St. Remigius in Wittlaer

 

Wittlaer, St. Remigius, Südseite, Photographie von H. M. Knechten

 

Der Name Wizelare/Wittlaer leitet sich ab aus dem althochdeutschen witu – Wald, Holz und der häufigen Ortsnamensendung -lar/laer – Hürde für das Vieh. Es handelt sich also beim Ursprung dieser Siedlung um eine Viehhürde, die in einem bewaldeten Gebiet lag.

In einer Urkunde des Jahres 1144 legte der Stauferkönig Konrad III. (1093/1094-1152) fest, daß das Benediktinerinnenkloster Vilich bei Bonn Einkünfte aus dem Zehnten der Kirche des Dorfes Wizelare erhalte, sowie von zwei Fronhöfen und vierzehn Hofesstellen. Dies ist die erste schriftliche Erwähnung des Dorfes Wittlaer mit seiner Kirche.

Dies war ursprünglich eine hofesgebundene Eigenkirche des Wittlaerer Hofes, deren Errichtung lange vor 1144 stattgefunden hatte. Dabei handelte es sich um einen Vorgängerbau der heutigen Kirche. Dies war eine Saalkirche.

Im Jahre 1223 wurde der Altar dieses Gotteshauses geweiht. 1290 war St. Remigius eine selbständige Pfarrkirche. Im Jahre 1975 wurde die Gemeinde Wittlaer in die Stadt Düsseldorf eingegliedert.

 

St. Remigius, Innenraum, Photographie von H. M. Knechten

 

Der fränkische Bischof Remigius (um 440 - 534) war in Laon geboren worden und wurde mit 22 Jahren Bischof von Reims. Er taufte um 496 den Frankenkönig Chlodwig. Er kämpfte gegen den Arianismus, der nicht die Gottessohnschaft Christi anerkannte. Remigiusʼ Gebeine ruhen in der Basilika Saint-Rémy. Er ist ein Verbindungsglied zwischen Frankreich und Deutschland und Patron Europas.

Die Kirche entspricht dem Typ einer kleinen, dreischiffigen Flachbaubasilika mit Westturm aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und eingezogenem Chorgeviert mit halbrunder Apsis aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts. Der eingebaute Westturm ist mit einem Pyramidendach geschlossen. Als Baumaterial wurde Grauwackebruchstein verwendet und für die Glieder Tuffstein aus der Eifel.

Die Kirche ist in den Außenmaßen 25 m lang und 14, 30 m breit. Während der Belagerung Kaiserwerths im Jahre 1702 wurde sie stark beschädigt und 1708 wiederhergestellt. Die Fenster wurden vergrößert und der Turm wieder aufgebaut. 1868-1871 wurden die barocken Stilelemente entfernt, die stark verwitterten Seitenschiffmauern am Außenbau neu aufgeführt und der Turm 1878 neu hochgezogen.

Im Jahre 1945 erlitt der Bau erneut schwere Zerstörungen. 1949 wurde er wiederhergestellt und restauriert. 1969 wurde die gesamte Tuff-Außenschicht ausgewechselt. 1994/1995 erfolgte eine Innenrenovierung.

 

Nordseite, Photographie von H. M. Knechten

 

Über einem schlicht gefaßten Rundbogenportal und einem darüber liegenden Fenster schließen sich am Westturm die beiden Obergeschosse an, die durch Vertikallisenen, sehr flache Rundbogenfriese und Gesims aus Platte-Kehle-Wulst gegliedert sind. Bei den zwei Zwillingsschallfenstern des letzten Geschosses wurden die Würfelknaufsäulen 1949 erneuert.

 

Westturm von der Westseite, Photographie von Cornelia Attolini

 

Nordostseite, Photographie von H. M. Knechten

 

 

Vortragekreuz aus Rotkupfer, zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Rechte Hand Gottes (dextera Dei) zeigt von oben herab auf Christus, der als König mit Krone und geneigtem Haupt dargestellt ist. Der Körper ist gerade hochgeführt und folgt der Kreuzesform.
Photographie von H. M. Knechten

 

Achteckiges Taufbecken vom Anfang des 13. Jahrhunderts, Namurer Blaustein, Photographie von H. M. Knechten

 

Kruzifix aus der Kalkarer Schule, 15. Jahrhundert,
Photographie von H. M. Knechten

 

Ewald Wilhelm Hubert Mataré, Kreuzigungsgruppe aus Bronze, 1937/1938. Die beiden Assistenzfiguren drücken den Schmerz über das Leiden aus. Die rechte Figur hat die Züge von Pfarrer Vaahsen, welcher den Auftrag gab. Photographie von H. M. Knechten

 

Ewald Mataré, Der gekreuzigte Christus. Der schlanke Körper ist schwebend mit durchgeistigtem Antlitz dargestellt. Der König der Herrlichkeit hat das Leid überwunden.
Photographie von Cornelia Attolini

 

 

Ewald Matarés Familie stammte aus Katalonien, lebte unter Karl V. (1500-1558) in den südlichen Niederlanden und war seit 1798 in Bardenberg bei Aachen ansässig. Ewald Mataré wurde 1887 in Burtscheid (seit 1897 Stadtteil von Aachen) geboren. Er wurde durch das Düsseldorfer Fabrikantenehepaar Hilde und Eduard Senff unterstützt. 1932 erhielt er eine Professur an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Bereits 1933 entließen ihn die Nationalsozialisten. Kirchliche Aufträge wie hier in Wittlaer halfen ihm zu überleben. Er starb 1965 in Büderich, das seit 1970 zu Meerbusch gehört.

 

Grauer, mattglänzender Altar mit Sepulcrumgitter von Heinz Gernot (1921-2009), entstanden 1975, aus spanischem Negro-Marmor,
farblich auf den Schieferboden abgestimmt,
Photographie von H. M. Knechten

 

Karl Kluth, Tabernakel aus Bronze, 1980. Christus, der Auferstandene mit Gloriole, reicht den Emmausjüngern das eucharistische Brot.
Photographie von H. M. Knechten

 

Anna und Maria, spätes 15. Jahrhundert,
Photographie von Cornelia Attolini.

 

Heinrich Nauen (1880-1940), Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria, 1935. Umgeben von hellem Schein, beherrscht der schwebende Engel mit großen Flügeln und ausgebreiteten Armen die Fläche. Maria nimmt die Botschaft an, doch ihr Kopf ist scheu abgewandt. Das Bild wurde 1995/1996 gereinigt. Die farblichen Kontraste, welche Himmel und Erde, diese und Jene Welt symbolisieren, sind nun wieder gut zu erkennen. Photographie von Cornelia Attolini.

 

 

Die Orgel wurde 1998 von der Firma Josef Weimbs in Hellenthal/Eifel erbaut. Sie hat 14 Register auf Schleifladen. Sie verfügt über Haupt- und Schwellwerk sowie Pedal. Der Orgelprospekt verdeckt nicht das Westfenster.

 

Bibliographie

o  Escher, Dorothea, Von Altar bis Ziborium. St. Remigius Wittlaer. Kirche von A bis Z, Beiheft zum Heimatbuch Wittlaer, Band 4, Ratingen 2004.

o  Euskirchen, Claudia, Olaf Gisbertz und Ulrich Schäfer, Einführung von Udo Mainzer, Nordrhein-Westfalen I: Rheinland, Georg Gottfried Julius Dehio (1850-1932), Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, 5 Bände, Berlin 1905-1912; München und Berlin 2005, 334f (Wittlaer).

o  Kraemer-Noble, Magdalena, St. Remigius in Düsseldorf-Wittlaer, Rheinische Kunststätten, Heft 185, 4. Auflage Köln 2018.

o  Scheiermann, Friedrich, Sakrale Kunst in Wittlaer, in: Heimat-Jahrbuch Wittlaer 1980, Düsseldorf 1979, 41-43.

o  Witthaus, Werner, Der Heilige, der verschwinden sollte [Remigius], in: Heimat-Jahrbuch Wittlaer 1980, Düsseldorf 1979, 44-46.

 

© Dr. Heinrich Michael Knechten, Stockum 2024

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