Vr. Aleksij (Mečëv)

Heinrich Michael Knechten

Vater Aleksij

Er wird am 17. März 1859 in Moskau geboren. Nach Beendigung der Schule möchte er Arzt werden. Doch aus Gehorsam gegenüber seiner Mutter wirkt er als Psalmensänger in der Kirche der Gottesmutterikone des Zeichens an der Znamenka. Von dem Vorsteher dieser Kirche, Vr. Georgij, wird er nicht selten beleidigt und sogar geschlagen. Doch Aleksij erduldet alles und sieht diesen Priester als seinen Lehrer an. Er sagt: "Solche Menschen machen uns auf unsere Fehler aufmerksam, die wir selbst nicht wahrnehmen. Sie helfen uns, gegen unseren Egoismus zu kämpfen."

1884 heiratet er Anna Petrovna Molčanova. In den folgenden Jahren werden die Kinder Aleksandra, Sergej, Pëtr, Ol'ga, Sofija und Anna geboren.

Am 19. März 1894 empfängt Aleksij die Priesterweihe. Er wird Vorsteher der kleinen Kirche des hl. Nikolaj v Klennikach an der Marosejka, Haus fünf (in der Nähe der heutigen Metrostation "Kitajgorod"). Acht Jahre lang feiert er täglich die Göttliche Liturgie in einer leeren, armseligen Kirche. So lange dauert es, bis seine Kirche sich mit Gottesdienstbesuchern füllt!

Vr. Aleksij liest im Rahmen der Gesellschaft für Volksbildung in Gefängnissen und einfachen Speisegaststätten (po stolovym). In seiner Wohnung eröffnet er eine kirchliche Schule für die armen Kinder seiner Pfarrgemeinde. Er unterrichtet auch Religionslehre (Zakon Božij) am Mädchengymnasium Winkler.

Seine Frau Anna ist schon lange krank. Sie stirbt am 29. August 1902. Als Vr. Aleksij in seinem Schmerz zu Vr. Johannes (Sergiev) von Kronstadt († 1908) kommt, rät ihm dieser, zu den Menschen zu gehen und ihre Not mitzufühlen.

Nun sorgt Vr. Aleksij nicht nur für seine Kinder, sondern betrachtet alle, welche zu ihm kommen, als seine Familienmitglieder. Er lebt als ein "Starez in der Welt". In seinem Leben und seinem Dienst verkörpert er das Ideal des Beters und des guten Hirten, welcher das verirrte Schaf sucht (vgl. Lk 15,4).

Er ist von kleiner Statur, hat einen fast kahlen Kopf und einen ungepflegten Bart. In seinem Gesicht fallen besonders die intensiven, dunklen Augen auf. Seine Rjasa hat schon bessere Tage gesehen. In seinem kleinen Arbeitszimmer sind Stöße von Büchern, viele Briefe, Prosphoren auf einem Tablett, ein zusammengefaltetes Epitrachil mit einem Segenskreuz und dem Evangeliar. Das allgemeine Chaos zeigt, dass der Batjuška stets beschäftigt ist und niemals über Freizeit verfügt. Immer wartet jemand auf ihn. Zu ihm kommen einfache Menschen und Vertreter der intelligencija, Arme und Reiche, Gläubige und Nichtglaubende, Menschen in guter und in böser Absicht, voller Vertrauen oder im Zweifel, Orthodoxe und Menschen anderer Konfession oder Religion. Er empfängt alle und widmet ihnen viel Zeit. Die Übrigen warten auf der Treppe zu seinem Arbeitszimmer oder im Hof, der bei Regen eine einzige große Pfütze ist. Vr. Aleksij versucht, all diese verschiedenen Menschen jeweils auf deren persönlichen Weg zu führen. Er bemüht sich, ihnen die Bedeutung des Gebets nahe zu bringen.

Sein seelsorgliches Geheimnis besteht in der Herzensschau und der Stellvertretung: Die Menschen, welche zu ihm kommen, haben bisweilen das Gefühl, dass er ihnen bis ins tiefste Herz schaut. Für sich selbst verfolgt Vr. Aleksij keine egoistischen Ziele. So ist er fähig geworden, zu unterscheiden, ob ein Lebensziel einem bestimmten Menschen wirklich nützt oder schadet.

Da ihn viel Leid traf, kann er den Schmerz anderer mitfühlen, mehr noch, ihre Last tragen (vgl. Gal 6,2). Wenn Menschen erleichtert von ihm weggehen, haben sie das Gefühl, dass er ihren Weg in geistlicher Verbundenheit mitgeht. In Vr. Aleksijs Gedenkbuch (pomjannik), das er immer bei sich hat, stehen hunderte Namen. Die Proskomidie (Gabenbereitung), bei der alle Namen genannt werden, dauert bei Vr. Aleksij ziemlich lange!

Er hat Kontakt mit Starez Anatolij (Potapov) von Optina Pustyn' († 1922) und Starez Nektarij (Tichonov) von Optina Pustyn' († 1928).

Als er 1905 in den Straßen von Moskau die Massendemonstration sieht, bricht er in Weinen aus, da er das Leid Russlands vorausschaut.

Als Beichtvater von Nikolaj A.Berdjaev rät er ihm, ins Exil zu gehen, damit die Welt sein Wort hören könne.

Vr. Aleksij stirbt am 22. Juni 1923 in Vereja, westlich vom Stadtzentrum Moskaus. Sein Leib wird 1934 unversehrt aufgefunden und in ein neues Grab überführt.

Sein Sohn Sergij (Mečëv), geboren 1892, wird Priester und Vorsteher der Nikolaj-Kirche seines Vaters. Er wird 1942 hingerichtet.

Bei der Jubiläumssynode vom 13.-16. August 2000 in Moskau wird Erzpriester Sergij (Mečëv) unter die Neumartyrer der Moskauer Eparchie aufgenommen. Sein Vater, Erzpriester Aleksij (Mečëv), wird bei der gleichen Synode zur Verehrung in der Russischen Orthodoxen Kirche kanonisiert. Sein Fest ist am 9./22. Juni.

Отче Алексие, моли Бога о нас!

Worte von Vr. Aleksij

(Gegen Neid:) Wünsche allen Glück, und du wirst selbst gerettet.

Haben wir das Recht, andere zu verachten?

Wir können Entbehrungen, Leid und Verletzungen unserer Eigenliebe nicht ertragen, und danken dem Herrn nicht dafür, dass Er dadurch unserem Geist Wachstum gewährt.

Machen Sie sich nicht an große Projekte, sondern tun Sie das, wozu Sie der Herr beruft.

Verwirkliche das Christentum nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen!

Donald A.Lowrie, Rebellious Prophet. A life of Nikolai Berdyaev,
London 1960, schreibt über A.Mechëv:

1. Über die Kontakte, die Berdjaev mit ihm in Russland hatte: "...who became Nicolai Alexandrowitsch's confessor about this time. A remarkable and radiant personality, Father Metscheff was widely revered for his saintly life and unusual talent for discerning the needs of those who crowded around his doors". Berdjaev schreibt: "Father Metcheff rose to greet me. He was all in white, and it seemed to me that he radiated light. I told him how terribly painful it was for me to leave my fatherland, and he only said: 'You must go – the west must hear your word'. In Father Metcheff Berdyaev found again his full communion with the Orthodox Church. Eugenie says he considered Father Metcheff a saint" (S. 155).

2. Über die Einrichtung von Berdjaevs Arbeitszimmer in Clamart. Auf seinem Tisch lag ein Gebetbuch "together with an icon given him by Father Metcheff on his departure from Moscow" [ins Exil 1922] (Seite 181).

3. Seite 220: "During his Moscow period he had failed in an attempt at spiritual contact with Elder [Starez] Alexei, and it was only during and immediately after the revolution that he met a priest, Father Metcheff, who could offer him food for the spirit. With all his veneration for Father Metcheff, however, Berdyaev made a distinction between his spiritual and his intellectual qualities. To a friend he once remarked that father Metcheff 'had no concept of religious philosophy'."

Anmerkung

Die bürgerliche Schreibweise des Vornamens ist "Aleksej", die kirchenslavische (nach seiner Kanonisation) "Aleksij".

Literaturhinweise

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