Starez Makarij (Ivanov)

 

Heinrich Michael Knechten

 

 

Michail Nikolaevič Ivanov stammt aus einer Adelsfamilie. Er wird am 20.11.1788 in Železniki (in der Nähe von Kaluga, südwestlich von Moskau) geboren. Sein Vater ist Kollegienassessor Nikolaj Michajlovič Ivanov, seine Mutter ist Elisaveta Alekseevna Emel'janova. Michail ist der Älteste von insgesamt fünf Kindern. Die Familie siedelt wegen gesundheitlicher Probleme der Mutter nach Moskau um, als Michail fünf Jahre alt ist. Sie stirbt am 21.1.1797 an Tuberkulose. Die Familie zieht nach Karačev (südöstlich von Brjansk) um. Hier besucht Michail die Volksschule. 1801 zieht die Familie nach Ščepjatino (Kreis Dmitrovsk, Gouvernement Orël). Michail lernt bei einem privaten Lehrer Schönschreiben, Grammatik und Arithmetik. 1802 wird er Buchhalter im Kreisschatzamt in L'gov (Gouvernement Kursk). Wegen seiner Genauigkeit und wegen seines Fleißes wird er Leiter des Schatzamtes in Kursk und Beamter erster Klasse. Am 17.3.1806 stirbt sein Vater nach längerer Krankheit. Michail führt nun die Gutswirtschaft im Dorf Ščepjatino, um die es allerdings nicht zum besten steht. Einmal stehlen Bauern eine große Menge Buchweizen. Michail befiehlt sie zu sich und redet ihnen mit Worten der Heiligen Schrift ins Gewissen. Seine Verwandten lachen ihn aus, da er nach ihrer Meinung nicht mit diesen Leuten umgehen könne. Doch wie erstaunt sind sie, als die Schuldigen auf die Knie fallen und um Verzeihung bitten! Michail stattet die Bauern nun mit Saatgut aus.

 

Mönchsweihe

 

Am 6.10.1810 pilgert Michail zum Kloster Ploščansk (52 Kilometer nördlich von Sevsk), das der Kazaner Ikone der allheiligen Gottesgebärerin geweiht ist. In einem Brief teilt er seinen Geschwistern mit, dass er ihnen den ganzen Besitz der Familie überlässt. Am 24.12.1810 erhält er die Rjasa und trägt nun den Namen Mel'chisedek. Er wirkt als Korrespondenzführer. Am 7.3.1815 empfängt er die Scherung zum Mönch unter dem Namen Makarij. Sein Namenspatron ist der heilige Makarios der Große, der in Ägypten lebte. Am 12.3.1815 wird er zum Mönchsdiakon geweiht. Im April 1817 wird Makarij Zellendiener bei Afanasij (Zacharov), der Schüler von Paisij (Veličkovskij) war. Makarij schreibt Übersetzungen Paisijs ab, die Afanasij mitgebracht hatte, vor allem geistliche Schriften von Barsanuphios von Gaza, Johannes Klimakos und Isaak dem Syrer. So kommt er mit der geistlichen Erneuerung in Berührung, die vom Heiligen Berge Athos ausgegangen war. Es geht hier um eine Wiederbelebung des geistigen Tuns. Dazu gehört der Kampf gegen Leidenschaften wie Neid, Eifersucht, Habsucht, Kritiksucht, Trägheit, Stolz, Ehrsucht, Groll, Zorn und Begierde. Um darin bestehen zu können, wird das immerwährende Jesusgebet geübt: "Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner des Sünders". Makarij wird am 27.5.1817 zum Priestermönch geweiht. Sein Seelenführer Afanasij stirbt am 17.10.1825. Am 30.1.1827 wird Makarij Beichtvater des Dreieinigkeits-Frauenklosters in Sevsk. Außerdem hat er mit der Renovierung der dortigen Lehranstalt und dem Bau der Klostermauer zu tun. Er hat nicht das Empfinden, dass diese organisatorische Tätigkeit ihn ausfüllt.

 

Optina Pustyn'

 

Am 23.10.1831 schreibt Makarij einen Brief an Leonid (Nagolkin) und bittet ihn, nach Optina Pustyn' kommen zu dürfen. Dieses Kloster liegt südöstlich von Kaluga und drei Kilometer westlich von Kozel'sk. Was zieht Makarij dorthin? Menschen verschiedener Herkunft und Prägung kommen in dieses Kloster der Einführung der allheiligen Gottesgebärerin in den Tempel. In der Nähe wurde eine Skit errichtet, die dem heiligen Johannes dem Vorläufer geweiht ist, und in der das monastische Leben der ägyptischen Sketis nachgeahmt wird. Schwierigkeiten und Fragen jeder Art werden dem geistlichen Vater vorgelegt. Er gilt als Starez, Altvater, der Erfahrungen im geistlichen Kampf und mit der Führung im Jesusgebet hat. Makarij erhält die Erlaubnis, nach Optina zu ziehen. Er trifft dort am 5.2.1834 ein. Zusammen mit Leonid führt er den Briefwechsel. Bald erfährt er die Schattenseiten: Das Starzentum gilt als Sekte, die von der reinen Orthodoxie abgewichen sei und die Menschen verderbe. Gerade in diesen Jahren müssen sich die Mönche immer wieder gegen derartige Vorwürfe verteidigen. Im Oktober 1836 wird Makarij geistlicher Vater des Klosters, am 1.12.1839 Vorsteher der Skit. Leonid stirbt am 11.10.1841. Makarij gibt zahlreiche Väterschriften in kirchenslavischer und russischer Übersetzung heraus und stellt damit auch Menschen eine Anleitung zur Verfügung, die nicht die Möglichkeit haben, mit ihm zu sprechen. Am 30.11.1853 legt Makarij sein Vorsteheramt nieder. 1858 empfängt er das Große Schema. Er stirbt am 7.9.1860. Im Jahre 2000 wird er kanonisiert.

 

Demut

 

Makarij von Optina schreibt über 2100 Briefe. Darüber hinaus ist er täglich viele Stunden lang im Gespräch mit hilfesuchenden Menschen. Hier geht es um Fragen der Lebensgestaltung, um die Bewältigung von Schwierigkeiten, um Trost, Wegweisung und Mahnung. Makarij lehrt: Menschen, die sich von Gott verlassen fühlen, dürfen neue Hoffnung schöpfen. Andere, die meinen, klüger zu sein als Gott, erhalten die Möglichkeit, ihre Täuschung einzusehen. Es ist notwendig, sich seiner Sünden bewusst zu werden, ohne zu verzweifeln. Es geht um ein Leben nach den Maßstäben des Evangeliums. Es gilt, zwei Gefahren zu vermeiden: Einige Menschen meinen, nichts tun zu können, andere bilden sich ein, alles selber tun zu können. Die Demut zeigt dem Menschen seine Grenzen, aber auch seine Möglichkeiten. Wer aufhört, andere für seine Misere verantwortlich zu machen, fängt an, seine eigenen Fehler zu sehen und den Herrn um Erbarmen anzurufen. Dazu sind viele Jahre in Gebet, Fasten, Gehorsam, Buße, Dienstübung und Demut notwendig. Der Mensch kann aufhören, unrealistische Perspektiven zu verfolgen, und stattdessen in der Ruhe und Freude des Heiligen Geistes leben. Er liebt jedes Geschöpf (Isaak der Syrer) und betet unablässig für die ganze Schöpfung.

 

Werke Makarijs

 

 

Weiterführende Literatur

 

 

Makarij von Optina

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