Die Horneburger Ehrenmale

Heinrich Michael Knechten

Die drei Horneburger Friedhöfe

Zunächst wurden die Horneburger Bürger auf dem Friedhof von St. Amandus in Datteln beigesetzt. Der Weg dorthin war aber schwierig, vor allem im Winter bei vereisten Wegen: Über eine Strecke von fünf Kilometern musste der Sarg transportiert werden. Daher wurde der Bitte stattgegeben, die Verstorbenen in Horneburg bestatten zu dürfen. Seit 1654 wurde an der Alten Kirche in Horneburg beerdigt. Auf einer Photographie aus dem Jahre 1927 ist die Umfassungsmauer noch zu sehen. 1780/1790 wurde der Totenkirchhof an der Ecke Kreuzstraße/Schulstraße (Schloßstraße/Magdalenenstraße) angelegt. Am 1.11.1905 wurde der Friedhof an der Friedhofstraße eingeweiht.

Bauer mit Sense und Ähren, Photographie von Heinrich Michael Knechten

Das Ehrenmal auf dem Schloßhof in Horneburg

Im Jahre 1922 wurde der Verein der ehemaligen Horneburger gegründet, der zu früheren Schülern der landwirtschaftlichen Lehranstalten in Horneburg Kontakt hielt. Seit Beginn seines Bestehens hatte dieser Verein die Absicht, für die im (Ersten) Weltkrieg Gefallenen ein Ehrenmal in Horneburg zu errichten, das durch den Verkauf von Postkarten als „Baustein“ finanziert wurde.. Am 15. Juli 1932 fand in Horneburg ein großes Fest statt, auf dem das 35jährige Bestehen der Landwirtschaftlichen Schule, das 25jährige Bestehen der Haushaltungsschule und das zehnjährige Bestehen des Vereins der ehemaligen Horneburger gefeiert wurden. Das feierliche Hochamt zelebrierte der Internatsleiter Heinrich Quabbendieker (* 3.5.1892 in Warendorf, Priesterweihe 21.5.1921, † 23.10.1973 in Haltern) und die Predigt hielt Pfarrer Anton Uekötter (* 14.5.1883 in Greven, Priesterweihe 5.6.1909, 1922 Pfarrer in Horneburg, † 19.2.1958). An diesem Tag wurde auf dem Schloßhof ein Ehrenmal für die Gefallenen des (Ersten) Weltkrieges eingeweiht, das der Münsteraner Bildhauer Albert Mazzotti gestaltet hatte. Die obere Aufschrift besagt: „Für Gott, Scholle und Vaterland.“ Die Widmung an der Vorderseite lautet: „Unseren im  Weltkrieg 1914-18 gefallenen Mitschülern. Der Verein ehemal. Horneburger.“

Soldat mit Stahlhelm, oben rechts (Schwarzes) Kreuz, Photographie von Heinrich Michael Knechten

Adler auf der Weltkugel, Photographie von Heinrich Michael Knechten

Die Inschrift auf der Vorderseite, Photographie von Heinrich Michael Knechten

 

Albert Mazzotti senior

Albert Mazzotti wurde am 25. Januar 1882 in Münster geboren. Er war das älteste von vier Kindern der Eheleute Theresia und Pietro Mazzotti (1838-1926). Sein Vater stammte aus der Provinz Lucca in der Toscana, war Bildhauer und Gipsgießer. Albert besuchte die Bildhauerklassse an der Schule für Kunst und Handwerk in Münster. Er studierte in München und unternahm Studienreisen nach Italien. 1919 gehörte er zu den Mitbegründern der Künstlergemeinschaft Schanze in Münster. 1925 arbeitete er als Dozent in Triest. 1944 zerstörte ein Bombenangriff sein Atelier an der Kirchherrngasse in Münster. 1946 nahm er die Totenmaske von Clemens August Kardinal von Galen ab. Er starb am 14. Februar 1951 in Münster.

 

Das Ehrenmal, Außenansicht, Photographie von Heinrich Michael Knechten

Das Ehrenmal an der Kreuzstraße in Horneburg

1934 wurde der Alte Friedhof an der Kreuzstraße/Schulstraße zur Gedächtnisstätte umgestaltet. Ein Ehrenmal wurde errichtet und eine Grünanlage geschaffen. Im unteren Bereich des Altares wurden die Grabmäler einiger Horneburger Geistlicher eingelassen, nämlich von Vikar Ludger Schlüter (1835-1883), Pfarrer Carl Meÿer (1813-1891), Pfarrer Franz Stiene (1839-1901) und Kaplan Franz Render (1874-1902), zwischen ihnen ein Kreuz mit gelber Schleife, darunter Kelch und Hostie als Zeichen der Eucharistie und des Priestertums.

Grabmäler von Ludger Schlüter und Carl Meÿer, Photographie von Theodor Beckmann

 

Grabmal von Pfarrer Stiene, Photographie von Theodor Beckmann

Grabkreuz von Kaplan Franz Render, Photographie von Theodor Beckmann

 

 

 

 

 

In der Mitte, oberhalb des Altares, befindet sich das Kreuz:

Kreuz oberhalb des Altares, Photographie von Theodor Beckmann

Links und rechts außen sind die Namen der im (Ersten) Weltkrieg gefallenen Soldaten und eines Vermissten erwähnt. Links steht: Hermann Jeismann, Reserve, † 25.8.1914; Wilhelm Buerstedde, Garde, † 29.8.1914; Hermann Kalthofer, Res., † 11.9.1914; Hermann Gellenbeck, Vizefeldwebel, † 14.9.1914; Hermann Pennekamp, Res., † 21.11.1914; Wilhelm Sinder, Gefreiter, † 28.2.1915; Wilhelm Rupieper, Landsturm, † 10.3.1915; Johannes Janinhoff, Res., † 16.4.1915.

(Erster) Weltkrieg, linke Tafel, Photographie von Theodor Beckmann

Auf der rechten Tafel des (Ersten) Weltkrieges steht: Johannes Stegemann, Res., † 26.4.1915; Martin Paul, Res., † 21.7.1915; Lorenz Wlazek, Landsturm, † 21.1.1916; Franz Michalack, Grenadier, † 4.5.1916; Josef Fischer, Unteroffizier, † 25.9.1918; Wilhelm Behler, Vizefeldwebel, † 4.10.1918; Franz Kuharczak, Res., vermisst.

(Erster) Weltkrieg, rechte Tafel, Photographie von Theodor Beckmann

Am 23.10.1955 wurden zwei Tafeln mit den Opfern des Zweiten Weltkrieges links und rechts des zentralen Kreuzes eingeweiht. Auf der linken Tafel steht: 1940 • Josef Seifer; 1941 • Wilhelm Elshoff, Helmut Euler, Franz Hüning, Hermann Pennekamp, Josef Zaumbrecher; 1942 • Gerhard Hüning, Rudolf Kyrmel, Josef Plattmann, Hermann Scherer; 1943 • Franz Bernhardt, Wilhelm Breuckmann, Josef Dirks, Alois Fischer, Paul Formanowitz, Josef Kaluzny, Robert Langner, Josef Lucas, Erhard Mittmann, Josef Ovelhey, Theodor Rombeck, Heinrich Tübing; 1944 • Theodor Eggenstein, Johann Giezek, Theodor Janinhoff, Theodor Joemann, Hermann Koppelkamp, Emil Müschenborn, Albert Pühs, Anton Rennefeld, Klemens Rombeck, Rudolf Saarmann, Wilhelm Schulte, Johann Schulte-Havermann, Franz-Josef Sträterhoff, Theodor Wach, Otto Wiesmann, Wilhelm Winkelmann.

 

Gefallene im Zweiten Weltkrieg, Tafel links, Photographie von Theodor Beckmann

Auf der rechten Tafel sind vermerkt: 1945 • Hermann Anke, Joachim Behler, Rudolf Bensch, Erich Borsch, Josef Hölter, Werner Kalb, Wilhelm-Josef Krotsch, Alfred Mittmann, Wilhelm Plöger, Albert Ziegler; 1946 • Hermann Fischer. Bombenopfer: Heinrich Hoppe, Theodor Schlüter, Gustav Dirks, Josefine Stimberg; Vermisst: Paul Bensch, Fritz Berens, Josef Berens, Franz Bergfort, Artur Bikowski, Alois Brinkmöller, Bernhard Brinkmöller, Gerhard Führer, Richard Giehl, Karl Grimberg, Franz Hoppe, Bruno Huke, Wilhelm Kalb, Hermann Kalthofer, Franz Kostede, Werner Kröger, Franz Krys, Josef Lucas, Karl Möller, Josef Rademacher, Paul Schulte, Heinrich Sindern, Wilhelm Sindern, Josef Sprenger, Paul Warnke, Josef Weiß, Heinrich Wesselbaum.

Gefallene, Bombenopfer und Vermisste im Zweiten Weltkrieg, Tafel rechts,
Photographie von Theodor Beckmann

Kreuz, Altarplatte und Gefallenentafeln im Ehrenmal, Photographie von Theodor Beckmann

Das Innere des Ehrenmals, Photographie von Theodor Beckmann

1991 erhielt das Ehrenmal ein schmiedeeisernes Tor. Die restlichen Grabdenkmäler des Alten Friedhofes wurden entfernt und eine durchgängige Grünanlage geschaffen.

Die Tafel am Ehrenmal, Photographie von Theodor Beckmann

 

Bibliographie

o   Albert Mazzotti (senior), in: http://wiki.muenster.org/index.php/Albert_Mazzotti_(senior) (abgerufen am 8.9.2018).

o   Jubiläen der Landwirtschaftsschulen, Gellenbecks Horneburger Chronik (Handschrift der Lehrerin Fräulein Josefa Greve oder des Vertretungslehrers Averdung), in: www.borisogleb.de/gellenbeck3.htm (abgerufen am 13.9.2018).

o   Lenter, Heinrich, Horneburg einst und jetzt, in: Vestischer Kalender 23 (1951), 121-123.

o   Müschenborn, Wilhelm, Der Landrat saß in der Weinlaube. Kreis richtete 1896 auf dem Schloß eine Landwirtschaftsschule ein, in: Festschrift zum Schützenfest 1996 in der alten Freiheit Horneburg, hg. v. Bürgerschützenverein Horneburg 1384 e. V., Horneburg 1996, 75-82.

o   Pfarrer in Horneburg. Horneburger Friedhöfe. Fest der ehemaligen Horneburger, in: www.borisogleb.de/geschichte1.htm (abgerufen am 8.9.2018).

o   Pietro Mazzotti, in: http://wiki.muenster.org/index.php/Pietro_Mazzotti (abgerufen am 13.9.2018).

 

© Heinrich Michael Knechten, Horneburg 2018

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