1946-1951 wurde der Kreuzweg wiederhergestellt.
1956 wurden
die Pfarreien St. Antonius und St. Marien getrennt und letztere übernahm die
Verwaltung des Kreuzwegs. Am 22. 9. 1991 wurde als 15. Station die „Kapelle der
Arbeit“ eingeweiht aus Anlass des 100. Jahrestages der Veröffentlichung der
Sozialenzyklika Rerum Novarum. Sie
wurde von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung errichtet. 2009/2010
erfolgte eine Sanierung des gesamten Kreuzweges wegen Bauschäden und
Vandalismus.
Im September
2014 wurden die fünf Kevelaer Pfarrgemeinden zur Pfarrgemeinde St. Antonius
zusammengefaßt.
Bahnhof
Die
Eisenbahnanbindung Kevelaers wurde 1850 bis 1863 geschaffen. Dies erleichterte
die Wallfahrt. Es gab viele Sonderzüge mit Pilgern.
Rathaus
Nach dem Bau der
Marktschule im Jahr 1848 wurde die St.-Antonius-Schule (Bahnstraße 2) für die
Verwaltung der Bürgermeisterei Kevelaer genutzt. Nachdem dieses Gebäude
baufällig geworden war, wurde 1902/1903 das heute so genannte Alte Rathaus an
der Busmannstraße erbaut. 1962 wurden die Marktschule und der ehemalige
Luftschutzbunker abgebrochen. Der Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes auf dem
Marktplatz (heute: Peter-Plümpe-Platz) wurde begonnen und 1973 vollendet.
Wasserturm
1901 wurde er geplant und 1904/1905 erbaut. Er ist 54 Meter hoch und enthielt
450 Kubikmeter Wasser. 1976 baute die Stadt Kevelaer ein Wasserwerk. Damit war
der Turm überflüssig. 2004 wurde er saniert und dient als Büro- und
Verwaltungsgebäude der Stadt.
Museum
Eine Steuerliste des
Jahres 1770 besagt, dass 76 Personen im Gastgewerbe beschäftigt waren, rund ein
Viertel der Bevölkerung Kevelaers. Dem entsprechend war die Accise, die Steuer
für Brandwein und Bier, die Haupteinnahmequelle der Stadt. Auch das Haus Risbrock
diente seit dem frühen 18. Jahrhundert als Herberge und Gasthaus für die
Pilger. 1910 wurde in diesem Gebäude das Niederrheinische Museum für Volkskunde
und Kulturgeschichte eröffnet. Neben den vorgeschichtlichen und geschichtlichen
Ausstellungsgegenständen vor allem aus dem römischen Gräberfeld von Pont bei
Geldern gibt es auch eine große Spielzeugsammlung von Juliane Metzger, eine
Ausstellung über Landwirtschaft und niederrheinisches Handwerk, besonders
Bauerntöpferei, die Kupferstichsammlung von Hendrick Goltzius (1558-1617) und
eine Abteilung, die der Volksfrömmigkeit und Wallfahrt gewidmet ist, darin ist
besonders die Rosenkranzsammlung des Weihbischofs Heinrich Janssen (1932-2021)
zu nennen, die aufgrund meiner Geschenke an ihn auch über ein Leiterchen der russischen Altgläubigen
und eine lange, griechische Wollzählschnur, beide für das Jesusgebet, verfügt.
Pax-Christi-Kapelle
Sie wurde 1982 als
Kreuzwegkapelle für Regentage erbaut und 1999 überdacht.
Johannes-Kapelle
Diese orthodoxe Kirche
wurde 1992 an der Amsterdamer Straße eingerichtet, neben dem früheren
Fahnensaal, der heute Probenraum für die während der Pilgerzeit (1. Mai bis zum
1. November) täglich auftretenden Musiker und Sänger ist.
Der Pilger
1994 wurde
an der Hauptstraße 2 die Skulptur von Bert Gerresheim „Der Pilger“ aufgestellt.
Auf dem Sockel steht: „Ich sehe dich in tausend Bildern – Maria“. Die
Fortsetzung lautet bei Novalis: „… lieblich ausgedrückt, / Doch keins von allen
kann dich schildern, / Wie meine Seele dich erblickt.“ Daneben ist die
Jakobusmuschel, das Zeichen der Pilgerschaft. In den Händen trägt der Pilger,
aus Ehrfurcht verhüllt, das Bild der Trösterin der Betrübten.
Vorgänger
ist die Skulptur, die den Reliquienschrein des Stadtpatrons Apollinaris auf den
Schultern trägt und 1988 in das Düsseldorfer Stadterhebungsmonument zur
700-Jahr-Feier der Stadt eingefügt wurde. Gerresheim wurde inspiriert durch die
Jugendstilfigur des Kleinen Reliquienträgers von Baron George Minne
(1866-1941), die 1897 entstand.
Bibliographie
Quellen
·
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om devotelijck naer Kevelaer te gaen, groetende aldaer die heijlige maghet
Maria, Roermond 1649.
·
Rheinisch-westphälischer diplomatischer Codex oder
Urkunden-Sammlung zur Geschichte der Erzdiözese Köln und des dazu gehörigen
Rhein- und Westphalen-Landes, herausgegeben von Anton Joseph Binterim
(1779-1855) und Joseph Hubert Mooren, 2 Theile, Mainz 1830f.
·
Hubens, Christian, Beschrijving van
Kevelaer, met de opkomste en voortgang der devotie tot de allerheijligste maegt
en Moeder Gods Maria aldaer, onder den titel van Troostersse der Bedrukte,
Roermond 1792.
·
Opkomste ende voortganck der devotie
binnen het dorp van Kevelaer, in het hertoghdom Geldre, Roermond 1696.
·
Stalenus (Staell), Johannes,
Peregrinus ad loca sancta orthodoxus, et pius demonstratus. Sive Vindiciae
Sacrarum Peregrinationum, Processionum, Invocationis Sanctorum, Cultus
imaginum, et miraculorum Ecclesiae, Köln 1649.
·
Verhael vande mirakelen door de
voorsprake vande alder h. Moeder ende altoos maget Maria gheschiet int dorp van
Kevelaer gelegen twee mijlen vande stadt Gelder int bisdom van Rvremonde,
Roermond 1647.
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· Angerhausen, Julius, und Jörg von der
Höh, Das Portal der Beichtkapelle, Kevelaer 2003.
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Festschrift zur Kirchweihe der St.-Antonius-Pfarrkirche in Kevelaer 17. Januar
1987, herausgegeben vom Pfarrgemeinderat St. Antonius, Kevelaer 1987.
· Doornick, Alois van, Pfarrkirche
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· Gerresheim, Bert, Kevelaerer
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Erinnerung an grausames Gemetzel. Das Kroatenkreuz in Kevelaer und Hugo
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Verknüpfungen
· Blattus. Kevelaerer Enzyklopädie von Martin Willing und Delia Evers
· Kävels Bläche
· Kävels Platt
© Dr.
Heinrich Michael Knechten, Stockum 2025