Lia,
Mia und Pia
erblickten eines Tages ein großes Zeichen am Himmel:
Juppiter und Venus waren sich ganz nahegekommen. „Das ist eine Konjunktion!“, rief
die gelehrte Lia. „Eine was?“, fragte Mia, während die praktisch veranlagte Pia
bereits dabei war, Folgerungen zu ziehen: „Da muss eine große Königin geboren
worden sein, und zwar in östlicher Richtung.“
Bereits am folgenden Tage machten sich die Drei auf
den Weg, um mehr zu erfahren. Sie gingen rüstig voran, doch nach einer Woche
waren ihre Schuhe bereits durchgelaufen. Nachts schliefen sie, wo es sich
gerade traf.
Sie ließen sich von dem Himmelslicht leiten und
gelangten durch verschiedene Länder. Unterwegs trafen sie freundliche und
hilfsbereite Menschen, aber auch andere. Es berührte sie nicht besonders, da
sie ja ein großes Ziel hatten und bereit waren, dafür vieles auf sich zu
nehmen.
Einmal überraschte sie die Dunkelheit unversehens. Da
sahen sie in der Ferne zwei kleine Lichter, die zu glühen schienen. „Ein
Panther“, flüsterte Lia. „Er hat uns bereits gewittert“, wisperte Mia. Ein
Rascheln – Pia hielt einen dürren Ast an die Glut, mit deren Hilfe sie
Fladenbrote gebacken hatten, streckte den
brennenden Ast weit von sich und ging langsam auf den Panther zu. Sollte
er springen, würde er das Licht anzielen und so sein Ziel verfehlen. Das Raubtier
wich jedoch zurück. Geblendet von dem Feuer und verwirrt durch den Rauch floh es
in langen Sätzen. „Das ist noch einmal gutgegangen“, murmelte Mia tonlos.
Sie kamen in eine Wüste. Ihre Wasservorräte waren zwar
groß gewesen, doch die Ausdehnung und die Hitze der Wüste war enorm, viel mehr,
als sie angenommen hatten. Brennender Durst begann sie zu quälen. „Müssen wir
hier verdursten?“, fragte Mia krächzend, da sie eine völlig trockene Kehle
hatte. Da erblickte Pia eine Spur im Sand. „Dort ist eine Antilope zur
Wasserstelle gelaufen“, meinte Lia. Lange, sehr lange folgten sie dieser Spur,
bis sie endlich eine Quelle murmeln hörten. Sie waren gerettet!
Nach Monaten verloren sie die Führung durch das
Sternenlicht. Eine dichte Bewölkung nahm ihnen die Sicht nach oben. Sie
wanderten zur Hauptstadt. Dort musste die neugeborene Königin zu finden sein!
Doch sie begegneten dort der Fürstin Herodias, die ihnen grausam und
verschlagen erschien. Sie waren in die Irre gegangen!
Sie entfernten sich von jenem Ort. Als sie auf dem
freien Feld waren, sahen sie wieder das Sternenlicht und freuten sich sehr. Sie
wurden zu einer ärmlichen Unterkunft geleitet, die eher einem Stall als einem
Palast glich. Dort fanden sie das Kind. „Das ist Christa“, teilte ihnen Maria mit.
Die Drei breiteten ihre Geschenke aus: Windeln,
Hartbrot und ein Kleidchen. Das Problem, sagte Maria in dem Gespräch, das sich
entspann, sind nicht die Forderungen nach Gerechtigkeit, Frieden und Leben im
Einklang mit der Natur, sondern die Art und Weise, wie dies angegangen wird.
Sie wies auf das Kind und erläuterte: Christa wird dazu beitragen, dass die
Menschen mit einem versöhnten, erneuerten und liebevollen Herzen für ihre Ziele
eintreten.
© Dr. Heinrich Michael Knechten, Horneburg 2022